27.5.14
Bernisches Historisches Museum
Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen
(bhm) Das Bernische Historische Museum zeigt vom 3. April bis
26. Oktober 2014 die Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am
Wasser und über die Alpen». Das Museum präsentiert
bei dieser Gelegenheit erstmals die sensationellen Gletscherfunde
vom Schnidejoch (Berner Oberland) aus dem Hitzesommer 2003. Im
Museumspark stehen Hausund Ackerbau sowie Metallbearbeitung im
Zentrum. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Archäologischen
Dienst des Kantons Bern, der die gleichnamige Begleitpublikation
herausgegeben hat.
Das Bernische Historische Museum widmet das Jahr 2014 den Pfahlbauern.
Seit in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Überreste
von Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit geborgen
worden sind, ist die damalige Lebensweise an den Seeufern intensiv
erforscht worden. Objekte aus der Zeit von 4300 bis 800 v. Chr.
wurden in ungewöhnlichen Mengen und einmaligem Erhaltungszustand
gefunden, was die Pfahlbauten zu einem Kulturgut von Weltrang macht
(seit 2011 sind 111 Pfahlbaufundstellen in sechs Alpenländern
als UNESCO-Welterbe anerkannt). Aufgrund des fortschreitenden Abschmelzens
der Gletscher werden nun auch in höheren Lagen Objekte aus
der Pfahlbauzeit gefunden.
Pfeile, Bogen und Bogenfutteral, welche auf dem Schnidejoch (Berner
Oberland) gefunden worden sind.
©
Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Bern. Foto: Badri
Redha, Zeichnung: Max Stöckli
Diese belegen, dass das Hochgebirge für die damaligen Menschen
weder unüberwindliche Barriere noch unwirtliches Niemandsland,
sondern vielmehr Teil ihres Lebensraums war. Mit der Ausstellung «Die
Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen», die
in Kooperation mit dem Archäologischen Dienst des Kantons
Bern gezeigt wird, greift das Museum beide Lebensräume auf.
Auf einer Fläche von 1200 m2 erweckt es mit 460 Objekten die
Pfahlbauer vom 3. April bis am 26. Oktober 2014 zum Leben.
Gletscherfunde vom Schnidejoch erstmals öffentlich
zu sehen
Die Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über
die Alpen» ist thematisch gegliedert. Der Besucher erschließt
sich die Welt der Pfahlbauer, in dem er durch die Themenräume «Schnidejoch,
2756 m.ü.M.», «Bauen und wohnen», «Die
Menschen», «Alltag und Handwerk», «Handel
und Verkehr» flaniert und dann den Weg «Über die
Alpen» einschlägt, um in den letzten Raum zum Thema «Tod
und Erinnerung» zu gelangen. Höhepunkt der Ausstellung
ist die Ausrüstung des jungsteinzeitlichen Jägers vom
Schnidejoch (Berner Oberland), welche im Hitzesommer 2003 und im
darauffolgenden Jahr gefunden worden ist. Diese Funde vom Schnidejoch
sind rund 1500 Jahre älter als die berühmte Eismumie Ötzi.
Sie sind erstmals öffentlich zu sehen.
Objekte, Modelle und lebensgrosse Figuren machen Pfahlbauer fassbar
Die Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über
die Alpen» beeindruckt mit spannenden Objekten wie dem ältesten,
ganz erhaltenen Brot Europas aus der Jungsteinzeit oder Kaugummis
der Pfahlbauer. Zu sehen sind aber auch Modelle, beispielsweise
der Pfahlbausiedlung Sutz-Lattrigen am Bielersee im Jahre 3393
v. Chr., welches das Dorfleben veranschaulicht. Lebensgrosse Figuren
wie beispielsweise des jungsteinzeitlichen Jägers vom Schnidejoch
erlauben eine Begegnung mit den Pfahlbauern. Die Aktivitäten
im zur Ausstellung gehörenden Museumspark wiederum bieten
die Möglichkeit, auf andere Art 2 in die Welt der Pfahlbauer
einzutauchen. Drei Bereiche können erfahren werden: Haus-
und Ackerbau sowie Metallbearbeitung.
Themenraum «Bauen und wohnen»
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor Hausbau mit den Methoden von damals
Zwei Häuser der Fundstelle «Hauptstation» in
Sutz-Lattrigen am Bielersee werden ab April 2014 im Museumspark
nachgebaut: im Originalmaßstab und mit Werkzeugen und Materialien,
die in der Jungsteinzeit zur Verfügung standen. So kommt nebst
Holz für die Pfähle beispielsweise Lindenbast zum Einsatz,
der für Schnüre und Seile, welche die Bauelemente zusammenhalten
werden, benötigt wird. Wer im richtigen Moment kommt, kann
möglicherweise gar beim Herstellen der Schindeln fürs
Dach helfen.
Von der Saat bis zum Lebensmittel
Zu den zwei Häusern gehört auch ein Acker. Schließlich
interessiert nicht nur, wie die Pfahlbauer gelebt haben, sondern
auch, wovon sie sich ernährt haben. Auf dem Land neben den
Häusern werden deshalb alte Erbsen- und Weizensorten angebaut.
Wie beim Hausbau, bei dem die Bauten erst im Verlauf der Ausstellungszeit
Form annehmen, wird das Publikum auch beim Getreide das Gedeihen
der Pflanzen, die Ernte und die Verarbeitung zu Lebensmitteln über
den ganzen Wachstumszyklus hinweg mitverfolgen können.

Blick in den Themenraum «Handel und Verkehr» © Bernisches
Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor
Metallbearbeitung wie einst
Jeweils mittwochs und sonntags wird in der Metallwerkstätte
gearbeitet. Dort können die Besucher miterleben, wie Fundstücke
aus einem frühbronzezeitlichen Fürstengrab in Strättligen-
Renzenbühl bei Thun mit damaligen Techniken nachgebildet werden.
Kleidernadel, Gürtelhaken, Dolch und ein Prunkbeil aus Bronze
und Kupfer mit Goldstiften, all diese Gegenstände kamen 1829
zusammen mit Halsringen, die auch als Zahlungsmittel dienten, als
Grabbeigaben zum Vorschein. Doch wie konnte damals, als es noch
kein Eisenwerkzeug gab, ein Beil aus drei Materialen hergestellt
werden? Dieser und anderen Fragen gehen die Experimentalarchäologen
nach, indem sie durch den praktischen Nachvollzug Erkenntnisse
zum Herstellungsprozess gewinnen.
Vermittlungsangebote für Familien und Schulen
Das Museum bietet je einen Audioguide mit einer einstündigen
Tour durch die Pfahlbauzeit für Erwachsene und für Kinder.
Zusätzlich werden Führungen für Gruppen angeboten.
Schulen haben die Möglichkeit, im Rahmen einer Führung
oder eines Workshops in die Welt der Pfahlbauer einzutauchen. Im
Workshop entdecken die Schüler die Ausstellung anhand von
Aufträgen in Kleingruppen und helfen beim Bau eines Pfahlbauhauses
im Museumspark mit. Außerdem stehen für Schulen didaktische
Unterlagen mit Anleitungen und Arbeitsblättern auf der Website
des Museums (www.bhm.ch) zum kostenlosen Download bereit. Der Archäologische
Dienst des Kantons Bern hat zudem anlässlich der Ausstellung
die Publikation «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über
die Alpen» herausgegeben, welche im Museumshop erhältlich
ist.
Der Audioguide kann als App bereits zuhause auf das Smartphone
geladen werden. Er führt in Deutsch, Französisch oder
Englisch durch die Ausstellung. © Foto oben:
Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor
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