Zusammenfassung des Buches

DIE ÖKOLOGISCHE BENACHTEILIGUNG DER TROPEN

W. Weischet (1977): Die ökologische Benachteiligung der Tropen

1. Fassung der Problemstellung 2. Die entscheidenden tropenspezifischen Engpässe agrarwirtschaftlicher Inwertsetzung 3. Die Inwertsetzungsmöglichkeiten der Tronen
2.1. Der scheinbare Widerspruch produktionsstarker Wälder und ertragsschwacher Kulturfläche

2.2. Die tropische Wald-Feld-Wechselwirtschaft als Ursache des Übels?

2.3. Die Schlüsselstellung der Boden für die Inwertsetzung der Tropen

2.4. Wurzelpilze sichern den trop. Regenwald

2.5. Rodungsfolgen in den Tropen im Vergleich zu den Außertropen

2.6. Mit wachsender Trockenheit nimmt die Wirksamkeit der chemischenVerwitterung ab.

Moderne Forschungsergebnisse aus verschiedenen Erdwissenschaften liefern in ihrer ökologischen Verknüpfung inzwischen den Beweis, daß tropische Lebensräume hinsichtlich des agrarwirtschaftlichen Produktionspotential von Natur aus wesentlich ungünstiger gestellt sind als diejenigen der Außertropen und Subtropen. Aus dem Zusammenwirken von Wasserhaushalt Bodenbildungsprozess, Nährstoffkreislauf in der Vegetation und Formungs- vorgängen bei der Ausgestaltung der Erdoberfläche ergeben sich unter den tropischen Klimabedingungen nämlich bestimmte limitierende Faktoren, welche die mögliche agrarische Produktion an Nahrungsgewächsen zwangsläufig auf eine Niveau fixieren, das erheblich unter demjenigen vergleichbarer Anbaugebiete in den Mittelbreiten und Subtropen liegt, ob mit oder ohne natürliche bzw. künstliche Düngung spielt dabei keine Rolle.

Die Folgen sind tiefgreifend. Im Endeffekt läuft alles darauf hinaus, daß Außertropen und Subtropen leichter zu Lebensräumen hohen sozialönkonomischen Standards entwickelbar wären und sind als die Tropen. Die Tropenbewohner haben seit jeher ein von der natürlichen Umwelt vorgegebenes Handicap in der Kulturentwicklung der Menschheit zu tragen gehabt. Eingeborenenlandwirtschaften, die uns als unterentwickelt erscheinen, sind im Grunde - von kleinen Defekten abgesehen - die bestmöglichen Annassung an gegebene Umweltbedingungen. Nach den neueren Erkenntnissen muß sogar befürchtet werden daß alle Hilfe mit den in den Außertronen entwickelten Techniken die entscheidenden Restriktionen nur teilweise zu überwinden vermag.

1. Fassung der Problemstellung

Die Tropen werden soweit sie genügend Regen empfangen, gemeinhin für fruchtbare Gebiete gehalten. Um so alarmierender und damit auch unbegreiflicher wirken sich vor dem Hintergrund dieses Allgemeinverständnisses die Berichte über mangelhafte agrarische Produktion, Unter- und Falschernährung der Bevölkerung bis hin zu wahren Hungerkatastrophen.

Unabhängig von der noch notwendigen Untergliederung nach hygrischen Gesichtspunkten kann man die Tropen thermisch durch die 18-Grad-C-Isotherme des kältesten Monats eingrenzen. Damit nehmen die Tropengebiete des Festlandes mehr als ein Drittel der gesamten Landmasse ein. In diesem Bereich lebt aber nur ein Viertel der Weltbevölkerung.

Die Differenzierung der Tropen wird bestimmt von der unterschiedlichen Gesamtmenge des Niederschlages und seiner Verteilung über das Jahr. Als allgemein bekannt kann man die Tatsache voraussetzen, daß von den äquatornahen Gebieten zu den äußeren Tropen hin Dauer und Ergiebigkeit der Regenzeit abnehmen. Wichtig hinzuzufügen ist noch, daß in der gleichen Richtung wie die Niederschlagsmenge geringer und die feuchte Jahreszeit kürzer werden, auch die Veränderlichkeit der Regen von Jahr zu Jahr so wohl hinsichtlich ihrer Menge, als auch der zeitlichen Aufeinanderfolge der einzelnen Niederschlagsereignisse wächst. Im äußeren Saum der Trockensavanne verläuft bei Jahresniederschlegen in der Größenordnung von 400 bis 500 mm, verteilt auf 4 bis 5 Regenmonate, die Polargrenze des Trockenfeldbaues. Von ihr äquatorwärts ist also von den thermischen und hygrischen Bedingungen her Feldbau ohne künstliche Bewässerung möglich.

