26. November 1713- Ein historisches Treffen zwischen Marschall
Villars und Prinz Eugen in Rastatt
Nachdem sich Kaiser und Reich nicht den Friedensschlüssen
von Utrecht angeschlossen hatten, flammte der Spanische Erbfolgekrieg
im Sommer 1713 am Oberrhein wieder auf. Als Oberbefehlshaber
standen sich Prinz Eugen von Savoyen und Marschall Claude-Louis-Hector
de Villars gegenüber. Die beiden Feldherren kannten sich
seit der Zeit Villars als Gesandter des französischen Königs
Ludwig XIV in Wien nach dem Rijswijker Frieden von 1797.
Villars war im Spanischen Erbfolgekrieg auf den Kriegsschauplätzen
in Italien, den Niederlanden und in Süddeutschland aktiv.
Hier stand er 1702 in der Schlacht bei Friedlingen dem Türkenlouis
gegenüber. Prinz Eugen war ebenfalls an den Fronten in Italien,
den Niederlanden und Süddeutschland aktiv. Beide Feldherren
trafen während des Krieges mehrfach in Schlachten aufeinander,
unter anderem in Malplaquet und Denain.
Im Sommer 1713 nach dem Ausscheiden der Niederlande und Großbritanniens
aus dem Krieg wurde der Oberrhein zum entscheidenden Operationsgebiet
der französischen und kaiserlichen Heere. Villars konnte
mit Landau und Freiburg zwei strategisch wichtige Festungen erobern
und so den Kaiser zu Verhandlungen bewegen.
Prinz Eugen, der sein Hauptquartier in Mühlburg aufgeschlagen
hatte, schlug Marschall Villars, der sich in Straßburg
aufhielt, Speyer und Rastatt als Verhandlungsorte vor. Man einigte
sich darauf, am 26. November mit kleinem Gefolge nach Rastatt
anzureisen.
Über den Empfang in Rastatt ist man gut aus den Briefen
und Aufzeichnungen Villars unterrichtet. Demnach reiste Villars
um 4 Uhr Nachmittags an, während Prinz Eugen eine halbe
Stunde später ankam. Als Eugen im Ehrenhof erschien, kam
Villars ihm zum oberen Ende der Treppe entgegen, um ihn dort
zu begrüßen und sich zu entschuldigen, ihm aufgrund
seiner Kriegsverletzung nicht weiter entgegenkommen zu sein.
Darauf umarmten sich beide und versicherten sich ihrer langjährigen
Freundschaft, die trotz der Kriegsläufe und Schlachten nicht
gelitten hatte. Prinz Eugen wählte das Appartement auf der
Ostseite des Corps de logis für sich, da dieses dem Reich
zugewandt war. Villars bezog die westlichen Frankreich zugewandten
Räumen. Noch am gleichen Tag trafen sich beide Verhandlungsführer
mehrfach und organisierten das tägliche Leben im Schloss.
Sie verständigten sich darauf, das Mittagessen abwechselnd
in ihren Appartements gemeinsam einzunehmen und abends bei Villars
zum Spiel zusammen zu kommen.
Bereits am Folgetag wurden die Verhandlungen aufgenommen, die
sich bis zum 6. März 1714 hinzogen, ehe der Frieden zwischen
dem Kaiser und Frankreich geschlossen werden konnte.
Stadtarchivar Oliver Fieg, 26. November 2013
Prinz Eugen von Savoyen, geboren am 18.10.1663
in Paris, gestorben am 21.04.1736 in Wien im Alter von 73
Jahren gehörte dem Haus Savoyen-Carignan an und war
einer der berühmtesten Feldherren des Hauses Österreich.
MIt der Aussicht auf eine militärische
Laufbahn hatte er seine Dienste dem Haus Österreich
angeboten und war während des Spanischen Erbfolgekrieges
(1701-1714) Oberkommandierender der antifranzösischen Alliierten und an den Fronten in Italien, den Niederlanden und Süddeutschland aktiv.
Marschall Claude-Louis-Hector de Villars,
geboren am 08.05.1653 in Moulins (Allier), gestorben am 17.06.1734
in Turin im Alter von 81 Jahren, war einer der größten
und berühmtesten Generale
der französischen Geschichte. Während
des Spanischen Erbfolgekrieges kämpfte er – wie
auch Prinz Eugen – an den Fronten in Italien,
den Niederlanden und Süddeutschland. |