Kunstwerk des Monats
Oktober 2007

Libysche Reiter in Heidelberg
Dachziegel aus römischen Militärbetrieben

 

Mit der Besitznahme des Landes durch die Römer hielten an Rhein und Neckar zahlreiche zivilisatorische Neuerungen Einzug. Zu den technischen Errungenschaften, die bis heute in Gebrauch sind, gehört die Verwendung von Baustoffen aus gebranntem Ton: Aus Backsteinen wurden Mauern gesetzt, mit Hohlziegeln Fußboden- und Wandheizungen konstruiert, und mit Dachziegeln schützte man Gebäude vor Regen, Schnee und Feuersbrünsten. In Heidelberg sind zahlreiche Exemplare der beiden Elemente für die Dachhaut unversehrt erhalten geblieben:

Die 'tegula' ist eine flache, rechteckige Platte mit seitlichen Leisten, die auf den hölzernen Sparren des Dachstuhls in Reihen verlegt wurde. Dort, wo sich die Leisten seitlich berührten, entstand eine Stoßfuge, die mit einem gewölbten 'imbrex' wasserdicht abgedeckt wurde. Die ausgewählten tegulae tragen jeweils einen Stempel. Dabei handelt es sich um Namenskürzel zweier 500 Mann starker militärischer Einheiten, die nacheinander im Neuenheimer Kastell stationiert waren und eigene Ziegeleien betrieben: Die '24. Kohorte freiwilliger römischer Bürger' wurde um 100 n. Chr. von der 'zweiten berittenen Kohorte, genannt 'die Erhabene' aus der Cyrenaica' abgelöst. Letztere Kohorte war in Libyen ausgehoben worden und umfasste ein Kontingent von 120 Kavalleristen.

Drei der vier ausgestellten Beispiele stammen aus Gräbern der großen Nekropole von Neuenheim. Dort wurden die sterblichen Überreste mit den Beigaben gelegentlich in Kisten oder unter schützenden Dächern aus zweitverwendeten Ziegelplatten deponiert. Dabei handelt es sich um einen aus Italien übernommenen Bestattungsbrauch, der z.B. in den Nekropolen von Ostia bei Rom häufig praktiziert wurde. Andreas Hensen

Andreas Hensen

 

 

Dachziegel mit Kohortenstempeln, 2 intakte Exemplare und 2 Fragmente
Kastell und Gräberfeld von Heidelberg-Neuenheim, 80 n. Chr. bis Mitte des 2. Jh. n. Chr.
Inv. Nr. HD-Neu 1964/144.1; 1966/19 b; 1990/1075 a

 
 
siehe auch:

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