Zunächst ein bisschen Theorie mit einem Zitat von Dieter Wellershoff:
Über traditionelle und modernes Erzählen
Im modernen Roman wird der Leser "nicht wie im traditionellen Roman vom Erzähler geführt und am Anfang mit den wichtigsten Informationen versorgt, sondern hineingestoßen in einen Fiktionsraum, der sich erst allmählich und vielleicht nie richtig, nie endgültig erschließt, der aber auch keine Fenster, keine Tür in ein sicheres Außerhalb hat.
Das war der rationale Komfort, den die tradtionelle Erzählerposition, zum Beispiel die Rahmenerzählung, dem Leser bot: Er konnte den Konflikt, das Abenteuer, die Verwirrung aus der überlegenen Distanz, nämlich vom Ende her, vom Standpunkt der erreichten Problemlösung, der wiederhergestellten und bestätigten Ordnung, also mit den Augen der Weisheit und des Humors sehen. Vorgeführt wurde ihm ein Realitätsausschnitt, der eingebettet blieb im größeren Horizont des Allgemeinen, und der außerdem schon nach bedeutenden und unbedeutenden Elementen, also konventionell selektiert war, so wie er sich nach einiger Zeit dem Langzeitgedächtnis einprägt.
In der literaturgeschichtlich jüngeren Erlebnisperspektive ist dagegen die Subjektivität total gesetzt. Es gibt kein Außerhalb und keine zeitliche Distanz. Alles erscheint so augenblickshaft, ungeordnet und subjektiv, wie die handelnde Person es erfährt."
(aus Magazin Deutsch 2, Hrsg. G.Graf und E.Hönes, Buchner 1998, S.23 )
Jetzt ein paar Schreibanlässe:
Ungeschriebene Briefe und ungehaltene Reden
Renates Reaktion:
Renate schreibt einen Brief an ihre Mutter, in welchem sie noch einmal auf deren Besuch in der WG zu sprechen kommt, ihr darlegt, wie sie die Situation empfunden hat und ob sie noch einmal besucht werden möchte.