Schwerpunktthema:

Heidelberg

Heidelbergs älteste Spuren dämmern leise vor sich hin - von Müll umgeben

Erste Befestigungsanlage im Gebiet der späteren Stadt Heidelberg ist eine im 11. oder frühen 12. Jahrhundert angelegte Bergmotte, ein durch Anlage eines Grabens künstlich geschaffener Hügel am Ende des Bergsporns des Kleinen Geisbergs. Diese Motte trug vermutlich einen Wohnturm und war anfangs mit Palisaden, später mit einer Mauer umgeben. Sie wurde im frühen 17. Jahrhundert in die Befestigungsanlagen um die kurpfälzische Residenzstadt einbezogen und lange Zeit für einen originären Bestandteil dieser Befestigungen gehalten.

Da die Reste der später angelegten Oberen Burg auf dem Gelände der Molkenkur durchweg Kennzeichen des 13. und 14. Jahrhunderts aufweisen, scheint diese Anlage erst im 13. oder am Beginn des 14. Jahrhunderts durch den Neubau der Oberen Burg ersetzt worden zu sein.

Zu sehen sind heute außer der eindrucksvollen Motte, die auf den ersten Blick bereits als ein Werk von Menschenhand mitten im Wald erkennbar ist, der künstlich in den Fels gehauene Halsgraben (auf dem Plan: 2), der heute die Verbindungsstraße vom Schloss zum Klingenteich aufnimmt und ein Gedenkstein vom Anfang dieses Jahrhunderts mit den Worten „Hier stand das alte Heidelberger Schloss, urkundlich zum ersten Mal erwähnt im Jahre 1225, als obere Burg im Jahre 1303. Durch Blitzstrahl zerstört am 25. April 1537".

Obere Burg auf der Molkenkur - Handzeichnung des Pfalzgrafen Ottheinrich, 1537

Ein bedeutender Mauerrest aus Heidelbergs Geschichte jedoch schlummert still auf dem Parkplatz des Restaurants, von Baumaterialien, Schutt und Müll umgeben. Es ist der einzige erhaltene Mauerrest der Oberen Burg, ein über drei Meter hoch erhaltenes Stück der Schildmauer, bei den Ausgrabungen vom Anfang dieses Jahrhunderts wohl in der Substanz gesichert. Es ist an der Zeit, nach dem Taumel des Heidelberger Stadtjubiläums zur realistischen Sicht der Heidelberger Frühgeschichte zurückzukehren und auch diese Teile der Öffentlichkeit ins Bewußtsein zu rücken.

Was die Untere Burg anbelangt, stellt Kunze in seinem für die Geschichte der Heidelberger Burgen wichtigen Aufsatz deutlich heraus, dass diese gleichzeitig mit der Gründung der Stadt zwischen 1225 und 1250 begonnen wurde, dass aber auch kein Beleg den Residenzcharakter der Unteren Burg nachweist. Im Gegenteil - der planmäßige Ausbau der Oberen Burg spricht dafür, dass hier noch bis ins 14. oder gar 15. Jahrhundert hinein der Schwerpunkt der pfälzischen Hofhaltung lag.


Rainer Kunze, Die (3) Heidelberger Burgen, in: Mannheimer Geschichtsblätter, NF 4/1997
Auch in: Burgen und Schlösser II/1997 S. 98 - 106

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