Wahrscheinlich durch Erdstöße war ein größerer Teil des Oberbaus
in der Neuzeit bereits eingestürzt, als im 18. Jahrhundert der
Comte Borgia die ersten Zeichnungen anfertigte, Maße nahm und
die Inschrift kopierte. Die Inschrift ist allerdings die Besonderheit
dieses Grabdenkmals; sie ist praktisch ein Bauschild mit der
Angabe der ausführenden Handwerker, zweisprachig in numidisch
und punisch eingraviert. Die punische Schrift konnte man bereits
entziffern, nun hatte man den Schlüssel zur numidischen, die
noch heute in wenig veränderter Form von den Tuaregs benutzt
wird. Die Schrifttafel wurde, in zwei Teile zerlegt, um 1850
von einem britischen Konsul nach London gebracht - vermutlich
gibt es sie nur deshalb noch. Sie wird in der Karlsruher Ausstellung
zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Turm nur noch ein Trümmerhaufen,
als ihn der französische Archäologe Poinssot zu Gesicht bekam.
In einem gewagten, doch letztlich erfolgreichen Unternehmen
baute er den Turm mit den Originalsteinen, die er zum Teil in
den benachbarten Bauernhöfen aufspürte, wieder auf - eine wenig
beachtete Glanzleistung der rekonstruierenden Archäologie.
Der 21 m hohe Turm wurde von Peter und Uta Gautel in Karlsruhe
im Modell 1:10 nachgebaut. Die größten Probleme bereiteten die
Plastiken: der Löwe auf der Spitze, die geflügelten Frauen mit
Schild, die numidischen Reiter, die Quadrigen. Noch in einem
gerade erschienen Buch sind Löwe, Reiter und Frauen zu katzenähnlichen
Klumpen missraten. Doch viele Recherchen in Museen, Fachbüchern
und Katalogen gaben ihnen die Gewissheit, mit der vorgestellten
Lösung der historischen Realität nahe zu sein.
Uta und Peter Gautel