Organisation des Projektunterrichts
Verschiedene Schulen = verschiedene Organisationsformen! Die gewohnte Form ist nicht von sich aus besonders richtig, sondern bloß besonders gewohnt!
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Möglichkeiten:
jahrgangsübergreifend alle Schüler der Schule
Projektunterricht über mehrere Tage verteilt
klassenübergreifend allen Schülern eines Jahrgangs
an einem einzelnen ganzen Schultag
klassenintern
gruppenintern
Realisation:
Am einfachsten zu realisieren ist es, wenn man das Projekt gruppen- oder klassenintern durchführt. Dabei sind die wenigsten Absprachen nötig, es gibt damit nur wenig Reibungsverluste, und die wenigsten Stundenplaneingriffe müssen erfolgen. Wenn dies auch eigentlich weit von dem „richtigen Projektunterricht“ entfernt ist, dann muss man doch sehen, dass „etwas Projekt“ sehr viel besser besser ist als „gar kein Projekt“!
Zeitlich kann das ganze in einer Projektwoche ablaufen. Das hat sich in den Schulen in den letzten Jahren so weit eingebürgert, dass das Wort Projektunterricht durch Projektwoche ersetzt ist. Es gibt aber nirgends eine Vorschrift, das auch in einer Woche durchführen zu müssen. Man kann auch andere Organisationsformen finden. Der enge Zeitrahmen ist bei einer Projektwoche, in der nichts anderes läuft, sogar eher hinderlich. Eine Verteilung der zur Verfügung stehenden Zeit auf verschiedene Wochentage von vielleicht zwei oder drei Wochen erscheint günstiger.
Die üblich gewordenen Projektwochen sollten auch nicht dazu führen, daß ein Lehrer oder eine Lehrerin immer erst darauf wartet, daß die Gesamtkonferenz beschließt: „Der Projektunterricht findet kurz vor den großen Ferien statt! Dann ist die Luft sowieso raus!“ Schade um die Projekte, die damit zu Lückenbüßern degradiert werden! (Warnung: Auch die Verbindung Projektunterricht - Schulfest sollte vermieden werden. Ein Schulfest hat eine wichtige Bedeutung im Schulleben; Projekte haben eine andere wichtige Bedeutung. Nicht „entweder -- oder“, sondern „sowohl als auch“!)
Sprechen Sie sich mit einem oder zwei Kollegen ab. Deren Fachbereich ist so wichtig nicht. Organisieren Sie Ihren Unterricht für mehr oder weniger lange Zeit intern so um, daß Sie mehr als nur die normale Unterrichtszeit zur Verfügung haben. Das kann so aussehen, daß Sie als z.B. Physiklehrer mit dem Werk- oder Techniklehrer, dem Kunstlehrer, dem Geschichtslehrer und dem Deutschlehrer beschließen, ein Projekt „Maschinen“ zu bearbeiten. Sie haben dann insgesamt über zehn Stunden pro Woche, die Sie differenziert nutzen können, um das Projekt zu bearbeiten.
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Projekte brauchen Zeit. Meist mehr Zeit, als dem Standardunterricht zugestanden wird, weil z.B. die Ergebnisse nicht bloß in der Mappe verschwinden, sondern danach drängen, vorgestellt zu werden: als Referat, als Demo, als Modell oder wie auch immer.
Die Berechnung der Leistung nach der Gleichung Leistung = Arbeit / Zeit führt in diesem Falle zu einem falschen Ergebnis. Die Effektivität ist nicht etwa besonders gering, sondern im Gegenteil besonders hoch. Die Arbeit der einzelnen Schüler ist deutlich größer als im Normalunterricht und eigentlich kann sich kein Schüler der Arbeit entziehen; durchweg will er es auch nicht. Ideen müssen entwickelt werden, Informationen besorgt werden, Termine müssen abgesprochen und wahrgenommen werden. Alles Tätigkeiten, die unmittelbar mit dem Leben zu tun haben. Die Arbeit findet ja nun nicht mehr nur im Schulbuch und zu Hause statt, sondern in der Bücherei, in einem Archiv, bei Fachleuten in Betrieben, am Telefon oder am Computer oder Faxgerät. Dadurch wird die Leistung am Ende des Projektunterrichts viel mehr zur eigenen Leistung des einzelnen Schülers, als es je in einem normalen Unterricht erreicht werden könnte. Das gilt gleichermaßen für Grundschüler, für Fünftklässler wie für obere Klassen. Es handelt sich dabei um einen offenen Unterricht reinsten Wassers!
Ein gewisses Maß an Vorplanung durch den Lehrer, der das Projekt betreut, ist in jedem Falle notwendig. Das ist aber von der Altersstufe und vor allem von der Geübtheit und der möglicherweise in der Zwischenzeit erworbenen Selbstständigkeit der Gruppe abhängig. Auch der Lehrer oder Projektbetreuer braucht Training (ebenso wie die Lehrerin oder die Projektbetreuerin), denn es ist so einfach nicht, seine Rolle zu wechseln, plötzlich eher Zuschauer oder sogar Mitlernender als Hauptakteur zu sein.
Ohne einen von der Gruppe aufgestellten Plan geht es nicht! Weil die einzelnen Mitglieder der Gruppe zusammenarbeiten müssen, müssen sie auch voneinander wissen. Sie müssen kooperieren. Der Ablauf-Plan muß deshalb zeitliche Fixpunkte enthalten, zu denen sich die Gruppe trifft und gegenseitig auf dem Laufenden hält. Fixpunkte stabilisieren die Gruppe und verhindern, daß die Arbeit auseinanderläuft.
Der Plan darf nicht einengen. Er soll den Gruppen Sicherheit und vor allem Unabhängigkeit vom Lehrer und von den anderen Gruppen geben. Er darf nicht als unumstößlich angesehen werden.

