Helene Kynast (*1942): Alles Bolero (1997)

Ab 14 Jahre, 191 Seiten, 18 x 12 cm, Taschenbuch, neue Schreibung

Ausgangssituation: Die letzten Tage der Sommerferien in der Kleinstadt B. an der Ostsee-Küste. Jan Delft (17 Jahre, 168 cm groß), der sich J.D. nennt wie James Dean und sich auch so fühlt, bereitet sich gedanklich auf den ersten Schultag vor. Da er die 11. Klasse wiederholt, muss er in eine neue Klasse. Sein Vater ist ein gut situierter Arzt, vielbeschäftigt und sehr streng, die Mutter versucht zu vermitteln, die größere Schwester Linda ist gerade dabei, aus Protest auszuziehen, zu ihrem Freund Andi, weil dieser vom Vater nicht akzeptiert wird. Jans erste große Liebe Kiki‘ ist ein Jahr zuvor in Spanien den Drogentod gestorben, ein Ereignis, das Jan nicht loslöst und möglicherweise auch seine Schulschwierigkeiten mitbedingt hat. Jan liebt es, abends mit seinem Moped durch die Straßen zu rattern, insbesondere über den Friedhof, auf dem sich Kikis Grab befindet.

(S.20) Der erste Schultag in der neuen Klasse: Zwei ebenfalls Neue beschäftigen seine Phantasie, die neue Mitschülerin und Nebensitzerin Nana, sowie die neue Deutschlehrerin Vera Riemann.

(26) Vater und Tochter Delft streiten sich heftig wegen ihres Freundes, den Automechaniker Andi.

(32) Jan ist von seiner Deutschlehrerin hingerissen. Im Unterricht lesen sie jetzt den "Werther“. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Vater sinnt Jan über die Todesarten von Werther, Wibeau, James Dean und Kiki Zürner nach. Das Mädchen, Tochter eines ebenfalls gut situierten Steuerberaters, war mit einem Dealer nach Spanien verschwunden und dort tot am Strand aufgefunden worden: Überdosis.

(40) Perspektivenwechsel: Nana beschreibt in einem Tagebucheintrag ihren neuen Nebensitzer als merkwürdig verschlossen und unsicher. Er gibt sich cool und gelangweilt, aber das sei nur Fassade.

(44) Schwester Linda zieht aus, die Stimmung in der Familie ist auf dem Tiefpunkt. Jan ermittelt die Adresse seiner Deutschlehrerin und kurvt mit seinem Moped vor deren Haus herum.

(50) Jan fiebert den Deutschstunden entgegen, sieht seine Lehrerin mit den Augen Werthers. Die Nebensitzerin Nana dagegen nimmt Werthers Liebe unter die psychoanalytische Lupe und entdeckt reinen Narzissmus. Wieder sinniert Jan über Todesarten (Werther, Wibeau, James) und wieder führt ihn dies zu Kikis Tod in Spanien.

(63) Nanas Tagebuch: Jans Ironie ist reine Tarnung.

(64) Fortsetzung des Vater-Sohn-Kleinkrieges“: Sohn Pazifist, Vater Reserveoffizier.

(68) Am Jachthafen trifft Jan zufällig Nana, die ihn zu einer Segelpartie einlädt. Nebenbei lässt sie durchblicken, dass sie Jans Hinwendung zur Lehrerin durchschaut.

(72) Perspektivwechsel: Deutschlehrerin Vera Riemann, keine festangestellte Lehrerin, sondern vertretungshalber am Thomas-Mann-Gymnasium, schildert in einem Brief an ihren fernen Geliebten in Spanien (Pablo), wie es ihr in der 11. Klasse geht und dass insbesondere ein Schüler vom Thema Liebe und Tod“ sehr umgetrieben wird.

(75) Nanas Tagebuch: Nana schildert ihre Erlebnisweise der Segelfahrt mit Jan. Er hat ein Problem, lässt es aber nicht aus sich raus.

(79) Die Klasse 11 plant mit ihrem Geschichtslehrer Berger einen Klassenausflug. Man entscheidet sich für Weimar und Buchenwald.

(82) Deutschstunde: Nana nimmt Edgar Wibeau (aus Plenzdorfs Die neuen Leiden des jungen W“) unter die psychoanalytische Lupe. Sein Tod sei eigentlich ein Selbstmord, aus dem ES heraus. Jan möchte sich mit ihr verabreden, traut sich aber nicht.

