Das Porträt der Hansestadt
Vor rund achthundert Jahren wurde Wismar im Süden der Mecklenburger
Bucht gegründet. Neben der günstigen Lage einer geeigneten Schiffsanlegestelle
- sowohl der Klützer Winkel im Westen als auch die Insel Poel
im Norden bewährten sich als Windbrecher - war auch die nur wenige
Kilometer betragende Entfernung zur Mikelen-Burg, die dem Ort
Mecklenburg seinen Namen gab, südlich des heutigen Stadtgebietes,
Grund genug für die Ansiedlung von Kaufleuten und Handwerkern.
Die Burg war mehrere Jahrhunderte lang der Stamm- und Regierungssitz
der herrschenden Obotriten und gab dem Land zwischen Elbe und
Warnow seinen Namen.
In der Epoche der Hanse verdienten die Wismarer Kaufleute und
Reeder "sichtbar" viel Geld. Nicht nur, dass die Wohn- und Speicherhäuser
verschiedenster Baustile von der Backsteingotik bis später zum
Jugendstil in der historischen Altstadt von ausgesuchter Schönheit
sind. Auch die drei riesigen Kirchen Wismars, die weithin sichtbar
aus der denkmalgeschützten Altstadt herausragen, sind von der
wohlhabenden Bürgerschaft der Stadt finanziert worden. Bemerkenswerte
Gotteshäuser sind die St. Nikolaikirche, deren Kirchenschiff 37
Meter hoch ist, und St. Marien, deren 82 Meter hoher Turm einsam
die Stadt überragt, da das Kirchenschiff zerstört wurde. Die Kirche
St. Georgen wird gegenwärtig wieder aufgebaut. Eines der ältesten
erhaltenen Wohnhäuser Wismars, der "Alte Schwede", liegt am historischen
Marktplatz, einem der größten in ganz Norddeutschland. Ein empfohlener
Rundgang durch Wismar erinnert den Besucher auf Schritt und Tritt
an die manchmal glorreiche und wechselhafte Geschichte der Stadt.
Das Bier war zur Zeit der Hanse der Exportschlager schlechthin
und spülte Gold und Geld in die Kassen der Mecklenburger. So war
Wismar ein attraktives Ziel für unfreundliche Übernahmen. Lange
nach dem Niedergang der Hanse im 15. Jahrhundert führte der 30-jährige
Krieg die streitenden Armeen auch nach Mecklenburg.
Nachdem die Kaiserlichen unter Wallenstein im Jahre 1631 von
den Schweden als Besatzer abgelöst wurden, bauten die neuen Stadtherren
den einstmals friedlichen Handelsplatz zu einer der stärksten
Seefestungen des Baltischen Meeres aus. So blieb Wismar, neben
der Insel Poel und dem Amt Neukloster, als wertvoller Brückenkopf
nach dem Westfälischen Frieden 1648 schwedisches Territorium.
Erst im Jahre 1803 hatten die Drei-Kronen-Könige vordergründig
das Interesse an Wismar und Poel verloren. Weil die schwedische
Staatskasse einen Zuschuss benötigte, verpfändeten die Schweden
die Stadt und die vor gelagerte Insel an Mecklenburg für hundert
Jahre. Und weil die Skandinavier den Schuldschein nicht einlösen
wollten und konnten, wurde Wismar im Jahre 1903 wieder Teil Mecklenburgs.
Nach einem wechselvollen Jahrhundert mit zwei Kriegen, verheerenden
Bombennächten und vierzig Jahren DDR, konnte 1990 die Restaurierung
des historischen Stadtkerns, die bisher mehrere hundert Millionen
Euro verschlungen hat, fortgeführt werden. Die Arbeiten sind zwar
bereits weit vorangeschritten, aber noch nicht abgeschlossen.
Heute leben fast 50.000 Bürger in einer Stadt, die es verstanden
hat, Altes mit Neuem zu verbinden und den Wohnwert der Einwohner
sowie die Attraktivität für die immer zahlreicher werdenden Urlaubsgäste
zu steigern.
Im Jahre 2002 war es dann soweit. Gemeinsam wurden die historischen
Altstädte der Hansestädte Wismar und Stralsund von der UNESCO
zum Welterbe erklärt. Damit öffneten die Hafenstädter ein weiteres
Kapitel in ihrer wechselvollen Geschichte.
Weiter Sehenswert: Das "Schabbellhaus" (Stadtgeschichtliches
Museum), die Heiligen-Geist-Kirche, der Fürstenhof, die Wasserkunst
und die Bebauung am alten Marktplatz, das Zeughaus (ehemals schwedisches
Arsenal, heute eine der schönsten Bibliotheken Deutschlands) sowie
das Areal am Alten Hafen mit den Gaststätten am Lohberg und der
"Grube", einem mittelalterlichen Wasserlauf.