Bilder und Macht
im 20. Jahrhundert
Ausstellung im Haus der Geschichte Bonn
28. Mai -
17. Oktober 2004
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Theodor Dengler,
Wilhelm II,
1895, Öl/Leinwand
Foto: © Franz Fischer, HdG
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Haus der
Geschichte gibt im Wahljahr 2004 einen Einblick in die öffentliche
"Inszenierung" von Politikern
Bilder prägen
die Wirklichkeit, sie suggerieren Objektivität. Ohne Bilder sind
Ereignisse heute kaum noch zu kommunizieren. Wer die Bilder beherrscht,
beherrscht auch die Köpfe.
Das Haus der Geschichte zeigt in seiner neuen Wechselausstellung
"Bilder und Macht im 20. Jahrhundert" vom 28. Mai bis 17. Oktober
2004 mit rund 500 Exponaten, wie sich Politiker in der Vergangenheit
"inszeniert" haben und in der Gegenwart öffentlich darstellen.
Ein überlebensgroßes Hitler-Gemälde und ein 342 cm hohes und 3,2
Tonnen schweres Stalin-Denkmal belegen den Machtanspruch und Größenwahn
der Diktatoren. Auch "nicht gewünschte" Bilder, die in Diktaturen
nicht gezeigt werden durften, sind zu sehen. Als Beispiele für
den Kampf um Wählerstimmen in der Demokratie dienen Plakate, Flugblätter,
Aufkleber, Zeitungen und audiovisuelle Medien.
Die Ausstellung fragt nach der Bedeutung von Politiker-Bildnissen
für die öffentliche Meinungsbildung und beschreibt die Entwicklung
visueller Präsentationen von Herrschaft in Deutschland von den
1920er Jahren bis in die Gegenwart von der Plakatierung an der
Litfasssäule bis zum Fernsehduell.
Vorgestellt werden Politiker-Bildnisse als Mittel visueller Kommunikation
in verschiedenen Systemen: In der Weimarer Republik sind vor allem
die Reichspräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg
präsent, die unterschiedliche politische Stile und Richtungen
verkörpern.
Für das nationalsozialistische Regime dienen Bilder Hitlers als
Instrumente eines zentral gelenkten Personenkults zur Legitimierung
des Systems, zur Massenintegration und Herrschaftssicherung. Die
nationalsozialistische Propaganda setzt Hitler in verschiedenen
Rollen als charismatischen Übermenschen in Szene, gleichzeitig
aber auch als Identifikationsfigur, verständnisvollen Mitmenschen
und Mann des Volkes.
Der sowjetische Diktator Josef Stalin ist die zentrale Bildikone
in den kommunistischen Ländern des Ostblocks, der sowjetischen
Besatzungszone und der DDR in der frühen Nachkriegszeit. Die Bildpropaganda
verherrlicht Stalin als vierten "Klassiker", als genialen Fortsetzer
des Erbes von Marx, Engels und Lenin. Trotz Entstalinisierung
und Verurteilung des Personenkultes werden Walter Ulbricht, Erich
Honecker und andere DDR-Politiker je nach Bedarf als Arbeiterführer
oder "volksfreundlicher Landesvater" hervorgehoben.
In der Bundesrepublik konkurrieren Bilder und Gegenbilder in
einer demokratischen, pluralistischen Öffentlichkeit. Konrad Adenauer
ist der erste Politiker der jungen Bundesrepublik, der als Spitzenkandidat
1953 die Personalisierung für seinen Wahlkampf nützt. Erste "Home-Stories"
in den Magazinen ergänzen die Präsentation von Politik und Politikern.
Die Wahlkampagne für Willy Brandt 1961 orientiert sich an Methoden
amerikanischer Wahlkämpfe. Die Werbestrategen stellen ihn als
jugendlichen, dynamischen Helden, als "deutschen Kennedy" dem
alternden Adenauer gegenüber.
Mit der flächendeckenden Verbreitung des Fernsehens Anfang der
1970er Jahre erhält das Medium in der Vermittlung von Politik
und Politikern eine herausragende Bedeutung. Die verschiedenen
Visualisierungsstrategien der Kanzler und ihrer Herausforderer
werden dargestellt. Die Öffnung der Medien für Privatanbieter
in den 1980er Jahren, neue Sendeformate und die stärkere Konkurrenz
der Medien untereinander verändern die öffentliche Darstellung
der Politik. Spitzenkandidaten präsentieren sich in Talkshows,
Quiz- und anderen Unterhaltungsformaten.
Ausstellung "Bilder und Macht im 20. Jahrhundert"
28. Mai - 17. Oktober 2004
Öffnungszeiten: Di - So, 9.00-19.00 Uhr, Eintritt frei
Text: HdG
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