Der Ursprung einer Eremitage als Vorläufer des Klosters
am Rand des Heiligens Forstes wird dem Jahr 1074 und dem Grafen
Dietrich von Montbeliard († 1102/1105) zugeschrieben, der
auch Graf von Altkirch und Pfirt war und umfangreichen Besitz
im Hagenauer Forst hatte. Dieser wurde zu der Zeit auch „Heiliger
Forst“ genannt, weil hier zahlreiche Einsiedler lebten
und es einige Klöster gab (Surbourg, Kœnigsbrück,
Sainte-Walpurge, Neubourg). Zwei Mönche erhielten der Überlieferung
nach die Erlaubnis. hier eine den Heiligen Philipp, Jakobus und
Walburga geweihte Gemeinschaft zu gründen. Das Walburga-Patrozinium
legt nahe, dass die Mönche aus Eichstätt kamen, wo
sich die Walburga-Reliquien seit dem 9. Jahrhundert befanden.
Als Gründer der Abtei gelten Herzog Friedrich I. von Schwaben
und Peter von Lützelburg. Von der Stauferfamilie erhielt
die Abtei zahlreiche Schenkungen und genoss ihren Schutz. 1102
bestätigte Papst Paschalis II. den Besitzstand, 1106 erteilte
Kaiser Heinrich V. dem Kloster neue Privilegien. Der Schwabenherzog
Friedrich der Einäugige, der Vater Barbarossas, hatte nach
einigen Quellen bei seinem Tod 1147 den Wunsch, hier bestattet
zu werden. Walbourg konnte sich aber ebenso wenig wie das von
Friedrichs Vater Friedrich I. zu diesem Zweck gestiftete Kloster
Lorch als Grablege der Staufer durchsetzen.

Walbourg, ehem. Klosterkirche, Langhaus mit Chor
Blütezeit der Abtei war die Zeit des 12. und 13. Jahrhunderts,
im 14. Jahrhundert setzte der Niedergang ein. Die wirtschaftliche
Lage stabilisierte sich erst unter Abt Sigmund Krieg (1415–1430)
wieder, sein Nachfolger Burkhard von Müllenheim (1430–1479)
konnte die Klosterkirche durch den Bau eines neuen Chors und
die Vergrößerung des Langhauses erneuern. Der damals
entstandene Kirchenbau enthält eine bemerkenswerte Zahl
von Fenstern des 15. Jahrhunderts, gefertigt zwischen 1456 und
1462 (Datum am Triumphbogen) und datiert 1465. Der Bauernkrieg (1525) verwüstete weniger die Abtei, aber
um so mehr deren Besitzungen.
1546 wurde Sankt-Walburga dem Stift von Sankt Peter und Paul
in Weißenburg inkorporiert, die seinerseits dem Domkapitel
von Speyer unterstand. Nach dem Dreißigjährigen Krieg,
der der Abtei schwere Schäden zufügte, widerrief das
von Ludwig XIV. geschaffene Conseil souverain d’Alsace
1685 die Inkorporation und beauftragte den Bischof von Straßburg,
die Abtei dem neu geschaffenen Großen Seminar von Straßburg
zu unterstellen.
Die Jesuiten, die in Sankt Walburga einzogen, erneuerten Kirche
und Wohngebäude und legten eine Park an. Auch nach dem Verbot
des Jesuitenordens 1764 blieb die Abtei im Besitz des Seminars.
Während der Französischen Revolution wurde die Abtei
1790 aufgelöst und 1796 verkauft. 1805 schließlich
wurde die Kirche der Gemeinde, die nun nur noch Walbourg hieß,
geschenkt. Die übrigen Gebäude und der Park blieben
im Besitz der Familie Saglio. Diese ließ in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts nördlich der Kirche ein
Wohnhaus bauen und verkaufte den gesamten Besitz 1890 an den
Industriellen Richard Haniel. Er ließ 1912 das heute existierende
neue Wohnhaus errichten. 1946 kaufte das Bistum Straßburg
das Gebäude, gründete hier das „Kleine Seminar“ und
errichtete in der Folgezeit eine Reihe von Schulgebäuden
und eine Kapelle.
Die Orgel war 1832 von Martin Wetzel (1794–1887) für
das Straßburger Münster gebaut worden, dort aber abgelehnt
worden. 1835 wurde sie hier eingebaut.
Die noch erhaltenen Fenster sollten zu Beginn der 1840er Jahre
verkauft werden, um mit dem Erlös die Restaurierung der
Kirche zu finanzieren. 1841 bis 1844 wurde in Erwägung gezogen,
die Reste der Glasfenster zu verkaufen, um die Restaurierung
der Kirche finanzieren zu können. 1862 wurden die Fresken
der Apostel und der Kirchenväter aus dem Jahr 1465 freigelegt
und restauriert. Im selben Jahr wurden die Kirchenfenster als
Monument historique klassifiziert, die gesamte Kirche am 6. Dezember
1898 unter Denkmalschutz gestellt.

Walbourg, ehem. Klosterkirche, Innenansicht zum Chor
Architektur
Von der ursprünglichen Eremitage ist nichts erhalten geblieben.
Von der Kirche des frühen 12. Jahrhunderts sind noch die
Mauern des Langschiffs aus Bruchsandstein erhalten. Sie wurden
offenbar aus Verehrung gegenüber dem Gründer, den Stauferherzog
Friedrich, beibehalten. Die zugemauerten Fenster wurden erst
1967 wieder freigelegt, zusammen mit den Resten zweier skulptierter
Pfeiler einer Tür in der südlichen Wand. Dendrochronologie
konnte das Holz eines Fensterrahmens, der sich heute im Museum
in Hagenau befindet, auf das Jahr 1100 datiert werden.
Abt Burkhard von Müllenheim ließ ab den Chor 1456
aus Ziegelsteinen neu errichten (das Jahr ist auf einer der Säulen
eingraviert), die Mauern des Langschiffs ebenfalls mit Ziegelsteinen
erhöhen, die Fensteröffnungen an der westlichen Seite
wieder öffnen und die Engelskapelle bauen (Chapelle des
Anges), die heute als Sakristei dient. Als Baumeister für
diese Arbeiten ist Hans Böblinger durch Markierungen am
Stein bezeugt. Die in den Fenstern des Chors eingravierte Jahreszahl
1461 markiert wohl den Abschluss der Arbeiten in diesem Bereich,
in das gleiche Jahr wurde dendrochronologisch der Dachstuhl datiert.
Der vermutlich aus der gleichen Zeit stammende Lettner wurde
1725 abgerissen, zwei Statuen (Maria und Johannes), die wohl
ebenfalls in dieser Phase entstanden, befinden sich heute an
der Fassade des ehemaligen Presbyteriums, der heutigen Mairie.
Kriegsschäden durch Luftangriffe aus dem Jahr 1945 konnten
ab 1949 behoben werden.
Textbasis (stark redigiert und erweitert): Wikipedia
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