Dem am 24.
Dezember 1908, noch zu Kaisers Zeiten, als Spross einer Eisenbahnerfamilie
geborenen, in der Al-bert-Mays-Straße aufgewachsenen "Weststädter"
ging es dabei vor allem darum, seine Mitbürgerin-nen und Mitbürgern
mit seiner Begeisterung für die vielen stummen Zeugen der Vergangenheit
am unteren Neckar anzustecken, die der leidenschaftlichen Heimatkundler
immer wieder gekonnt für sei-ne Zuhörer zum Sprechen brachte.
Nicht zuletzt
diesem Umstand, aber vor allem seinen zahlreichen Artikeln und
Artikelserien in Heidelberger Tageblatt und Rhein-Neckar-Zeitung
(z.B. 1973-1975 über die Burgen des Neckartals, 1990-1991 über
die Brunnen der Heidelberger Altstadt, 1982-1995 auf der RNZ-Sonderseite
'Heimat u. Wandern' sowie 1991-1997 in der wöchentlichen RNZ-Beilage
'Blick in die Stadtteile') verdankt der 1973 als Fachschulrat
der Pädagogischen Hochschule Heidelberg pensi-onierte Schulmeister
seine Popularität.
Trotz allen
Forschereifers hat er für sich nie in Anspruch ge-nommen, wissenschaftlich
zu arbeiten. Er sah sich eher als "Geschichtenerzähler", der es
verstand, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und den Menschen
die Lebensumstände ihrer Vorfahren vor Augen zu führen, handelte
es sich dabei nun um die Kelten auf dem Heiligenberg bei Handschuhs-heim,
die Kastellbewohner in seinem "Römerviertel" (Neuenheim) oder
die Kurfürsten auf dem Heidel-berger Schloss.
Gleich dem
vielzitierten "roten Faden" zieht sich die Beschäftigung mit den
Radierun-gen des Kupferstechers Matthäus Merian (1593-1650) durch
sein Werk, was ihm schon früh den Spitznamen "Merzian" einbrachte.
Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang seine 1972
im Selbstverlag erschienene Broschüre 'Alt-Heidelberg in Kupfer
gestochen - Eine Wanderung mit der Lupe durch die berühmte Stadtansicht
(...) aus dem Jahre 1620', die 1986 dann auch Eingang in sein
einziges Büchlein mit Titel 'Die Residenzstadt Heidelberg' fand.
Getreu seinem
Motto "Man muss die Geschichte unter die Füße kriegen!" begab
sich Ludwig Merz freilich nicht nur im heimischen Studierzimmer
auf "Zeitreisen", sondern erwanderte "mit Knotenstock und Datschkapp"
die Heidelber-ger Gemarkung. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist
z.B. der 1955 von ihm initiierte, mit Schautafeln versehene "Historische
Pfad", der an den hie und da noch im Gelände sichtbaren Überresten
freundli-cher und feindlicher Stellungen aus der Zeit der Belagerung
der Stadt im Jahr 1622 entlang führt.
Eine Vielzahl
größerer und kleinerer Projekte haben Stadtverwaltung und Stadtteilvereine
auf seine Anregung hin aufgegriffen und oftmals unter Mithilfe
von Sponsoren aus der privaten Wirtschaft realisiert, z.B. im
April 1997 die Anbringung einer dem Neuenheimer Römerkastell gewidmeten
Informationstafel auf der seitdem vom Volksmund "Kastellplätzel"
genannten Verkehrsinsel an der Einmündung Wielandtstraße/Jahnstraße,
die von der Archäologischen Abteilung des Kurpfälzischen Mu-seums
erarbeitet wurde.
Etliche Auszeichnungen
wurden dem engagierten Heimatforscher im Laufe der Zeit zuteil,
zuletzt, im November 2001, die Ehrenbürgerwürde der PH Heidelberg,
davor, im Februar 1996, zur 800-Jahrfeier Heidelbergs, die Bürgermedaille
der Stadt. In der dazugehörigen Verlei-hungsurkunde heißt es über
den Geehrten: "(...) Herr Ludwig Merz ist ein außerordentlich
engagierter Forscher und Kenner der historischen Topographie Heidelbergs.
Es ist sein besonderes Verdienst, die Geschichte unserer Stadt
auf populäre Art deutlich und verständlich zu machen. Mit pädagogischem
Geschick und Humor vermittelt er einem breiten Publikum Inhalte
und Ergebnisse seiner Forschung. (...) Sein Engagement für das
Verständnis der Heidelberger Geschichte und sein unermüdlicher
Ein-satz für die Gestaltung und Erhaltung einer lebenswerten Stadt
zeugen von einem beispielhaften Ge-meinsinn. (...)." Dem ist an
dieser Stelle nichts hinzuzufügen.
Seinen letzten
großen öffentlichen Au-tritt hatte Ludwig Merz dann im Dezember
1998, als die Stadt Heidelberg anlässlich seines 90. Ge-burtstags
im Spiegelsaal des "Prinz Carl", ihm zu Ehren einen Empfang gab.
Der Landesverein
Badische Heimat e.V. und seine Regionalgruppen in Heidelberg und
Mannheim trauern um ihr langjähriges aktives Mitglied Ludwig Merz,
dem sie allzeit ein ehrendes Andenken bewahren werden.
Anhang:
Veröffentlichungen
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