Innerhalb dieses so eingegrenzten Raumes der Tropen zeigt die Bevölkerungsverteilung folgende wichtigen Charakteristika:

die Gebiete, in denen großräumig die gröBten Bevölkerungsdichten herrschen, liegen in den trockeneren teilen, abseits des immergrü- nen Regenwaldes Die räumlich dichteste Bündelung von Bereichen hoher Bevölberungs- konzentration abseits unmittelbarer Stadteinflüsse trltt im Inneren von Hochafrika, im Bereich der ostafrikanischen Seen auf. Abseits der Inseln großer Bevölkerungskonzentration ist die Zahl der aus dem Lande zu ernährenden Gebieten sehr niedrig im Vergleich zu den Subtronen bzw. den gemäßigten Breiten: normalerweise 10 - 20 Ew/km2, günstigstenfalls 20 bis 40 Ew/km2 . Diese Fakten bekommen erst ihr Gewicht, wenn man sie in Verbindung mit nicht ausreichender Agrarproduktion und unzulänglicher Ernährung der Bevölkerung sieht. Damit stellen sith zunechst folgende Fragen, die sich mit dem Problem der geringen Pevolkerungszahl und derem geringen wirtschaftlichem Ent- wick]ungsstand der tronischen L.~nder im Vergleich zu (den auSertronischen beschäftigt.

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2. Die entscheidenden tropenspezifischen Engpässe agrarwirtschaftlicher Inwertsetzung

2.1. Der scheinbare Wtiderspruch produktionsstarker Wälder und ertragsschwache Kulturfläche

Die Tropen galten bis Anfang der dreißiger Jahre auch bei den Vissenschaftlern unbestritten als die fruchtbarsten und potentiell tragfähigsten Landschaftsgürtel auf agrarwirtschaftlicher Basis, die für eine potentielle Bevölkerungsdichte von 200 Ew/km2 gegenüber 100 Ew/km2 in den Außertronen sprachen (Hans CAROL noch 1970: Tropisch Afrika: 3 Mrd. Menschen). Diese Ansicht liegt begrüdndet in der Üppigkeit tropischer Urwälder mit ihren extrem hohen Bäumen, der Mehrschichtigkeit der Kronenstockwerke, sowie der Auffüllung aller Zwischenräume durch Epiphyten, Schlingpflanzen und großblättrigge Kräuter. Man nimmt an, daß die jahrliche Brutto-Produktion an Biomasse im tropischen Regenwald 32,5, im subtrop. Feuchtwald 24,5, in den außertronischen Buchenwäldern aber nur 13 und im borealen Nadelwald lediglich 7 t pro ha beträgt. Damit ist die Produktionskraft natürlicher Wälder in den Tropen rund zweieinhalb mal größer als in den Außertropen.

Die naheliegende Schlußfolgerung, die jedoch falsch iste wie noch gezeigt wird, ist: Wenn die natürlichen Systeme nachweisbar eine solch hohe Produktionskraft aufweisen, dann müssen richtig gehandhabte künstliche agrarische Nutzungssysteme sich ähnlich verhalten. ansonsten stimmt mit den Nutzungesystemen etwas nicht. Dieser Ansicht gegenüber steht, daß in den Tropen pro ha Ku1turfläche und Jahr weniger Nahrungsmittel produziert werden als in den Außertropen von dem in der Landechselwirtschaft (s. u.) beanspruchten Gesamtareal gar nicht zu reden. In den tropischen Feuchtgebieten wie in den Gebieten des trop. Trockenfeldbaus rechnet man in etwa gleich mit einer 50 bis 100 % geringeren Nahrungsmittelproduktion pro ha kultivierten Landes als in den Außertropen.

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2.2. Die tropische Wald-Feld-Wechselwirtschaft als Ursache des Übels?

