Mit Napoleon in Ägypten


 
  

Einen Schatz, der fast 200 Jahre im Verborgenen ruhte, hat das Wallraf gehoben und präsentiert ihn ab Freitag, 2. Oktober 2009, im Rahmen einer großen Sonderausstellung erstmals der Öffentlichkeit. Die Rede ist von den faszinierenden Ägyptenzeichnungen des Jean-Baptiste Lepère (1761-1844). Gemeinsam mit anderen Künstlern und Wissenschaftlern begleitet der junge Architekt im Jahr 1798 Napoleon auf dessen Feldzug in das Land der Pharaonen. Mit einem unnachahmlichen Detailreichtum skizziert er vor allem Tempel, Skulpturen und Hieroglyphen. Auch nach all den Jahrzehnten haben seine Zeichnungen nichts von ihrer beeindruckenden Atmosphäre verloren. Zahlreiche Original-Fundstücke aus dem alten Ägypten und Exponate aus der Zeit Napoleons ergänzen die Präsentation. Die beiden Welten des Ostens und des Westens treffen sich in Köln vom 2. Oktober 2009 bis zum 10. Januar 2010. Alle weiteren wichtigen Informationen bietet www.wallraf.museum.

Auf seinen etwa drei Jahre dauernden Feldzug nach Ägypten nimmt Napoleon nicht nur ein Heer von 38.000 Mann mit, sondern auch einen Tross von mehr als 160 Forschern, Wissenschaftlern und Künstlern. Neben Strategie und Politik geht es der französischen Regierung bei dieser „Expedition“ um die Erforschung, Dokumentation und Auswertung eines bis dato unbekannten, aber strategisch wichtigen Landes. Der Blickwinkel reicht von der Archäologie bis zur Naturkunde. Die Ergebnisse münden in eine gigantische Publikation, die „Description de l`Ègypte“. Die erste Auflage dieses legendären mehrteiligen „Bildbandes“ erscheint 1809 in Paris. Alleine fünfzig Abbildungen in der „Beschreibung Ägyptens“ stammen aus der Hand von Jean-Baptiste Lepère. Er gilt als der wichtigste Architekturzeichner der „Expedition“. Begeistert von der Hochkultur des fremden Landes, widmet er sich mit großer Leidenschaft der Welt der Pharaonen. Mehr als 500 Ansichten skizziert er während seines Aufenthaltes an Orten wie Giza, Edfu oder Karnak. Erst nach seiner Heimkehr fertigt er im eigenen Atelier die großformatigen „Reinzeichnungen“ an. Faszinierende Gesamtansichten von großen Tempelanlagen befinden sich ebenso darunter wie Detailskizzen von Säulen und Kapitellen, die fast fotorealistisch anmuten.

 
Reise durch Ägypten zum Abschied

„So begeben wir uns also mit dem Künstler auf seine abenteuerliche Reise, die ihn hinweg führt zu den Wundern am Stromlauf des Nils…“, so eröffnet Kurator Uwe Westfehling im Wandtext den Parcours durch die Ausstellung. Die „Kunstexpedition“ zu den mehr als 150 Zeichnungen Lepères wird ergänzt von Original-Fundstücken aus dem alten Ägypten (Schmuck, Grabbeigaben und eine echte Katzenmumie) ebenso wie von Exponaten aus der Zeit Napoleons (Waffen, Möbel und eine seltene „Graviermaschine“). So hat das Team um Uwe Westfehling unter anderem den Arbeitsplatz eines Zeichners in der Wüste und die Werkstatt eines Kupferstechers mit Original-Kupferplatten aus Paris nachgestellt.

Experten des ägyptologischen Instituts der Universität zu Köln haben im Vorfeld die ausgestellten Zeichnungen auf ihre Genauigkeit untersucht. Vor allem bei manchen Hieroglyphen fanden sie kleinere Unstimmigkeiten. Was die Ägyptologen jedoch nicht weiter verwunderte, schließlich sahen die Franzosen die für sie damals noch unverständlichen Schriftzeichen zum ersten Mal. Sehr detailgetreu und korrekt hat Lepère hingegen die Geheimgänge in der Cheops-Pyramide skizziert. Sehr eindrucksvoll belegt dies ein zentral in der Schau auf einer stilisierten Pyramide platziertes Blatt.

Die Ausstellung zeigt aber auch die deutlichen Spuren, die die „Expedition“ im alltäglichen Leben der Franzosen hinterließ. Im „Kabinett des Ägyptomanen“ zum Beispiel ist ein Schrank aus dem Elsass zu sehen, der speziell für die gewaltigen Bände der „Beschreibung Ägyptens“ gefertigt wurde. Abgerundet wird das Interieur durch weitere Möbel mit ägyptischem Design, einem imposanten Spiegel und ein Paar dekorativer Leuchter.

Extra für Kinder erscheint ein kostenloses Expeditionstagebuch. Damit können die kleinen Forscher die Ausstellung auf eigene Faust entdecken und sich "auf die Reise nach Ägypten machen". Dabei müssen die jungen Abenteurer Rätsel lösen, Hieroglyphen entziffern, Pläne studieren und Zeichnungen vervollständigen. Die kreativsten Lösungen werden am Ende der Ausstellung mit tollen Preisen ausgezeichnet.

 
Von Paris nach Köln - Aus dem Nachlass Hittorff

Das Wallraf zeigt in der Ausstellung mehr als 150 der rund 500 Zeichnungen von Jean-Baptiste Lepère, die zur Graphischen Sammlung des Hauses gehören. Zu verdanken hat das Museum dieses graphische Konvolut dem in Köln geborenen Architekten Jakob Ignaz Hittorff (1792-1867). Dieser war Anfang des 19. Jahrhunderts nach Paris gegangen, wo er 1842 die französische Staatsbürgerschaft erhielt. Hittorff plante unter anderem die Place de la Concorde, die Gare du Nord (Nordbahnhof) und die Champs Elysées. Er heiratete die Tochter von Jean-Baptiste Lepère, der dem Schwiegersohn all seine Bücher und Aufzeichnungen vermachte. Hittorff entsann sich gegen Ende seines Lebens seiner Geburtsstadt und vermachte Köln seinen gesamten Nachlass inklusive der Ägyptenzeichnungen seines Schwiegervaters.

    Text: Walraff-Richartz-Museum

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