Hannibal ad portas - Macht und Reichtum Karthagos


Badisches Landesmuseum Karlsruhe
25.9.2004 - 30.1.2005

 

 

 

 

Der Turm von Dougga

Das Grabdenkmal von Numiderkönig Masinissa in Dougga / Tunesien

Um 150 vor Christus ließ der Sohn des numidischen Königs Masinissa (er war der wichtigste Verbündete Karthagos bis zu seinem Überlaufen zu den Römern) 10 Jahre nach dessen Tod in Dougga in Zentraltunesien einen Gedenkturm, ein Kenotaph, errichten.

Dieser Turm enthielt Elemente verschiedener Kulturen und Zeiten: Ägyptische, mesopotamische, griechische Stile wurden durch eine numidische Bauhütte zu einem erstaunlich geschlossenen Ganzen verbunden.

Wahrscheinlich durch Erdstöße war ein größerer Teil des Oberbaus in der Neuzeit bereits eingestürzt, als im 18. Jahrhundert der Comte Borgia die ersten Zeichnungen anfertigte, Maße nahm und die Inschrift kopierte. Die Inschrift ist allerdings die Besonderheit dieses Grabdenkmals; sie ist praktisch ein Bauschild mit der Angabe der ausführenden Handwerker, zweisprachig in numidisch und punisch eingraviert. Die punische Schrift konnte man bereits entziffern, nun hatte man den Schlüssel zur numidischen, die noch heute in wenig veränderter Form von den Tuaregs benutzt wird. Die Schrifttafel wurde, in zwei Teile zerlegt, um 1850 von einem britischen Konsul nach London gebracht - vermutlich gibt es sie nur deshalb noch. Sie wird in der Karlsruher Ausstellung zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Turm nur noch ein Trümmerhaufen, als ihn der französische Archäologe Poinssot zu Gesicht bekam. In einem gewagten, doch letztlich erfolgreichen Unternehmen baute er den Turm mit den Originalsteinen, die er zum Teil in den benachbarten Bauernhöfen aufspürte, wieder auf - eine wenig beachtete Glanzleistung der rekonstruierenden Archäologie.

Der 21 m hohe Turm wurde von Peter und Uta Gautel in Karlsruhe im Modell 1:10 nachgebaut. Die größten Probleme bereiteten die Plastiken: der Löwe auf der Spitze, die geflügelten Frauen mit Schild, die numidischen Reiter, die Quadrigen. Noch in einem gerade erschienen Buch sind Löwe, Reiter und Frauen zu katzenähnlichen Klumpen missraten. Doch viele Recherchen in Museen, Fachbüchern und Katalogen gaben ihnen die Gewissheit, mit der vorgestellten Lösung der historischen Realität nahe zu sein.

Uta und Peter Gautel

   

Bilder aus der Ausstellung:

 

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