Aktaion
Aktaion war ein Enkel des Kadmos. Nach erfolgreicher Jagd
hatte er seine Freunde mit den Speeren und Netzen bis zum
folgenden Morgen nach Hause geschickt. Diana hatte sich
in Gargaphia in Böotien in einem heiligen Hain eine Quelle
eingerichtet, in der sie nach erfolgreicher Jagd zu baden
pflegte. Eine der Nymphen nimmt ihr die Jagdwaffen ab, Krokale
aus Theben richtet ihr Haar, während ihre Kolleginnen Nephele,
Hyale, Rhanis, Psekas und Phiale die Göttin aus Wasserkrügen
benetzen.
Sorglos durch den Wald streifend, betrat Aktaion die Grotte
und überraschte die Badende. Die Nymphen suchten die Blöße
der Göttin mit ihren Leibern zu decken, die sie jedoch um
Haupteslänge überragte und unter dem unkeuschen Blick des
Sterblichen glühend errötete. Ihres Bogens beraubt, bespritzte
sie Aktaion mit dem Wasser der Quelle und rief: "Nun sag,
wenn Du kannst, du habest mich nackend gesehen!" Daraufhin
wuchs Aktaion ein Geweih aus der Mitte der Stirn, seine
Ohren wurden länger und länger, Hände und Füße wandelten
sich zu gespaltenen Hufen und ein geschecktes Fell bedeckte
seinen Leib. Furcht ergriff ihn und er eilte von dannen,
selber erstaunt über seinen geschwinden Lauf.
Als er schließlich sein Spiegelbild im Wasser erblickte,
wollte er vor Erstaunen ausrufen, aber seine menschliche
Stimme war geschwunden, und nur ein Stöhnen entrang sich
seiner Kehle. Als einziges blieb sein Verstand unverändert,
und er überlegte, was er tun sollte, während Tränen über
sein pelziges Gesicht rannen. Scham hielt ihn vom Palast
seines Vaters fern, Furcht von den dichten Wäldern der Umgegend.
Noch während er sinnt, erspähen ihn seine Hunde und verfolgen
ihn, angespornt von seinen Freunden, die nur bedauern, daß
Aktaion selber diese Jagd versäumt. Sie rufen nach ihm und
bemerken nicht, wie der Hirsch noch auf den Namen lauscht,
während ihn seine eigenen Hunde zerfleischen.
Ovid ist der erste Dichter, der die Verwandlung in einen
Hirsch beschreibt, bildliche Darstellungen zeigen Aktaion
ausschließlich in menschlicher Gestalt. Es scheint, daß
ursprünglich lediglich die Hunde behext wurden und glaubten,
einen Hirsch vor sich zu haben.
(Nach Ovid)

Rembrandt: Das Bad der Diana, c.1634-1635, Museum Wasserburg
Anholt
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