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Carl-Theodor-Jahr 1999Die Hochzeit des Kurfürsten |
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Ein Fest ganz eigener Art wurde da am 17. Januar im Mannheimer
Schloß gefeiert:
Der Weg zum Schloß war mit Fackeln beleuchtet, die Fenster des Mittelbaus von innen festlich mit Kerzen illuminiert. Vor dem Schloß flatterten, wie schon seit fast hundert Jahren nicht mehr, Fahnen in blau-weiß mit dem kurpfälzischen Wappen. Kurz vor 18 Uhr feuerten die Mitglieder der Mannheimer Schützengesellschaft ihre Gewehre ab - Salut für Herzog Franz von Bayern und den Erbprinzen von Baden, die gekomkmen waren, den 257. Hochzeitstag von Carl-Theodor und Elisabeth Auguste und den 278. Geburtstag der Kurfürstin zu feiern. (Carl Theodor war übrigens das erste Mitglied der besagten Schützengeselischaft von 1744!) Im vollbesetzten Rittersaal wurde die ,,Hochzeitsgesellschaft" dann zunächst auf das Wesentliche hingewiesen: Da begrüßten der bürgerliche ,,Schloßherr" und der sozialdemokratische Bürgermeisterkandidat im Namen der demokratisch gewählten Vertreter der Bürgerschaft die Gäste zu einem Stück Erwachse-nenbildung, das sich drei Schwetzinger Schlossführer in Zusammenarbeit mit der Mannheimer Abendakademie und der Geschichtswerkstatt Innenstadt ausgedacht hatten. |
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Kurze Vorträge über die Kindheit Carl Theodors und Elisabeth Augustens bis zur Hochzeit wurden dann geschickt verbunden mit Auftritten der beschriebenen Personen, Kindern mit ihren Erzieherinnen in historischen Kostümen. Das Musikgeschehen in der Kurpfalz und die Feste am Mannheimer Hofe wurden lebendig mit der Vorführung historischer Tänze der Gruppe 'I Danzatori Palatini und Musikstücken der ,Mannheimer Schule. | |||
Ein komplettes Streichorchester nach historischem Vorbild zusammengesetzt,
spielte zum Tanz auf und trug Stücke von Johann Stamitz und Ignatz Holzbauer
vor. Ganz hervorragend, geradezu professionell spielten die jungen Musikerinnen
der ,Capella Palatina unter der Leitung von Hanno Haag.
Fast dreissig Mitglieder und Freunde der Geschichtswerkstatt und der Schloßführer schritten vor der Pause zu Fanfarenklängen als fürstliche Hochzeitsgesellschaft, in historischen Kostümen in den Rittersaal und ver-folgten von ihren Ehrenplätzen aus das weitere Programm ,,ihres" Abends. Zu einem musikalisch umrahmten Stehempfang bei Kerzenlicht gab es »historische Appetithappen" und eine extra vom Konditor Herrdegen nach Archivunterlagen aus dem Jahre 1717 geschaffene Carl-Theodor-Torte. Vielleicht erscheint das alles als pure Nostalgie, als Loblied auf Fürstenherrschaft und monarchistische Orgie. So kam es aber nicht, und so sollte es auch gar nicht sein. Es wurde vielmehr, wie es der Schlußredner formulierte, Bildung nicht für den Kopf alleine, sondern für alle Sinne geboten: aufgeklärtes kurpfälzisches Edutainment". Ein Fest zum nachdenken, bei welchem das Lebensgefühl einer untergegangenen Epoche erfahrbar gemacht wurde. Nur knapp 35 Jahre währte diese Blütezeit Mannheims die Dr. Peter Kurz, der Vertreter der Stadt als Verpflichtung, Maßstab und Herausforderung für alle nachfolgenden Generationen" verstanden haben wollte. 35 Jahre, so dann der Schlußredner, in welchen das städtische Bürgertum Gelegenheit hatte, in der Auseinandersetzung mit dem aufgeklärten Absolutismus eigene Perspektiven zu entwickeln. Daher war, als Carl Theodor seine Residenz schließlich nach München verlegte, das Ende seines Zeitalters absehbar und ein neues deutete sich an. 50 Jahre nach jener Hochzeit, im Oktober 1792 tanzten Mannheimer Arbeiterinnen und Arbeiter um den ersten rechtsrheinischen Freiheitsbaum. us. |
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Carl Theodor, Halbfigurbild von F.A. Besold, um 1743. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum. Abb. aus dem Band St. Mörz, Haupt- und Residenzstadt | ||||
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