Das Deutsche Historische Museum widmet vier zentralen
Etappen der deutschen Verfassungsgeschichte eine Ausstellung.
Im Mittelpunkt stehen die Freiheits- und Grundrechte. Von
ihrer Verwirklichung hängt die Bedeutung einer Verfassung
ab.
Mit höchst unterschiedlichen Objekten - von Plakaten,
Fotografien und Transparenten über Grafiken und Gemälde
bis hin zu Fahnen und Möbeln - wird zum ersten Mal
eine Ikonographie der deutschen Verfassungsgeschichte präsentiert.
Die Geschichte der Verfassungen kann anders erzählt
werden denn als bloße Ansammlung von Artikeln und
Bestimmungen. In ihr verbergen sich vielmehr historische
Entwicklungen und Erfahrungen. Sie erzählen vom unbedingten
Freiheitswillen der Menschen, vom Abschütteln überkommener
Unterdrückung, aber auch von Engagement, von Beteiligung
und Mitsprache, vom Gedanken der natürlichen Gleichheit
aller Menschen und - auch dies - von jenen, die dafür
ihr Leben ließen. Es gilt, die Geschichte der Verfassungen
in Deutschland als das zu begreifen, was sie neben anderem
auch und bei allen Verwerfungen im Besonderen ist: Die
Geschichte deutscher Freiheits- und Einheitsbestrebungen.

Christina Kaiser, Satire auf den Artikel 27 (Meinungsfreiheit)
der Verfassung der DDR, um 1985. © Deutsches Historisches
Museum
Die Ausstellung 2008 erinnert, bezogen auf 2009, an mehrere
Jubiläen, die es demnächst zu begehen gilt. Die
erste deutsche Verfassung, deren Urkunde wir im Hause so
sorgfältig verwahren wie stolz zeigen, entstand und
scheiterte im Jahr 1849. Überdies jährt sich
die weiterentwickelte Verfassung der ersten deutschen Republik
von 1919, welche das konstituierende Dokument der sogenannten
Weimarer Republik war. Und schließlich entstanden
in Fortschreibung der Freiheitsrechte und staatlich-demokratischer
Ordnung im Jahre 1949 zwei weitere Verfassungen für
die Bundesrepublik Deutschland und für die Deutsche
Demokratische Republik, deren Parallelkonstruktion eines überdeutlich
macht: dass es nicht auf den Verfassungstext ankommt, sondern
auf die Verfassungswirklichkeit. Auf das, was im Namen
der Freiheit geschieht, jenseits und oft im Widerspruch
zu dem Kanon der Worte in den Verfassungsartikeln. Jede
dieser Verfassungen, besser Verfassungsschritte, einzeln
zu betrachten, wäre müßig, erst im konsekutiven
Zusammenhang wird deutlich, was sie ausmachten und wo sie
sich berührten. 
Transparent zur Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz
am 4. November 1989.© Deutsches Historisches Museum
Das Deutsche Historische Museum hat deshalb die Verfassungen
von 1849, 1919 und zweimal 1949 in eine Linie gestellt-
nicht um irgendwie gleichzusetzen, sondern schärfer
zu unterscheiden, was ähnliche Prämissen und
gleiche Werte jeweils durch den Umgang damit an Folgen
für das Volk und den einzelnen Bürger zeitigen.
Eben diese Geschichte wird in der Ausstellung „Im
Namen der Freiheit! Verfassung und Verfassungswirklichkeit
in Deutschland" erzählt. Dabei bildet die schwarz-rot-goldene
Fahne nur einen Teil der Ikonographie deutscher Verfassungen.
Sie wird auch in vielen weiteren Exponaten sichtbar- sei
es in den Porträts von Verfassungsvätern- und
müttern, sei es in einer immer transparenter werdenden
Parlamentsarchitektur oder in dem nur im Film überlieferten „Ehrenmal
der Republik" vom August 1929.
Die schwarz-rot-goldenen Revolutionsfarben von 1848/49
ziehen sich leitmotivisch durch die Ausstellung. Sie macht
sichtbar, dass Verfassungen aus mehr als den bloßen
Paragrafen bestehen: In ihnen lagern sich die historischen
Erfahrungen der Nation und die Erwartungen ihrer Bürger
ab. Verfassungen sind im Namen der Freiheit das, was uns
verbindet und zusammenhält.
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