Goethe und
Friderike Brion in Sessenheim

In diesem Augenblick trat sie wirklich in die Türe; und da ging fürwahr an diesem landlichen Himmel ein allerliebster Stern auf. Beide Töchter trugen sich noch deutsch, wie man es zu nennen pflegte, und diese fast verdrängte Nationaltracht kleidete Friedriken besonders gut. Ein kurzes weißes rundes Röckchen mit einer Falbel, nicht länger, als daß die nettsten Füßchen bis an die Knöchel sichtbar blie-ben; ein knappes weißes Mieder und eine schwarze Taffetschürze - so stand sie auf der Grenze zwischen Bäuerin und Städterin. Schlank und leicht. als wenn sie nichts an sich zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien für die gewaltigen blonden Zöpfe des lieblichen Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorge geben könnte; der Strohhut hing ihr am Arm, und so hatte ich das Vergnügen, sie beim ersten Blick auf einmal in ihrer ganzen Anmut und Lieblichkeit zu sehn und zu erkennen. (Dichtung & Wahrheit II/10, S. 433)

weiter:

Goethe über Friderike
Goethe-Aufenthalt in Straßburg
Goethe-Memorial in Sessenheim
Goethe-Büste


Zurück:
Hauptmenü - Straßburg - Elsass
Register - Impressum
zur ZUM
© Badische Heimat 1998/2000

Impressum · Datenschutz