Projekt kulturer.be
Landeskunde > Geschichte > Archäologie > Archiv > Ausstellungen >
Unzählige unbekannte Schätze lagern in den Museumsdepots
des Landes und warten auf ihre Entdeckung. Dass deren Erforschung
und Vermittlung eine lohnenswerte Aufgabe der Museumsarbeit ist,
belegt nun eindrucksvoll die aktuelle Sonderausstellung im Limesmuseum
Aalen. Über vier Jahre hinweg hat ein Forscherteam des Archäologischen
Landesmuseums Baden-Württemberg, des LVR-LandesMuseums Bonn
und der Goethe-Universität Frankfurt a. M. zusammen mit
rund 80 Museen, Denkmalämtern und Forschungsinstituten in
Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, der Schweiz
und Österreich die Reste römischer Bronzestatuen von
der Nordsee bis zu den Alpen gesammelt und mit modernsten Untersuchungsmethoden
archäologisch und naturwissenschaftlich untersucht. Die
Ergebnisse werden nun im Rahmen der Ausstellung der Öffentlichkeit
präsentiert. Ermöglicht wurde dieses herausragende
Projekt durch die großzügige Förderung der Volkswagen
Stiftung im Rahmen der Förderinitiative Forschung an Museen.
Sog. Xantener Knabe, Berlin, Antikenmuseum (Foto: Wikimedia Commons/ Simplex2 - CC BY-SA 3.0)
Portrait Gordians III. aus Niederbieber mit Roentgenbild (LVR-LandesMuseum Bonn)
Adlerkopfschwert aus Rainau-Dalkingen, Limesmuseum Aalen
Statuen aus Bronze zählen zu den bedeutendsten Schöpfungen
der antiken Kunst. Bildnisse der Kaiser und Götter schmückten
als Ehren- und Kultstatuen die öffentlichen Plätze
und Heiligtümer. Dass dies nicht nur für Italien und
die Regionen rund um das Mittelmeer galt, konnte im Rahmen des
mehrjährigen Forschungsprojektes bewiesen werden. Dabei
wurden aus den Provinzen an Rhein und Donau bzw. entlang des
Limes über 5.000 Fragmente meist überlebensgroßer
Statuen aus 130 Fundplätzen gesammelt.
Für die Ausstellung wurden rund 750 Objekteaus dem 1.-3.
Jahrhundert n. Chr. aus 50 Museen im In- und Ausland ausgewählt.
Zu erkennen ist dabei die hohe künstlerische Qualität
und die reiche motivische Ausgestaltung der Bronzen, die nur
in hochspezialisierten Bronzewerkstätten gefertigt werden
konnten. Deren wohlgehütete Betriebsgeheimnisse konnten
für die Ausstellung mit modernen naturwissenschaftlichen
Methoden gelüftet werden.
Das breite Spektrum der Fundorte, von den Militärlagern am Limes über die großen Städte am Rhein bis hin zu den ländlichen Heiligtümern, verdeutlicht zudem, wie sehr die Ausstattung der öffentlichen Räume mit Bronzestatuen zum Alltag der Menschen gehörte.
Die Ausstellung beleuchtet schließlich auch die Zerstörung der Statuen, die vor allem während der Krisen im 3. Jahrhundert n. Chr. als römische Machtsymbole von ihren Sockeln gestoßen und eingeschmolzen wurden. Ein Phänomen, das auch in unserer Gegenwart bei Unruhen, Revolutionen und Staatsstreichen immer wieder zu beobachten ist. Thematisiert wird damit auch die höchst unterschiedliche Funktion und Wirkung der Statuen von Göttern, Kaisern und Menschen als „Bilder der Macht“ auf die jeweiligen Betrachter.
Die Ausstellung vermittelt auf einer breiten Forschungsgrundlage
neue und überraschende Erkenntnisse über das aufwändige
Statuenprogramm und die komplexe Bronzeindustrie in den römischen
Nordwestprovinzen und zeigt somit dem Besucher das neue Bild
einer schmuckvollen Welt an den äußeren Grenzen des
Imperium Romanum.
Zur Ausstellung erscheint im Nünnerich-Asmus Verlag & Media
ein umfangreicher Begleitband
200 Seiten, 29,90 Euro, im Museumsshop 19,90 Euro.
Text: Limesmuseum Aalen
im Detail: | |
siehe auch: | |
weiter: |
Startseite | Service | Aktuelles | zur ZUM | © Landeskunde online/ kulturer.be 2018