Vor 450 Jahren, am 20. August 1558, erfolgte ohne viel
Aufhebens die Gründung der Münchener Hofbibliothek. Das
Schreiben Herzog Albrechts V. - eine Art Stiftungsbrief
wird vermutet - ist verloren gegangen. Bekannt ist nur,
dass damit die Erwerbung der Bibliothek Johann Albrecht
Widmanstetters beschlossen wurde. Mit diesem Kauf beginnt
die Geschichte der Münchener Hofbibliothek. Die Bibliothek
war nicht nur Ausdruck der fürstlichen Reputation und Selbstdarstellung,
vielmehr sollte sie nach Albrechts Wunsch zusammen mit der
Antikensammlung und der Kunstkammer einen Kulturkosmos der
Zeit, eine Art begehbare universale Enzyklopädie des Wissens
und der Kunst der Renaissance bieten.
Eine Bibliothek zeichnet sich durch ihre Bestände aus,
die, wenn es sich um Privatbibliotheken handelt, wie die
von Albrecht V. und Wilhelm V. erworbenen Sammlungen, inhaltlich
aber auch äußerlich von der Persönlichkeit des Sammlers
stark geprägt sind. Schwerpunkt der 1558 erworbenen Bibliothek
Widmanstetters, die mit etwa 1100 bis 1500 Bänden für die
damalige Zeit erstaunlich umfangreich war, bilden die orientalischen,
hebräischen und griechischen Werke, die der berühmte Diplomat
und Privatgelehrte gesammelt hatte. Besondere Akzente setzte
die 1552 von Fugger übernommene Bibliothek des Nürnberger
Frühhumanisten und Arztes Hartmann Schedel. Bekannt für
ihre griechischen aber auch für ihre bibliophilen Werke,
zählte die Bibliothek des Augsburger Mäzen Johann Jakob
Fugger über 10 000 Bände. Der Kauf dieser Bibliothek im
Jahr 1571 katapultierte die Hofbibliothek schlagartig zu
einer der führenden Bibliotheken Europas.
Die von Wihelm V. erworbenen Bibliotheken von Johann Heinrich
Herwart und Johann Georg von Werdenstein erwiesen sich als
sehr wichtig für die Vermehrung der Musikdrucke.
Ziel der Ausstellung
ist es, die Gründung der Münchener Hofbibliothek und die
Vielfalt ihrer Bestände zu zeigen, die zwischen 1558 und
1598/1599 dorthin gelangt sind. Dieses Enddatum bedeutet
eine Art Wendepunkt in der jungen Geschichte der Bibliothek:
Zu diesem Zeitpunkt fanden Maximilians Übernahme der ungeteilten
Herrschaft, die Verfassung des Inventars der Kunstkammer
und der Umzug der Bibliothek aus dem Antiquarium statt,
das Albrecht V. für seine Antikensammlung und seine Bibliothek
um 1570 errichten lassen hatte. Die ausgestellten Handschriften
und Drucke sollen Schwerpunkte und Eigenartigkeiten der
verschiedenen Bestände zeigen. Ferner steht die unglaubliche
Vielfalt der Bibliothek im Mittelpunkt der Ausstellung:
Werke in Altgriechisch, Hebräisch, Lateinisch und Deutsch,
in Französisch, Italienisch, Spanisch, Arabisch, Syrisch,
Ungarisch. Zu den Herkunftsländern der Handschriften und
Drucke gehören auch Länder wie Armenien, Äthiopien und sogar
Südamerika. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Inhalt
der Werke: prunkvolle Münzwerke, prachtvoll illustrierte
Turnier- und Wappenbücher, wie die Bände in der von Albrecht
V. gegründeten Kunstkammer, einmalige Textüberlieferung,
eine sehr seltene frühmittelalterliche Papyrus-Handschrift,
Bände, die früher im Besitz der Medici waren, das Globenpaar,
das Albrecht V. für den Bibliotheksraum im Antiquarium herstellen
ließ usw. Zahlreiche der hier ausgestellten Werke werden
zum ersten Mal gezeigt. Zur Ausstellung erscheint ein
prächtiger, reich bebilderter Katalog.
Öffnungszeiten
Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 20.00 Uhr.
An Feiertagen geschlossen.
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