Die für die Trockenfeldbaugebiete der Tropen charakteristische Landnutzungssystem ist die sog. shifting cultivation oder ihre Weiterentwicklung, die Wald-Feld-Wechselwirtschaft (rotational bush fallow). Es handelt sich bei der urpsprünglichen Form um eine düngerlose Busch Feld-Wechselwirtschaft, verbunden mit episodischen oder periodischen Siedlungsverlegungen: Die agrarische Tetigkeit beginnt damit, daß ein Stück des Waldes, meist 1/4 bis 1/2 ha, in einen Z.ustand versetzt werden muß, der einen Anbau von Wirtschaftspflanzen möglich macht. Dazu werden zunächst in der Trockenzeit die Sträucher, Lianen und dünn- bis mittelstämmige Bäume geschlagen. Die größeren läßt man stehen. Kurz vor der Regenzeit wird das inzwischen abgetrocknete Material verbrannt. Halbverkohlte Äste und Baumststämme werden noch ein bißchen aufgeräumt, die Asche bleibt so, wie sie zu Boden gefal1en ist, auf der Oberfläche liegen. Sobald die Regenzeit beginnt, wird mit Hilfe eines Grabstocks der Samen einer Getreideart (meistens Mains) zwischen die halbverkohlten Reste des ehemaligen Waldes ungefähr 5 cm tief in die humushaltige, poröse obere Bodenzone eingebracht, die sich unter der Wald brache entwickelt hat. Kurz vor oder nach der Ernte der ersten Frucht pflanzt der Bauer auf dasselbe Feld mehrjahrige Knollen- und Fruchtgewächse, meist Cassava und Banane. In der Regenzeit wachsen alle Kulturpflanzen relativ schnell, mit ihnen aber auch die IJnkräuter, die als Lichtpflanzen im Wald unterdrückt bald zu einer Plage werden. Viel Zeit muß darauf verwandt werden die Kulturen von Unkräuteren freizuhalten. In der nächsten Ernteneriode wird auf dem Stück ein Teil der Knollengewächse geerntet, während der Rest zusammen mit den Bananen für die dritte Kulturperiode bleibt. Spätestens nach einem vierten Jahr muß das vorher genannte Feldstück als Brache der nachwachsenden Sekundärvegetation wieder überlassen werden, die in die Kulturfläche hineindrängt und vor allem die Erträge der Nutzpflanzen von Ernte zu Ernte rapide zurückgehen. Die geschilderte Busch-Feld- Wechselwirtschaft kann nicht verhindern, daß die nach einer jeweiligen Brachzeit von sechs bis acht Jahren wieder in Kultur genommenen Flächen beim zweiten oder dritten Durchgang wesentlich geringere Ernten aufweisen als beim ersten Mal; der Bauer muß sein Land aufgeben und seinen Hof verlagern (3 bis zwei Mal in seinem Leben: shifting away).

2.2.1 Daraus ergeben sich zwei Folgerungen

Shifting cultivation beansnrucht eine vielfach größere Fläche pro landwirtschaftlicher Betriebseinheit als ein Dauerfeld-Nutzungssystem und kann konsequenterweise nur eine relativ dünne Bevölkerung auf der Flächeneinheit tragen. Sie ist darüberhinaus eine sehr aufwendige Wirtschaft entgegen anderen Behauptungen. Alles wäre letztlich nicht so bedenklich, wenn bei diesem flächenaufwendigen Wirtschaftssystem auf den jeweils in Kultur genommenen Flächen die Erträge wenigstens so hoch wären, daß dadurch eine vertretbare Relation zum beanspruchten Gesamtareal hergestellt würde, doch ist dem nicht so; In den Tropen werden pro ha Kulturfläche und Jahr weniger Nahrungsmittel produziert als in den Außertropen .

2.2.2.

DE SCHLIPPE sagte einmal: Das periodische Verlassen von Gehöft und Feld ist die wichtigste Eigenart der shifting cultivation und als eine traditionelle Begrenzung von allgemeiner Bedeu tung ist es das größte Hindernis auf dem Weg allen Fortschritts in Afrika. Doch stellt shifting cultivation auf Grund der in 2.2 dargestellten Gründen, die unten weiter erläutert werden, nicht ein überwindbares Relikt unterentwickelter Agrarkultur in den Tropen dars sondern ist auf Grund der Gegebenheiten physisch-geogranhischer Art die ideale Landnutzung der tronischen Gebiete. angepaßt an den Eignungsraum!

Die Schlüsselstellung für das Verständnis dieser Aussage bilden die Böden der Tropen.

