Der Heidelberger
Schloss-Streit in der Karikatur:
Die "Verschäferung" des Schlosses?
Mit spitzer
Feder karikierte der berühmte Zeichner Olaf Gulbransson zwischen
1906 und 1910 die Absichten des Karlsruher Architekturprofessors
Carl Schäfer, die Fassade des Friedrichsbaus zu restaurieren und
das Innere neu auszubauen. Der fast bis zum Beginn des 1. Weltkrieges
dauernde "Heidelberger Schloss-Streit" wurde überregional geführt
und ging in die Geschichte der Denkmalpflege ein.
Noch
zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Heidelberger Schloss
von der Bevölkerung als Steinbruch genutzt und die badische Landesregierung
hatte angeblich bereits einen Vertrag mit der Abbruchfirma "die
schwarze Hand" unterzeichnet. Der Schlossgarten sollte in eine
landwirtschaftliche Nutzfläche umgestaltet werden. Erst die aufkommende
Romantikbegeisterung und die unermüdlichen Initiativen des Grafen
Graimberg, der alles daran setzte, die einzigartige Ruine zu erhalten,
sicherte die Rettung des Schlosses, das in der Zeit des aufkommenden
Tourismus internationale Bedeutung erlangte. Ab 1861 begann man
sich auch von staatlicher Seite um den Erhalt des Schlosses zu
kümmern. "Das Heidelberger Schloss soll keine Ruine bleiben!"
las man in der Kölnischen Zeitung, ein erster Appell "an die Deutschen".
Die Diskussion zwischen den Verfechtern eines Wiederaufbaus des
Schlosses auf der einen Seite und den Vertretern einer behutsamen
Restaurierung auf der anderen war eröffnet. Gulbransson bezieht
sehr deutlich Stellung: er geißelt die Schäferschen Wiederaufbaupläne,
deren Dach- und Giebelgestaltung er als Neo-Palladianismus skizziert,
als zweite Zerstörung des Bauwerks nach dem großen Brand durch
den General Mélac.
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