Ludwig Merz 1908 - 2003


Nachruf auf den Heidelberger Stadtgeschichtsforscher Ludwig Merz (* 24.12.1908 † 13.12.2003)

Von Christian Burkhart

Samstag, den 13. Dezember 2003, verstarb in Mosbach der verdiente Heidelberger Heimatforscher und Topograph Ludwig Merz. Dort hat er seine letzten Lebensjahre im Hause einer seiner beiden Töchter und deren Familie zugebracht, wo er bis zu seinem Ende - durch hohes Alter und Krankheit geschwächt - von seinen Lieben umsorgt wurde.

Seine Heidelberger und Kurpfälzer kennen ihn vor allem als Autor Hunderter heimatgeschicht-licher und volkskundlicher Beiträge, die seit 1956 in allen möglichen Zeitschriften und Jahrbüchern erschienen, sowie als geistreichen und humorvollen Redner anlässlich einer vielfachen Zahl von Lichtbildervorträgen, Führungen und Rundfunksendungen in, um und über Heidelberg.

Dem am 24. Dezember 1908, noch zu Kaisers Zeiten, als Spross einer Eisenbahnerfamilie geborenen, in der Al-bert-Mays-Straße aufgewachsenen "Weststädter" ging es dabei vor allem darum, seine Mitbürgerin-nen und Mitbürgern mit seiner Begeisterung für die vielen stummen Zeugen der Vergangenheit am unteren Neckar anzustecken, die der leidenschaftlichen Heimatkundler immer wieder gekonnt für sei-ne Zuhörer zum Sprechen brachte.

Nicht zuletzt diesem Umstand, aber vor allem seinen zahlreichen Artikeln und Artikelserien in Heidelberger Tageblatt und Rhein-Neckar-Zeitung (z.B. 1973-1975 über die Burgen des Neckartals, 1990-1991 über die Brunnen der Heidelberger Altstadt, 1982-1995 auf der RNZ-Sonderseite 'Heimat u. Wandern' sowie 1991-1997 in der wöchentlichen RNZ-Beilage 'Blick in die Stadtteile') verdankt der 1973 als Fachschulrat der Pädagogischen Hochschule Heidelberg pensi-onierte Schulmeister seine Popularität.

Trotz allen Forschereifers hat er für sich nie in Anspruch ge-nommen, wissenschaftlich zu arbeiten. Er sah sich eher als "Geschichtenerzähler", der es verstand, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und den Menschen die Lebensumstände ihrer Vorfahren vor Augen zu führen, handelte es sich dabei nun um die Kelten auf dem Heiligenberg bei Handschuhs-heim, die Kastellbewohner in seinem "Römerviertel" (Neuenheim) oder die Kurfürsten auf dem Heidel-berger Schloss.

Gleich dem vielzitierten "roten Faden" zieht sich die Beschäftigung mit den Radierun-gen des Kupferstechers Matthäus Merian (1593-1650) durch sein Werk, was ihm schon früh den Spitznamen "Merzian" einbrachte. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang seine 1972 im Selbstverlag erschienene Broschüre 'Alt-Heidelberg in Kupfer gestochen - Eine Wanderung mit der Lupe durch die berühmte Stadtansicht (...) aus dem Jahre 1620', die 1986 dann auch Eingang in sein einziges Büchlein mit Titel 'Die Residenzstadt Heidelberg' fand.

Getreu seinem Motto "Man muss die Geschichte unter die Füße kriegen!" begab sich Ludwig Merz freilich nicht nur im heimischen Studierzimmer auf "Zeitreisen", sondern erwanderte "mit Knotenstock und Datschkapp" die Heidelber-ger Gemarkung. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist z.B. der 1955 von ihm initiierte, mit Schautafeln versehene "Historische Pfad", der an den hie und da noch im Gelände sichtbaren Überresten freundli-cher und feindlicher Stellungen aus der Zeit der Belagerung der Stadt im Jahr 1622 entlang führt.

Eine Vielzahl größerer und kleinerer Projekte haben Stadtverwaltung und Stadtteilvereine auf seine Anregung hin aufgegriffen und oftmals unter Mithilfe von Sponsoren aus der privaten Wirtschaft realisiert, z.B. im April 1997 die Anbringung einer dem Neuenheimer Römerkastell gewidmeten Informationstafel auf der seitdem vom Volksmund "Kastellplätzel" genannten Verkehrsinsel an der Einmündung Wielandtstraße/Jahnstraße, die von der Archäologischen Abteilung des Kurpfälzischen Mu-seums erarbeitet wurde.

Etliche Auszeichnungen wurden dem engagierten Heimatforscher im Laufe der Zeit zuteil, zuletzt, im November 2001, die Ehrenbürgerwürde der PH Heidelberg, davor, im Februar 1996, zur 800-Jahrfeier Heidelbergs, die Bürgermedaille der Stadt. In der dazugehörigen Verlei-hungsurkunde heißt es über den Geehrten: "(...) Herr Ludwig Merz ist ein außerordentlich engagierter Forscher und Kenner der historischen Topographie Heidelbergs. Es ist sein besonderes Verdienst, die Geschichte unserer Stadt auf populäre Art deutlich und verständlich zu machen. Mit pädagogischem Geschick und Humor vermittelt er einem breiten Publikum Inhalte und Ergebnisse seiner Forschung. (...) Sein Engagement für das Verständnis der Heidelberger Geschichte und sein unermüdlicher Ein-satz für die Gestaltung und Erhaltung einer lebenswerten Stadt zeugen von einem beispielhaften Ge-meinsinn. (...)." Dem ist an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.

Seinen letzten großen öffentlichen Au-tritt hatte Ludwig Merz dann im Dezember 1998, als die Stadt Heidelberg anlässlich seines 90. Ge-burtstags im Spiegelsaal des "Prinz Carl", ihm zu Ehren einen Empfang gab.

Der Landesverein Badische Heimat e.V. und seine Regionalgruppen in Heidelberg und Mannheim trauern um ihr langjähriges aktives Mitglied Ludwig Merz, dem sie allzeit ein ehrendes Andenken bewahren werden.

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