Hans Baldung
Grien: Die Geburt Christi (1539)
Entscheidend
für die großartige Wirkung dieses Bildes von Hans Baldung Grien
ist die dramatische Lichtführung. Maria und Josef sind als fast
lebensgroße Halbfiguren ins Bild gerückt und ihre klaren Gesichter
erhellt der Glanz eines warmen, fast goldenen Lichtes. Das Rot
des Mantels, den Josef trägt, und das samtene Grün des pelz-und
perlenbesetzten Kleides der Jungfrau leuchten in satten Farben.
Mystiker des 14. Jahrhunderts, wie etwa die Heilige Brigitta von
Schweden, beschrieben die Menschwerdung Gottes als das gleißende
Licht, das in die Finsternis strahlt. Hans Baldung Griens Gemälde
nimmt dieses Thema auf und den Text des Lukas-Evangeliums wörtlich:
"... und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie." Um die Figuren
herum herrscht tiefes Dunkel. In diesem letzten "Bild des Monats
zum Jahr der Bibel" taucht die Heilige Schrift noch einmal ausdrücklich
im Bild auf: Josef hält das kostbar mit Perlen besetzte "Buch
der Bücher" in Händen. Das Wort Gottes hat sich mit der Geburt
seines Sohnes erfüllt.
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