(86) Nanas Tagebuch: Segeln mit Jan. Nanas eigene Geschichte als Ossi wird vorgestellt. Die Familie wurde arbeitslos, musste umziehen, dann der Tod von Bernd, ihrem großen Bruder. Nach der Segelfahrt hat Jan Nana mit dem Moped nach Hause gefahren und dabei im Friedhof am Grab von Kiki Zürner einen Zwischenstop eingelegt: noch keine Erklärungen.

(94) Besuch bei Schwester Linda. Sie weigert sich zu VAters 50. Geburtstag zu kommen ihne ihren Andi. Zuhause kommt Jan nicht mit seinem Vater ins Gespräch. Dann fährt er eben wieder Moped vor Vera Riemanns Haustür. Im Kopf hat er filmreife Liebesfantasien.

(102) Nanas Tagebuch: Sie denkt über ihre Gefühle zu Jan nach.

(106) Noch mehr filmreife Liebes-Fantasien: Jan besucht und erobert seine Deutschlehrerin. Dann ein Bericht von der echten, ziemlich nüchternen Begegnung. Er darf ihr die Sprudelkiste ins Haus tragen. Sie erzählt ihm ihre Spanien-und-Pablo-Geschichte.

(118) Nach dieser Ernüchterung landet Jan auf dem Rummelplatz, wo er Nana trifft und ihr ein Ich-mag-dich-Lebkuchenherz schenkt.

(121) Nanas Tagebuch: Der Abend mit Jan aus ihrer Sicht.

(124) Auf Initiative Nanas gehen die Beiden ins Kino, es läuft Zabriskie Point“, ein älterer Streifen, der Jan dennoch sehr beeindruckt: Liebe im Tal des Todes! - Zuhause belauscht Jan zufällig ein Gespräch im elterlichen Schlafzimmer: Vater nimmt sich vor mal wieder mit Jan zu reden.

(130) Nanas Tagebuch: Nach dem Film hat Jan ihr von Ulrike (Kiki‘) Zürner erzählt, wie in Trance“ und dass er sie hätte retten müssen. - Küssen und Händehalten.

(136) Schule: Geschichtslehrer Berger befragt die Schüler nach ihren Lebensentwürfen“. Jan denkt an Tod in Venedig“, den Film, und wie der Lebensentwurf des Professors wegen eines polnischen Gräfleins zu nichts zerfällt.

(142) Überrachung zuhause: Vater fordert Jan auf, sein Mädchen‘ zum großen Fest mitzubringen. - In der Schule: Die Anziehungskraft der Deutschlehrerin hat deutlich nachgelassen. - Am Abend Bootsfahrt mit Nana.

(147) Nanas Tagebuch: Sie arbeitet diesen besonderen Tag auf, vom Morgen bis zu Abend, denn Es ist passiert!“ Und dabei kommt auch die ganze Kiki-Geschichte heraus, eine Drogenkarriere bis zu goldenen Schuss. Jans Schuldgefühle.

(158) Die Vorbereitungen für Vaters 50er-Fest laufen. - Nach einem Besuch im Grünen Mond“ (vor einem Jahr noch Techno und Drogen, jetzt guter Jazz) geht Jan noch zu Nanas Eltern und stellt sich vor. Vater Journalist, Mutter wie Nana, in Nanas Zimmer ein Foto mit einem blonden Typ darauf.

(164) Nanas Tagebuch: Der Abend aus Nanas Sicht, man erfährt, dass ihr Bruder Bernd bei einem Arbeitsunfall (Ferienjob) ums Leben kam.

(170) Das Fest: Alles scheint gut zu gehen! Auch dass Linda unangekündigt mit ihrem Andi erscheint, löst keine Katastrophe aus und erleichtert Jan. Mit ein paar Gläsern Sekt im Kopf setzt er sich auf sein Moped, fährt durch den Friedhof, schafft vorm Heldendenkmal die Kurve nicht und liegt danach tagelang im Koma.

(176) Ein Zeitungsbericht über den Unfall.
(177) Nanas Tagebuch: Der Tag danach.
(181) Jan wacht schließlich aus dem Koma auf, er kehrt ins Leben zurück, aber nicht mehr als J.D., sondern als Jan Delft, der im Krankenhaus auch noch seinen 18. Geburtstag feiert.


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20 02

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