Raum 11:
Kreuze und Buchdeckel
Die in diesem
Raum ausgestellten Kreuze sind meist Reliquienkreuze und dienten
entweder als Altar- oder als Vortragekreuze. Letztere wurden vor
allem in Prozessionen mitgeführt, die in der Liturgie des Mittelalters
einen weit höheren Stellenwert hatten als heute. So ist auch der
weite Pfalzbezirk der Goslarer Pfalz (Modell in Raum 7) vor allem
von diesem Bedürfnis geprägt. Gold- und Edelsteinbesatz verherrlichten
die Majestät Christi und verwiesen auf die Herrlichkeit des kommenden
Gottesreiches. Auch die Einbände der Evangeliare (Vitr. 10 bis
15) sprechen dieselbe Sprache.
Die Reaktion auf diese Prachtentfaltung innerhalb der Kirche kam
noch zur Zeit der Salier aus Burgund: Der 1098 gegründete Orden
der Zisterzienser sah in diesem Prunk das biblische Gebot zur
Armut in der Nachfolge Christi verletzt ,und lehnte alle Bildwerke,
auch solche "erbaulichen" Inhalts, ab: Nur die Gläubigkeit, die
unbeeinflußt aus dem Herzen komme, sei echt.
Vitrine 7
zeigt einige Kreuzfüße mit interessanten bildlichen Darstellungen:
Nr. l vereinigt die Szene der Kreuzabnahme (Joseph von Arimathäa
löst mit einer großen Zange den letzten Kreuzesnagel aus der Hand
Christi, Nikodemus hält und stützt den Körper) mit der Grablegung
(in dem von zwei Engeln bewachten offenen Grabhaus betten Joseph
von Arimathäa und Nikodemus den Leichnam Jesu ins Grab). Die Kreuzfüße
Nr. 2 bis 4 zeigen den aus dem Grab auferstehenden Adam, der nach
der christlichen Legende auf Golgatha begraben lag; Adam, der
durch das Holz des Paradiesbaumes in Verdammnis gestürzt wurde,
wird durch das Holz des Kreuzes erlöst. Eine solche Darstellung
des auferstehenden Adam trägt auch das Kreuz in Vitrine 3.
Im Durchgang zu Raum 12 sind zwei monumentale Kruzifixe ausgestellt,
die den Typus des reinen Altarkreuzes verkörpern. Hier steht nicht
die Majestas Domini, die Herrlichkeit Christi, im Vordergrund,
sondern das Leiden des Erlösers.
Raum 12 ist u.a. dem Goldschmied Roger von Heimarshausen gewidmet,
einer der ganz wenigen Künstler des späten 11. und frühen 12.
Jahrhunderts, dessen Lebenslauf zu rekonstruieren ist: Er kam
vom Kloster Stavelot in Belgien, arbeitete in St. Pantaleon in
Köln und lebte ab 1107 im nordhessischen Kloster Heimarshausen,
wo er kurz nach 1125 starb. Arbeiten von Roger zeigen die
Vitrinen 3 bis 5, in Vitrine 6 sind Arbeiten aus dem Werkstatt-Umkreis
Rogers.
Der Ausgang aus Raum 12 und Raum 13 sind dem Bronzeguß des 11.
Jahrhunderts gewidmet, insbesondere dem Guß von Weihrauchfässern
und Türziehern (Vitrine 11) und von Glocken (Raum 13).
Die Glocken der salischen Zeit sind verhältnismäßig dünnwandig,
was eine kurze Lebensdauer und eine schlechte Überlieferungslage
zur Folge hat. Im Raum ausgestellt sind Originalglocken und Bruchstücke
(in den Vitrinen) und Rekonstruktionen zeittypischer Glocken (freihängend),
darunter auch der Abguß der wohl ältesten nördlich der Alpen erhalten
gebliebenen Glocke, eines 1978 aus dem Hafen von Haithabu (Schleswig)
geborgenen, aus der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts stammenden
Stücks.
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