Schwerpunktthema

Heidelberg

Kurpfalz
im Format 65 x 105

N&N 5/95

Eine "Kurze Beschreibung der Städte Mannheim, Heidelberg, Frankenthal, Lautern; der Lustschlösser Schwetzingen und Oggersheim; enthaltend die merkwürdigen Gebäude, daselbst blühende Wissenschaften, schöne Künste, dazu gehörige Kabinete und öffentliche Vorlesungen; nebst einem vollständigen Verzeichnisse der kurpfälzischen Bilder-galerie zu Mannheim" veröffentlichten 1784 einige Mitglieder der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften im Verlag ihrer eigenen Hof- und Akademischen Druckerei in Mannheim. Sie richteten das Büch-lein "an jene Herren Reisende, die mit Extrapost nach Mannheim kommen" und brachten damit nichts weniger als einen der ersten Reiseführer über die Kurpfalz heraus. Joachim Krause hat im Verlag seiner Quadrate-Buchhandlung in Mannheim jetzt einen Nachdruck des einzigen erhaltenen Exemplars aus der Uni-Bibliothek in Heidelberg aufgelegt, den Rudi Dorsch mit Anmerkungen versehen hat.

Dorsch stellt in seiner Einleitung die Entstehungsgeschichte sowohl der Reiseführer-Gattung als auch von Verlag und Druckerei der Original-Ausgabe vor und beschreibt dann in "Anmerkungen", die eigentlich ein ausführlicher Kommentar sind, das, was der Leser des Buches nach 200 Jahren zum Verständnis benötigt. Nicht jeder Kurpfälzer kennt heute noch die Geschichte des Opernhauses im Schloß oder die der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, des Antikensaals oder des alten Nationaltheaters. Gerade hier aber muß trotz allem Lob an der vorzüglichen Arbeit die Kritik einsetzen: Nur an einer von den beiden Stellen, an denen von der Akademie der Wissenschaften die Rede ist, wird erwähnt, daß sie nicht sang- und klanglos aufhörte zu existieren, sondern in der Bayerischen Akademie weiterlebt. Auch der Antikensaal lebt weiter, wenn auch nur in einer Ahnung seines einstigen Glanzes - seit einigen Jahren in einem Korridor neben der Schloßkirche neu aufgestellt. Und der Hubertusorden, der dem Ritterssaal im Schloß seinen Namen gegeben hat, bestand auch nicht nur bis zum Jahre 1803, ihn gibt es auch heute noch, und Vertreter des herzoglichen Hauses in München (die übrigens auch den Titel Pfalzgraf weiterführen) sind seine Mitglieder. Und schließlich ruht Kurfürst Carl Philipp nicht allein in der Gruft der Schloßkirche, sondern neben seiner morganatischen Gattin Violante Maria von Thurn und Taxis.

Genug der Kritik. Mannheim war Residenz und Hauptstadt der Kurpfalz, ihr sind von den 80 Seiten des Originals 58 und von den 49 Seiten des Kommentars 36 gewidmet. Heidelberg kommt mit etwas über 5 Seiten bedeutend kürzer weg. Hier ist es vor allem die "Begräbnisgruft des Hochsel. Prinzen Friedrich" im Karmeliterkloster, die ausführlich beschrieben wird. Friedrich (Michael von Pfalz-Zweibrücken), gestorben 1767, wird im Kommentar nur als "Gouverneur von Mannheim, Général-en-Chef der kurpfälzischen Truppen und zeitweiliger Oberkommandierender der Reichstruppen" bezeichnet. Daß sein Sarg 1805 vor allem deswegen nach München kam, weil er der Vater des Thronerben und nachmaligen Königs Maximilian Josef I. von Bayern war, hätte erwähnt werden können. Das Schloß indessen war seit dem 24. Juni 1764 Ruine und nur noch eine Anmerkung wert.

Insgesamt ist das Bändchen liebevoll gemacht und sicherlich eines der typischen Kurpfälzer Mitbringsel.


Das kleinste Buch der Kurpfalz. Faksimile mit separatem Anmerkungsteil von Rudi Dorsch. Mannheim: Verlag der Quadrate-Buchhandlung, 1995. ISBN 3-924704-27-9
Nachrichten & Notizen 5/95


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