26.4.16
Sonderausstellung „Die Alte Burg – Das
Rätsel der Steine. Aktuelle Forschungen im Umland der Keltenstadt
Heuneburg“
(rps) Vom 24. April bis zum 30. Oktober 2016 werden im Herrenhaus
des Freilichtmuseums Heuneburg im Rahmen einer Ausstellung des
Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium
Stuttgart (LAD) und der Gesellschaft für Archäologie
in Württemberg und Hohenzollern unter dem Titel „Die
Alte Burg - Das Rätsel der Steine“ die ersten Ergebnisse
neuer Forschungen rund um die Keltenstadt Heuneburg präsentiert.
Die Heuneburg zählt zu den bedeutendsten archäologischen
Fundstätten Mitteleuropas. Bisher weitestgehend unerforscht
war jedoch das Umfeld der Heuneburg, in dem die zugehörigen
Dörfer, Höfe, Bestattungsplätze, Straßen
und weitere Befestigungen lagen. Diese Fragen werden seit 2014
im Rahmen eines von Prof. Dr. Dirk Krausse (LAD) geleiteten Forschungsprojekts
erforscht, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert
wird

Rekonstruktion der Alte Burg.
Rekonstruktion: Faber Courtial für LAD
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Forschungen an der
Alten Burg, einem von den frühen Kelten vollständig
umgestalteten, plateauartigen Ausläufer der Schwäbischen
Alb oberhalb von Langenenslingen. An diesem faszinierenden – heute
versteckt im Wald gelegenen Ort – wurde bereits im späten
19. Jahrhundert ein offensichtlich als Kultplatz zu deutender,
4,5 m tiefer Schacht entdeckt, in dem sechs menschliche Skelette
lagen. Unweit dieses „Opferschachtes“ stießen
die Archäologen des LAD im Oktober 2014 überraschend
auf eine mehr als vier Meter hoch erhaltene monumentale Steinmauer.
Durch systematische Grabungen konnten die gewaltigen Dimensionen
dieses Bauwerks erschlossen werden: es war ursprünglich
13 m stark und besaß eine Höhe von mindestens 10 m.
Weitere Mauern konnten nachgewiesen werden. Es handelt sich um
die älteste erhaltene Steinarchitektur nördlich der
Alpen.
Die Funktion der Alten Burg, die von der Heuneburg sichtbar
war und im 5. und 6. Jahrhundert wie ein riesiges Steinmonument
die Szenerie am Südrand der Schwäbischen Alb dominierte,
ist rätselhaft. Es zeichnet sich aber ab, dass die Alte
Burg primär zu kultisch-religiösen Zwecken diente und
eventuell den zentralen Versammlungs- und Ritualplatz für
die gesamte Heuneburgregion bildete. Durch neuere Grabungen konnte
eine Art Prozessionsstraße nachgewiesen werden, welche
die Heuneburg im 6. Jahrhundert v. Chr. mit der Alten Burg verband.

Ausgrabungen auf der Alte Burg bei Langenenslingen.
Foto: LAD
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Ergebnisse der Grabungen
auf der Terrasse zwischen Heuneburgplateau und Donau. Aufsehenerregend
waren die Freilegung von 500 menschlichen Knochen auf der hangseitigen
Böschung eines Grabens sowie die Bergung von qualitativ
hochwertig bearbeiteten Sandsteinquadern, die auf eine herausragende
Steinarchitektur hinweisen. Die menschlichen Skelettreste könnten
auf innere gesellschaftliche Konflikte oder kriegerische Auseinandersetzungen
am Ende der Besiedlung der Heuneburg, im frühen 5. Jh. v.
Chr., hindeuten.
Auch die neuesten Grabungen in der Viereckschanze neben dem
keltischen Großgrabhügel Hohmichele und jene auf dem
Plateau der Heuneburg erbrachten wichtige neue Erkenntnisse zur
keltischen Besiedlungsgeschichte. Goldfunde vom Plateau weisen
frappierende Ähnlichkeiten zu Objekten aus dem Fürstinnengrab
der Bettelbühlnekropole auf, so dass anzunehmen ist, dass
diese Goldschmiedearbeiten aus dem Grab in einer technisch brillanten
Werkstatt hergestellt wurden, die im frühen 6. Jh. v. Chr.
an der Nordspitze der Heuneburg nach etruskischem Vorbild arbeitete.
3D-Rekonstruktionen und Multimediastationen veranschaulichen
den Besuchern die teils rätselhaften und geheimnisvollen
Entdeckungen. Zudem werden Originalfunde in Form von Skelettresten,
reich verzierten Keramiken sowie Schmuck und Waffen gezeigt.
Die Ausstellung und die zugrunde liegenden Forschungen wurden
gefördert vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft
Baden Württemberg – Oberste Denkmalschutzbehörde,
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Sparkassenfinanzgruppe
Baden-Württemberg.

Maskenfibel aus dem Umland der Heuneburg.
Foto: YAM, LAD
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