Wernher von Braun - Lebenslauf
Der Opportunist in den Diensten des dritten Reiches -
Kriegseinsatz und Untergang (1944-459)

Enttäuschender Einsatz der A 4

Am 7. und 8. September 1944 fand der erste Angriff mit A-4-Raketen auf London und Paris statt; bis zum 27. März 1945 wurden ca. 3170 Raketen auf diese beide Städte, aber auch auf andere Ziele in Großbritannien, den Niederlanden und Belgien verschossen. Anhand der Tatsache, dass bei den Angriffe etwa 5000 Menschen umkamen, zeigt sich, wie gering der militärische Wert der A 4 war. Bei einem Vergleich mit einem alliierten Bombenangriff, bei dem bereits mehrere tausend Menschen starben, schneidet die A 4 schlecht ab.

Folgen der Verhaftung von Hitler

Aufgrund das Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde das HWA dem Chef der SS, Himmler, unterstellt. Dennoch war dank Speer das Forschungszentrum in Peenemünde vor einem Zugriff der SS geschützt; von Braun hielt folglich seine Stellung. Im Chaos der letzten Kriegsjahre gelang es von Braun sein Team zusammenzuhalten und bereits Vorbereitungen für die Nachkriegszeit zu treffen.

Von Braun wendet sich von Nazis ab

Ab Sommer 1944 ging von Braun "zunehmend auf Distanz zum Regime, dem er zuvor loyal gedient hatte. [...]. Eine mögliche Ursache für diesen Stimmungswandel liegt in von Brauns Persönlichkeit. Er war Egozentriker und Opportunist"(Weyer 1999, S. 70). Von Braun selbst sagte zu der Zeit unter Hitler: "Persönlich ging es mir unter einem totalitären Regime ziemlich gut"(Why I chose, S. 111). Ab Sommer 1944 war das Nazi-Regime jedoch außerstande, ihm dieses Leben in Luxus zu ermöglichen. Hierin liegt der Grund, warum er auf Distanz zum NS-Regime ging. Im Nachhinein sagte von Braun, er hätte "immer gehofft, der Krieg würde vorbei sein, bevor sie eine A 4 gegen ein lebendes Ziel starte[te]n" (Dorette Kersten, zitiert in Stuhlinger/Ordway, S. 119). Außerdem habe die V 2 "den falschen Planeten getroffen" (Wernher von Braun, Reminiscences , S. 144). Er versuchte somit, die technische Meisterleistung in den Vordergrund zu rücken. Um die Jahreswende 1944/45 zeichnete sich das Ende ab. Im KZ Mittelbau-Dora stieg die Zahl der Insassen in kurzer Zeit von 26000 auf 40000. Die Brutalität der SS kannte keine Grenzen. Trotz dieser chaotischen Zustände lief die Produktion der V 2 bis März 1945 weiter.

Evakuierung Peenemündes

"Am 31. Januar 1945 ordnete Kammler die Evakuierung des Peenemünder Raketenzentrums [...] an. Von Braun hatte bereits im September 1944 begonnen, alle wertvollen Dokumente zusammenzutragen. Das Raketenteam beschloss, zusammenzubleiben und den Kontakt zu den Amerikanern zu suchen" (Weyer 1999, S. 74). Am 17. Februar begann die Evakuierung Peenemündes. Von Braun war es gelungen, die wichtigen Dokumente ohne Wissen der SS in Sicherheit zu bringen. Da die Amerikaner rasch näher rückten, wurden 500 Peenemünder am 1. April 1945 in die bayrischen Alpen evakuiert. Während sich im KZ Dora grausame Szenen abspielten, ließen es sich von Braun und seine Mitarbeiter gut gehen. Am 2. Mai 1945, kurz nach der Bekanntgabe von Hitlers Tod, wurde von Brauns Bruder losgeschickt um Kontakt mit den amerikanischen Truppen aufzunehmen und die Kapitulation der Peenemünder anzubieten. In einem Resümee gab von Braun den Amerikanern einen Einblick in die Entwicklungen während der Zeit von 1929 bis 1945.

Das Kapitel Peenemünde war abgeschlossen.

Sicherstellung der Dokumente

Im Anbetracht der Tatsache, dass sich Amerika im kalten Krieg befand, stellte von Braun und sein Team einen entscheidenden Vorteil dar. "Um das Know-how zu sichern, das für die nächste Runde des Wettrüstens als entscheidend erachtet wurde, kam es darauf an, möglichst rasch die Dokumente und Geräte sicherzustellen, die sich noch in Thüringen befanden" (Weyer 1999, S. 78). Den Amerikanern gelang es, vor dem Eintreffen der Russen im Mai 1945, die Dokumente und Teile, die zum Bau von etwas einhundert Raketen nötig waren, in ihre Gewalt zu bringen.

Von Braun wird in die USA gebracht

Im Juli 1945 wurde im Rahmen des Projekts "Overcast" eine Gruppe von 115 deutschen Raketenexperten für 6 Monate befristet in die USA gebracht. Am 18. September wurde von Braun selbst und sechs seiner Mitarbeiter in die USA geflogen; die restlichen Mitglieder kamen per Schiff nach. Bisher hatte von Braun in seinem Berufsleben nur Raketen fürs Militär gebaut, und auch jetzt war eine Umstellung nicht erforderlich.


In London eingeschlagene A4


Wernher von Braun als Gefangener


vorhergehender
Artikel
zurück zur Übersicht 
des Lebenslaufes
nächster
Artikel
Impressum · Datenschutz