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2.3. Die Schlüsselstellung der Boden für die Inwertsetzung der Tropen

In den Tropen kann man eine weitgehende Parallelisierung der beden Geofaktoren Vegetation und Boden feststellen. Während der Bereich des immergrünen Regenwaldes beherrscht wird von den mehr oder wenigen ausgeprägten fersiallitischen Bodentypen mit der petrographisch bedingten Abwandlung der Ferrisole, liegt das Verbreitungsgebiet der Trockensavanne über der Zone fersialitischen Böden. Zur Dornsavaane hin gehen diese in braune und rotbraune Steppenböden über. Die weiter äquatorwärts gelegene Feuchtsavanne deckt sich fast genau mit dem Überschneidungsbereich obengenannter Böden. Von den zahlreichen Eigenschaften, welche die Qualität eines Bodens ausmachen, spielen im ökologischen System Klima-Boden-Pflanzenproduktion folgende drei eine entscheidende Rolle als limitierende Faktoren;

a) der Restmineralgehalt b) der Gehalt des Oberbodens an Humusstoffen c) die Kationenaustauschkanazitnt, die die Fähigkeit des Bodens beschreibt, ihm zugeführte Pflanzennährstoffe zu speichern und später an die Pflanzen abzugeben

2.3.1 Die Rolle der Tonminerale als Nährstoffaustauscher

Träger der Austauschkapazität sind neben den bereits genannten Humusstoffen die Tonminerale. Man unterscheidet zwei verschiedene Ton- mineralarten:

1. Die Zweischicht- und 2. Die Dreischichttonminerale

Während erstere eine sehr geringe Austauschkapazität (3 bis 15 m val/10( z.B. die Tone der Kaolinit-Gruppe, besitzen die Dreichschitminerale der Illit- und Chloritgruppen mit 10 bis 40 m val/100g und der Mont mortillonit 60 bis 150 m val/100 g eine sehr hohe. Kaolinite sind also rund dreimal schwächere Austauscher als I11ite und Chloritb.

2.3.1 Die Klimaabhängigkeit der Tonmineralbildung

Hinsichtlich der Frage der Klimaabhängkgkeit der Tonmineralneubildung wußte man schon seit langem, daß unter den Klimabedingungen der voll- und semihumiden Tropen nicht nur besonders tiefgründige, skelett- und restmineralarme, steinfreie Feinerdeboden ent stehen. Unter den Bedingungen tropischer Roterdebildung fehlen im Extremfall neben allen chemischen Substanzen, die Pflanzennährstoffe abgeben, auch noch fast die gesamte Kieselsäure (Desilifizierung). Darüberhinaus erbrachte die vollständige mineralogische Analyse des Verwitterungsmaterials, daß die Tonfraktion der trop. Böden vom austauscharmen Zweischichten-Tonmineral Kaolinit beherrscht wird. In den Außertronen reichen die Verwitterungstiefen im Normalfall mehrere Meter, zwuweilen bis 1 bis 1 1/2 m unter die Oberfläche. In den Tropen sind es immer mehrere Meter, nicht selten mehrere Zehner von Metern. Das von der Verwitterung gebildete Material besteht in den Tropen fast ausschließlich aus steinlosem (und damit nährstofflosem ) Feinlehm. Tropenböden sind als Folge rund hundertfach schneller ablaufender chemischer Verwitterung "verarmt, ausgewaschen".

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2.4. Wurzelpilze sichern den trop. Regenwald

Wenn nun die Kaolisole der feucht-warmen Tropen arm an Rest- mineralen und Austauschkapazitat sind, dann interessiert für die weitere ökoligische Ableitung die Frag, wo die noch vorhandenen Nährstoffe und Austauschkapazitäten im Bodenprofil lokalisiert sind.

Die tatsächlich vorhandenen austauschbaren Kationen als auch das potentielle Austauschvermögen für evtl. zugeführte Nährstoffe bei Böden ist in den feuchten Tropen

1. an wenige oberflächennahe Zentimeter und dort 2. im wesentlichen an organische Materie oder deren Mineralisierungsprodukte gekoppelt.

Die Mycorrhizae, frei übersetzt Wurzelpilze, tragen zu der Speicherung der Pflanzennährstoffe in der oberen Bodenschicht bei: die Pilze bekommen die lebensnotwendigen Photosyntate von der Pflanze und hel fen dafür dieser in zweifacher Weise, ihre Nährstoffversorgung über mineralarme Böden zu sichern. Mineralverbindungen, die sonst Pflanzen nicht zugänglich sind werden in solche, die von den Wurzeln aufgenommen werden können umgewandelt und vor allem wirken die Pilze als Nährstoffallen (nutrient traps).

