Die Waage besteht
aus einem rundstabigen Bronzebalken mit silbereingelegten Bohrungen
auf der Oberseite und Ösen an den Enden zur Befestigung der
zwei Waagschalen. Die gegossenen und ehemals vergoldeten Schälchen
messen im Durchmesser ca. 5,4 cm und besaßen ursprünglich
jeweils 4 Aufhängeösen. Auf ihren Innenseiten sind aus
einer Münze, vermutlich einem Denar, gewonnene hochreliefierte
Porträts des Kaisers Domitian (81-96 n. Chr.) mit Lorbeerkranz
eingelötet.
Aufgrund des
Kaiserporträts läßt sich die Waage in die Regierungszeit
Domitians datieren. Da nach der Ermordung des Kaisers 96 alle seine
Bildnisse planvoll vernichtet wurden, vermutet man, daß der
in Heidelberg gefundene Kasten mit der Waage zu diesem Zeitpunkt
bereits im Keller verschüttet war, womit die Beifunde übereinstimmen.
Im Gegensatz
zu den im Bronzekasten ebenfalls aufgehobenen Metallgewichten mit
silbereingelegten Maßangaben trägt die Waage keinerlei
Gebrauchsspuren und ist offenbar nie benutzt worden. Weder ist die
Vergoldung der Waagschalen noch das hohe Relief der Münzporträts
abgerieben. Es handelt sich daher wohl um ein Schaustück ohne
Gebrauchsfunktion, vermutlich eine durch die Kaiserbildnisse Seriosität
und Legalität vermittelnde Berufsinsignie oder ein dem Kaiser
gegenüber Loyalität bekundendes Standessymbol.
Zusammen mit
weiteren Funden des Kellers scheint die Waage zum Restinventar eines
»Ponderariums« (einer Eichanstalt) zu gehören.
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