Friedrich Dürrenmatt - Der Richter und sein Henker (1955)
Unterrichtsideen und Arbeitsvorschläge

Das Genre „Kriminalroman”

„...erzählende Prosagattung, die in unterschiedlicher Akzentuierung von Verbrechen und ihrer Aufklärung handelt und dabei an standardisierte Erzählmuster gebunden ist. Ihr Reiz liegt nicht zuletzt gerade in der Variation dieser Muster und Strukturen. Die gewaltige Ausweitung der Produktion in der Gegenwart, die auch die audiovisuellen Formen betrifft, führt häufig zu Verbindungen mit verwandten Genres wie der Abenteuer-, Agenten- und Spionagegeschichte und verstärkt den Zug zur Trivialisierung eines wachsenden Segments der Gattung. Zugleich hat der K. mit Schauplätzen im alten Ägypten oder Rom, im Mittelalter oder im 19. und frühen 20. Jh. die historische Dimension entdeckt.

Grundsätzlich lassen sich zwei Typen des K.s unterscheiden: der analytische Detektivroman und der K. im engeren Sinn. Beim Detektivroman steht das Verbrechen (in der Regel ein oder mehrere Morde) am Anfang, die Rekonstruktion des Tathergangs und die Überführung des Täters / der Täterin erfolgt im Verlauf des Erzählens. Eine herausgehobene Rolle kommt dabei der Gestalt des Detektivs (Privatdetektiv, intellektuell überlegener Amateur, Polizist) und immer mehr auch der Detektivin zu, die es mit einer sozial meist homogenen Gruppe von Verdächtigen und Zeugen zu tun hat, aus deren Mitte der Täter stammt. Bei dem anderen Typus des K.s sind Täter und Tathergang schon von Anfang an oder jedenfalls bereits recht früh bekannt; er muss seine Wirkung, seinen Spannungsreiz aus anderen Momenten – wie z. B. der Täterpsychologie oder der Aufklärung des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Hintergrunds – beziehen. Der erste Typ überwiegt zahlenmäßig und wird mit dem zweiten heute dem Oberbegriff K. subsumiert."

(Volker Meid: Sachwörterbuch zur Deutschen Literatur , Reclam jun. Stuttgart 2000 CD-ROM-Ausgabe S. 592)

Grundbausteine und Strukturen
Was zu einer Kriminalgeschichte unbedingt dazugehört? Oder auch nicht unbedingt!

  +-------+-----+-------+-------+ 
  | TÄTER | TAT | OPFER | MOTIV | 
  +-------+-----+-------+-------+ 
          +----------+-------------+------------+---------------+ 
          | DETEKTIV | VERDÄCHTIGE | AUFDECKUNG | VERURTEILUNG  | 
          +----------+-------------+------------+---------------+ 

           DARAUS ERGEBEN SICH ZWEI STRUKTUREN: 
 
  DETEKTIVGESCHICHTE          oder            KRIMINALGESCHICHTE 
  ------------------                          ------------------ 
  - Entdeckung des Verbrechens              im allgemeinen wird der 
  - Auftreten des Detektivs (HELD?!)        Weg des Täters zur Tat 
  - Ermittlung der Verdächtigen                     gezeigt 
  - Suche nach dem Motiv                    Der Leser erfährt die 
  - Überführung des Täters                   Tatmotive und zeigt 
  - Rekonstruktion der Tat                   event. Verständnis 
 
     +-----------------------+               +--------------------+ 
     |    TAT -> TÄTER       |               |   TÄTER -> TAT     | 
     | Protagonist: Detektiv |               | Protagonist: Täter | 
     +-----------------------+               +--------------------+ 
 

Klaus Dautel (cc)

Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, falls diese nicht immer ganz Themen-gerecht sein sollte.