Diese jüngsten Entdeckungen trugen entscheidend dazu bei, zunächst den scheinbaren Widerspruch zwischen der eindeutig nachweisbaren hohen Produktionskraft natürlicher tropischer Waldgesellschaften und der ebenso klar beweisbaren Produktionsschwäche bei Nahrungsgewächsen zu verstehen. Im unberührten tropischen Wald funktioniert die Biomassenproduktion in einem direkten Mineralkreislauf, d. h. einem fast abgeschlossenen System, das kaum Energie nach außen hin abführt und kaum Energie von außen gewinnt. Uber die schnelle Verwesung der Pflanzenstoffe werden die verbrauchten Mineralstoffe schnellstmöglich dem Kreislauf wieder zugeführt.

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2.5. Rodungsfolgen in den Tropen im Vergleich zu den Außertropen

Wird nun der Wald geschlagen und gebrannt, so wird der im Natur- zustand gegen Verlust abgesicherte Kreislauf an der entscheidenden Stelle aufgerissen. Die oberflächennahe Humussubstanz wird zum Teil direkt zerstört und die tiefer reichenden Mycorrhizae sterben bald ab. Mit den verbrannten Humusstoffen verliert der Boden den an der Oberfljche konzentrierten und durch den in den Tropen sehr rasch ablaufenden Abbau organischer Stoffe sehr bald auch den etwas tiefer lokalisierten entscheidenden Teil seiner Austauschkapazität .

Mit den Mycorrhizae werden die Nährstoff-Fallen beseitigt, die Mineralabfuhr über die Erosion kann verstärkt einsetzen. Desweiteren erlaubt die Kurzlebigkeit der eingebrachten Kulturgewächse keinen Neuaufbau der P Pilzwurzelflora, welche den Nährstoffverlust wenigstens bald wieder Einhalt gebieten könnte. Abhilfe kann nur die Rückkehr zu quasinatürlichen Zuständen in Form des Sekundärwadles während jahrelanger Bracheperioden schaffen. Selbst Düngungsversuche haben keinen Zweck da austauschfähige Tonminerale fehlen und so der Dünger beim ersten Regen wieder ab gefiihrt wird.

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2.6. Mit wachsender Trockenheit nimmt die Wirksamkeit der chemischenVerwitterung ab.

Als Folge davon wird die Aufbereitungstiefe der Böden geringer, ihr Gehalt an Bodenskelett und Restmineralen wird größer. Die Desilifizierung, die Kieselsäurelösung ist weniger intensiv mit der Folge, daß in der Tonsubstanz der Anteil der austauschstärkeren Dreischichten-Tonminerale auf Kosten der zweischichtigen Kaolinite zunimmt. Die fersiallitischen Boden im Bereich der K'urzgras- oder Trockensavannen besitzen über vergleichbaren Ausgangs- gesteinen wegen der genannten klimatisch bedingten Verä'nderung des Bodens eine wesentlich größere potentielle Fruchtbarkeit als die Regenwald- oder auch die Feuchtsavannengebiete.

Doch verhalten sich im regionalen Wandel vom Regenwald zur Trocken savanne die entscheidenden natürlichen Faktoren Bodenqualität und Wasserangebot gegensinnig in ihrer Wirkung auf die agrarischen Pro duktionsmöglichkeiten. Aus der Tatsache, daß das Maximum dei in Kultur genommenen Anteils am Gesamtbereich der Tropen im Bereich der Trockensavanne liegt, kann der Schluß gezogen werden, daß die Bodenqualität vom shifting cultivator höher geschätzt wird als die Klimasicherheit.

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3. Die Inwertsetzungsmöglichkeiten der Tronen

Für die feuchten Tropen stellt nach obigen Überlegungen die Form der Shifting cultivation die ideale Form der Anpassung an die naturgegebenen Bedingungen dar. Für die trockenen TroTen ergibt sich zunächst rein theoretisch die Möglichkeit der Bewässerung mittels großer Staudämme. Doch gestaltet sich speziell dieser Vunkt als sehr schwierig, da Stauseen in dieser Zone der exzessiven Flächenbildung der Randtropen (BtJDEL) bei den Flachmuldentälern neben immensen technischem know-how, das erst in Jüngster Zeit zur Verfügung steht, immense Kosten verursacht und die Stauseen große Flächen bei geringer Wasserspeicherung benötigen. Die starken Regenfälle während der Regenzeit verlangen eine schnelle Fertigstellung der Staudämme, rechtzeitig vor dem nächsten Regen.

4. Diese Tatsachen zwingen uns zum Umdenken.

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