Die Grabungen
in der Nekropole von Erstein fanden zwischen 1999 und 2003 statt
(Grabungsleiter: Rohmer, INRAP). Über 300 Gräber konnten freigelegt
werden, von denen einige außergewöhnlich reiche Grabbeigaben aufwiesen.
Diese Nekropole stellt den bis heute bedeutendsten Fund aus der
Merowingerzeit im Elsass dar. Sie wurde vom Beginn des 6. bis
zum Ende des 7. Jahrhunderts, also fast 200 Jahre lang, genutzt.
Diese Ausstellung ist die sechste im Rahmen der Reihe "Jüngste
Ausgrabungen". Im Anschluss an die wissenschaftliche Untersuchung
der Funde und nach deren Restaurierung will sie die Öffentlichkeit
erstmals mit den Ergebnissen dieser bedeutenden archäologischen
Grabung in Erstein bekannt machen. Die Exponate - eine Auswahl
der repräsentativsten Funde aus der Nekropole - werden zum besseren
Verständnis in die historischen und archäologischen Zusammenhänge
der merowingischen Periode im Elsass eingeordnet.
Die große Vielfalt der zutage geförderten Grabbeigaben liefert
zahlreiche Informationen über Bekleidung, Schmuck, Alltag, Bewaffnung,
Ernährung und Handwerk sowie über die Riten und den Glauben der
Menschen, die im frühen Mittelalter im Gebiet von Erstein lebten.
Anhand der in den Gräbern gefundenen Gegenstände konnten auch
neue Erkenntnisse über die Geschichte der Besiedlung der Region
in der damaligen Zeit gewonnen werden. So zeichnen sich zwei weitere
Einflüsse ab:
- ein fränkischer Einfluss, der über den gesamten Nutzungszeitraum
der Nekropole zu verzeichnen ist;
- ein Einfluss aus Mittel- und Norddeutschland, der vor allem
in der frühen Phase zum Tragen kam und auf Bevölkerungsgruppen
thüringischen, friesischen und sächsischen Ursprungs schließen
lässt.
Es handelt sich möglicherweise um Siedlungsbevölkerung, wobei
sich die Franken in den Randgebieten des Königreichs niederließen,
da diese im Zuge der mit dem Untergang des Römischen Reichs einhergehenden
Unruhen verlassen worden waren.
Im Zusammenhang
mit den Grabungsarbeiten an der Ersteiner Nekropole schuf der
elsässische Künstler Pascal Poirot ein außergewöhnliches Kunstwerk:
"L'ocre du loess". Es entstand im Rahmen einer Künstlerresidenz
unter der Schirmherrschaft des Kulturamtes der Region Elsass und
der Stadt Erstein. Genau wie ein Archäologe ein Grabungstagebuch
führt, füllte der Künstler ein altes Notariatsregister aus dem
19. Jahrhundert mit Zeichnungen und Malereien, zu denen ihn die
vergängliche Geschichte der Grabungsarbeiten inspirierte.
Im Anschluss
wird die Ausstellung auch in Erstein (Maison du Patrimoine) zu
sehen sein.
Ein Ausstellungskatalog wird gemeinsam mit dem Conseil Général
des Departements Bas-Rhin herausgegeben.
Die Ausstellung entstand mit der außerordentlichen Unterstützung
der Stadt Erstein und des Centre Leclerc/Erstein.
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