Erfahrungsgemäß wird der erste Plan während der Arbeit verändert. Die Planungsphase ist also auf gar keinen Fall nur eine Phase am Anfang, die dann abgeschlossen ist. Planung findet permanent statt während der kritischen Begleitung der Arbeit als Reaktion auf Probleme oder geänderte Ziele. Ein Projekt entwickelt sich; es bleibt immer offen für neue Ideen. Die naturwissenschaftliche Methode der Erkenntnisgewinnung ist hier beispielhaft. Sie wird beschrieben, wenn Sie den unterstrichenen Text im letzten Satz anklicken!
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Eine kritische Phase ist oft der Beginn der Arbeit — also die Phase, die noch vor der Planung liegt. Nachdem die Gruppe sich zusammengefunden hat, ist es wichtig, dass zuerst einmal mögliche Ziele gefunden werden, die man braucht, wenn man planen will.
Hier bieten sich folgende Verfahren an:
Brainstorming (ganz diffus)
„angedachte“ Ideen werden gezielt untersucht
noch genauer sind Zielbereichsbeschreibungen
Daraus kann dann eine genauere Beschreibung des Ziels und schließlich ein Planentwurf für die gesamte Gruppe folgen, der sich dann weiter in Einzelpläne für Teilgruppen gliedert.
Noch einmal: Im Ablauf des Projektes ist es wichtig, daß gleich zu Beginn zeitliche Fixpunkte gesetzt werden. Jeder muß wissen, wann und wo er der Gruppe seinen Arbeitsfortschritt erläutern muß und wo er erfährt, wie weit die anderen sind. Diese Fixpunkte geben Sicherheit.

Aufgaben des Lehrers beim Projektunterricht:
Helfen, ermuntern, bei persönlichen Problemen ausgleichen, selbst Ideen beisteuern

Abschluß des Projektes:
Die Schülerinnen und Schüler sind durchweg so stolz auf ihre Arbeit, daß sie sie gern einer großen Öffentlichkeit vorstellen wollen. Dazu bietet sich eine Ausstellung in der Klasse oder in der Schule an. Eltern können dazu eingeladen werden. Aber auch andere Stellen können genutzt werden, das Arbeitsergebnis vorzustellen: Die Kundenhalle einer Bank oder Sparkasse, das Schaufenster eines Geschäftes.

Durchweg berichten auch Zeitungen gern darüber, vor allem wenn sie einen fertigen Text und ein Bild bekommen. Allerdings ist es hier wichtig, daß man sein Projekt zeitlich nicht gerade dann durchführt, wenn das die anderen Schulen auch machen, denn dann hängt es den Zeitungsmenschen zum Hals heraus wie die Jahreshauptversammlungsberichte der Feuerwehren und Schützenvereine am Jahresanfang!

Man sollte auch daran denken ein erfolgreiches und gut dokumentiertes Projekt einer pädagogischen Zeitschrift anzubieten.

Je stärker und öfter man sich mit Projekten befaßt, desto mehr wird einem klar, daß man viele interessante Möglichkeiten versäumt, wenn man nur lehrgangsartig ein Thema bearbeitet. Lehrgänge sind weniger oft zwingend erforderlich als man denkt. Hier ist die Phantasie des Lehrers gefordert. Er muß sie dabei aber gar nicht mal von Anfang an haben; eigentlich braucht er nur den Mut, das erste Mal anzufangen!

Der anscheinend kürzeste Weg ist oft nur der scheinbar kürzeste und nicht immer der schnellste und längst nicht immer der effektivste.
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