Nach dreijährigen Untersuchungen und Restaurierungsarbeiten
sind die gallo-römischen Wandmalereien des Archäologischen
Museums nun wieder zu bewundern. Diese Großaktion
an der bedeutendsten antiken Freskensammlung im Elsass
wurde vom französischen Kulturministerium mit umfangreichen
Mitteln unterstützt und von dem auf die Restaurierung
antiker Wandmalerei spezialisierten Institut Pro Pictura
Antiqua (Soissons) durchgeführt. Für die wissenschaftliche
Auswertung zeichnet das Restauratorenteam in Zusammenarbeit
mit Wissenschaftlern des CNRS und der Ecole nationale supérieure
in Paris verantwortlich.
Zunächst wurden die früheren Restaurierungen
vom Anfang des 20. Jahrhunderts einer detaillierten ikonografischen
und technischen Analyse unterzogen, in deren Ergebnis zahlreiche
Wandmalereien nach neusten Standards restauriert werden
konnten.
Mehrere große Freskenensembles werden in neuer Anordnung
präsentiert, insbesondere die Funde von der Place
Kléber und der Place Saint-Thomas. Die neue Präsentation
basiert auf einer detaillierten ikonografischen Untersuchung
dieser Wandmalereien und der Mörtelanalyse ihrer Malschichten.
Die Ausstellung veranschaulicht die einzelnen Restaurierungsschritte
mit den jeweils angewandten Techniken und gibt einen umfassenden Überblick über
die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Kampagne. Erläutert
werden auch die ikonografischen Besonderheiten der Straßburger
Malereien, die sich aus der Grenzlage der Provinz im Römischen
Reich erklären. Ferner beleuchtet die Schau, wie diese
Wandmalereien durch die Darstellung der römischen
Gründungsmythen auch Propaganda- Themen bedienten.
Zum besseren Verständnis der technischen Aspekte antiker
Wandmalerei werden die verwendeten Materialien und Pigmente
auf allgemeinverständliche Art erläutert.
Neben der umfangreichen Sammlung aus Straßburg stellt
die Ausstellung weitere Fundorte im Elsass vor, an denen
jüngst oder bereits vor längerer Zeit Reste römischer
Fresken zutage gefördert wurden.
Ein kleiner Abschnitt zeigt Reminiszenzen an pompejanische
Motive in Architektur und Kunstgewerbe des 18. und 19.
Jahrhunderts; einen zeitgenössischen Brückenschlag
schließlich stellen die Fresken-Fragmente des aus
Mulhouse stammenden Künstlers Bernard Latuner dar,
der sich schon seit langem mit den Themen und Codes antiker
Historienfilme auseinandersetzt.

Place Saint-Thomas
Strasbourg, place Saint-Thomas: Büste einer Frau in einer
gerahmten Nische
(Musées
de Strasbourg, Foto M. Bertola).


Strasbourg, place Kléber, Ensemble 1 : Wandmalerei
- Dionysos und sein Thiasos und Feld mit Herkules und Hippolytos.
Oben: Detail mit Dionysos. (Musées de Strasbourg,
Foto M. Bertola).

Strasbourg, place Saint-Thomas, Ensemble 3: Szene mit Palästra
(Musées
de Strasbourg, Foto M. Bertola).

Strasbourg, place Saint-Thomas, Ensemble 3: Das Urteil des
Paris (Musées
de Strasbourg, Foto M. Bertola).

Strasbourg, place Saint-Thomas, Ensemble 4 : Landschaft
mit Baum und Vogel.
(Musées de Strasbourg, Foto M. Bertola).
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