Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

Oktober 2000

Georg Philipp Schmitt (1808 - 1873)

Sohn Guido malend am Fenster, 1848

Georg Philipp Schmitt, geboren 1808 in Spechbach bei Landstuhl, kam als 14jähriger mit seinem Vater und 8 Geschwistern nach Heidelberg. Johann Christian Xeller, der Restaurator der Sammlung Boisserée, brachte ihn mit dem Münchner Akademiedirektor Pater Cornelius zusammen, der 1825 den 17jährigen als Schüler nach München mitnahm.
Nach einer Ausbildung im Sinn des klassizistisch-nazarenischen Kunstideals und nach Auseinandersetzungen mit Peter Cornelius kehrte Schmitt 1830 nach Heidelberg zurück und war 43 Jahre lang bis zu seinem Tod als freier Maler in Heidelberg tätig.

Schmitt lebte zurückgezogen und bestritt seinen Lebensunterhalt von privaten Porträtaufträgen. Es entstanden Porträts vornehmer Engländer und Russen, die sich in den 40er und 50er Jahren in Heidelberg aufhielten. Neben dem Porträt war das zweite Hauptthema in Schmitts Werk die Landschaftsmalerei, die er in den rein privaten Bereich verlegte. Erst 1919, mehr als 40 Jahre nach seinem Tode, gelangten diese inoffiziellen Landschaftsaquarelle, zumeist im kleinen Format, in der Heidelberger Ausstellung „Heidelberger Maler der Romantik" von Carl Lohmeyer an die Öffentlichkeit.

1848 porträtierte Georg Philipp Schmitt seinen Sohn Guido, „malend am Fenster". Das schöne Kinderbild kann als eines der Hauptwerke in Schmitts Gesamtschaffen angesehen werden.

Das Aquarell zeigt den 14jährigen zeichnend im häuslichen Atelier. Seine Begabung zeigte sich bereits früh mit 5 Jahren und erhielt eine konsequente Ausbildung durch den Vater. Hier arbeitet er an einer religiösen Komposition. Guido sitzt im Vordergrund in Seitenansicht, er hält auf den Knien die Zeichenmappe, Palette und Wasser stehen neben ihm auf einem Tisch. Im Hintergrund ist ein Blick durch das Fenster freigegeben mit Blick auf das Heidelberger Schloss und die Heiliggeistkirche. Das gesamte Aquarell ist in variationsreichen Blautönen gehalten. Lediglich die blonden Haare Guidos leuchten im Gegenlicht hell auf, so dass er im Fluidum des Lichts wie eine idealisierte Erscheinung wirkt Schmitts künstlerische Orientierung bewegt sich zwischen realitätsnaher Wiedergabe und romantischer Uberhöhung der Alltagssituation. Auf diese Weise treffen in dem Aquarell bürgerlich realistische Darstellung und romantische Verklärung zusammen. Diese vollkommen konfliktfreie Sythese zweier an sich gegensätzlicher Bereiche macht die Qualität dieses AquarelIs aus, das als ein Hauptwerk in Schmitts Gesamtschaffen anzusehen ist.

Guido Schmitt ging 1859 nach England und und wurde dort in der Mitte des 19. Jh. zum gefragtesten Porträtmaler der Londoner Hocharistokratie.

Textvorlage: Ulrike Andersson

Georg Philipp Schmitt (1808 - 1873):
Sohn Guido malend am Fenster
Aquarell, 1848
Inv.-Nr. Z 1518
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