Barocke Masquerade
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Nach
Vollendem Caffee Trinken, Retirirte sich Durchlauchte Herrschaft und sämbtlichen
Dames und Herren Cavalliers in Masquerade, speißeten in dem Saal
wo die Dames und Herren Cavalliers ordri speißeten, die Taffel wäre
in einer form, von einen Huffeißen, Ihro Durchlaucht die Regirende
frau Marggräfin und Ihro Hochfürstliche Eminentz Herr Cardinal
von Schoenborn, speißeten in ihrem Zimmer, Nach Vollender Taffel,
in dem Saal wo die Durchlauchten Jungen Herrschaften mit sämbtlichen
Dames und Herren Cavalliers gespeißet haben, finge als denn der
ball an, oben bey dem ofen wurde 5 rothe Votel mit golt gestickt vor gnädigste
Herrschaften Hin gestelt, der ball daurte nicht länger bis halber
12 Uhr, als dann Retirirte sich alles." |
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So der Wortlaut aus Ceremoniel - Der Hohe Geburts Tag Ihro Hochfürstliche Durchlaucht der Regirenden frau Marggräfin ... den 21 Januar 1725" der Hofprotokolle der Rastatter Residenz aus dem Generallandesarchiv Karlsruhe, die kürzlich von Gerlinde Vetter transkribiert wurden. Es ist der schriftliche Beweis für die am Hof der Barockresidenz aufwendig und streng nach Ceremoniel" geführten Feste. Die höfischen Feierlichkeiten zu Geburts- und Namenstagen, zu Taufen und Hochzeiten, die mit Pomp und Luxus über fünf Tage dauerten, hatten ein festgelegtes Ritual. Der gesamte Hof befand sich in Höchster Galla", der Zeremonie in der Hofkirche folgte eine Reihe Gratulationsaufwartungen in den Paradezimmern während die Hofkapelle mit Solenner Musik" die fürstlichen Tafeln begleitete. Das Jagen in Scheibenhardt oder Favorite war vergnüglicher Bestandteil der Feste. Eine Masquerade" mit einem Ball bildete mit Lustbarkeit" meistens den krönenden Abschluss. Barocke Masqueraden, Kostümfeste, waren im 17. Und 18. Jahrhundert an allen europäischen Fürstenhöfen sehr beliebt und ein nicht wegzudenkendes Mittel der höfischen Repräsentation und Demonstration der Macht sowie der Freude am Feiern und Genießen. Barocke Lebensfreude, die sich in der Lust an der Verkleidung in der unterhaltsamen Form der Selbstdarstellung ausdrückt, konnte durch die Kostümierung mit mehr Freyheit und ungezwungen" ausgelebt werden. Auch
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707), der siegreiche
Türkenlouis, und seine Gemahlin Sibylla Augusta (1675-1733) feierten
genussvoll Kostümfeste. Die Serie der Kostümbilder aus Schloss
Favorite Rastatt (ursprünglich ungefähr 73 Bilder, heute noch
56 erhalten) dokumentieren den hohen Stellenwert dieser aristokratischen
Vergnügungen am badischen Hof. Das markgräfliche Paar ließ
sie für die ab 1700 neu erbaute Barockresidenz Rastatt anfertigen
und sich und zwei der Kinder in verschiedenen Maskenkleidern darstellen. |
Kostümbilder in Schloss Favorite
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Vier der aufwendigen
Kostüme wurden nach den originalen Miniaturen angefertigt und sollen
in szenischen Darstellungen den Glanz der barocken Masqueraden"
ahnen lassen. |
nachgeschneiderte Kostüme (Rastatt) |
Das Ehepaar Hilde,
Gewandmeisterin, und Klaus Teepe, Bühnen- und Kostümbildner,
wurden mit der Herstellung der Kostüme Sklave und Sklavin,
Türke und Türkin" beauftragt. Als eine Herausforderung betrachtet,
haben sie in minutiöser Arbeit schrittweise mit der Analyse der umzusetzenden
Kostümbilder nach den originalen Miniaturen begonnen und die Materialbestimmung
und Farbgebung nachvollzogen. Die Herstellung erforderte genaue Kenntnisse
der Kostüme aus der Zeit des Barock und deren Schnittmuster, denn
ihre vordringliche Aufgabe war eine genaue Umsetzung des Erscheinungsbildes
der Kostüme, um ein dem Original identisches Gesamtaussehen zu erreichen".
Mit der Präsentation der rekonstruierten" Kostüme in der Residenz Rastatt und dem Jagd- und Lustschloss Favorite soll das breite Publikum angesprochen werden. Damit wird mithilfe anschaulicher Didaktik der Zugang zum Kunstwerk, zum Bild und zur Geschichte, sinnlich erfassbar gemacht. Durch die Möglichkeit der sinnlichen Wahrnehmung findet ein Erlebnis besonderer Art statt. Denn Mode und Kostüme sind heute noch ein aktuelles, beliebtes und attraktives Thema für jedermann. Anneliese Almasan
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