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- Zahlen
ohne Ziffern
- Wenn
wir früher Kohlen bekamen, dann kontrollierte mein Grossvater die
Anzahl der in den Keller getragenen Säcke, indem er an der gekalkten
Wand Striche einritzte: |, ||, |||, |||| usw. Mit dem fünften Strich
fasste er dann ein Fünferbündel zusammen ((Wer weiß, wie man das
einfach auf dem Bildschirm darstellen kann?)). Hier kann man ein
Zahlensystem erkennen, bei dem die Zahl durch „Addition“ des immer
selben Zeichens entsteht. Also ein additives Bezeichnungssystem mit der
Basis 1 und einer „Knotenzahl“ 5. Die einzelnen Zahlen brauchten hier
kein individuelles Zeichen zu haben, weil eine direkte Zuordnung „Sack
zu Ritz“ stattfand.
- Individuelle
Zeichen für Zahlen entwickelten sich zusammen mit der Schrift. Oft
wurden die Basis-Zahlzeichen einfach nur additiv aneinander gefügt, um
grössere Zahlen zu bilden, wie es mein Opa getan hat. Es gab aber auch
subtraktive Verfahren, wie wir eines von den römischen Zahlen her
kennen.
- Vor
4000 Jahren benutzten Ägypter ein Bezeichnungssystem für Zahlen, in dem
sie die Zeichen der Zahlwörter aufschrieben. Hier tauchten also das
erstemal individuelle „Ziffern“ auf. Sie wurden in lockerer Anlehnung
an die streng additive Hieroglyphen-Schreibweise entwickelt. Es waren
ursprünglich auch keine besonderen Zeichen, sondern lediglich
Zusammenziehungen und Abschleifungen bzw. Vereinfachungen der
offiziellen Schreibweisen der Zeichen.
- Hinweis: Es ist möglich, dass griechische Buchstaben auf Ihrem
Bildschirm nicht korrekt dargestellt werden. Ihr Rechner kann nur
Schriften darstellen, die installiert sind
- Auch in
Griechenland bekamen Zahlen schliesslich individuelle Zeichen. Es waren
im attischen Bezeichnungssystem die Anfangsbuchstaben der Zahlwörter:
- 5 = penta = p (Pi) = P ; 10 = D (Deka),
100 = H (Hekaton), 1000 = X (Chilioi), 10000 = M (Myrioi ->
Myriaden).
- Die
Zahl 237 wurde additiv also HHDDDPII
geschrieben.
Später
bekamen alle ganzen Zehner und ganzen Hunderter individuelle Namen, so
dass man die Zahlen wesentlich kürzer schreiben konnte.
Die
Griechen der damaligen Zeit mussten sich allerdings, um die
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Zahlen bis 999 schreiben und lesen zu können, 27 verschiedene Zeichen
merken.
Über die
1000 hinaus benutzten sie wieder dieselben Bezeichnungen wie für die
Einer mit einen kleinen Strich davor. Wie der kleine „Strich“ genannt
wurde, weiß ich nicht! Komma hieß er nicht!
Also a
(alpha) = 1, aber: ,a (Komma-alpha) = 1000 und d
(Delta) = 4, aber: ,d (Komma-Delta) = 4000. Vielleicht ist hier der Gedanke
eines Positionssystems aufgetaucht. Zumindest kann man vermuten, dass
hier ein Ursprung des bei uns üblichen Zusammenfassens von jeweils drei
Stellen zu einer Gruppe mit dem gleichen Namen zu suchen ist. Die uns
am nächsten liegende Gruppe der Einer macht hier aus Bequemlichkeit
durch Abschleifen eine verständliche Ausnahme: korrekt müsste es heißen
hundertsiebzehn Einer - wie es auch hundertsiebzehn Tausend heißt.
Auch von der
Methode Zahlen mit Buchstaben zu beschreiben, haben wir uns Reste
bewahrt: bei Vorträgen, Referaten, Büchern z.B. findet man „Punkte“
(Ordinalzahlen) A, B, C ....
Die Römer
haben ihre Zahlzeichen von den Etruskern übernommen. Das V für die 5
ist bereits von den Etruskern als (womöglich) halbiertes X geschrieben
worden (hier tritt möglicherweise neben das normale Additionsverfahren
ein Divisions- oder vielmehr Halbierungsverfahren: die 5 als halbierte
10). Das Zeichen für die 50 war ein umgedrehtes grosses T, das sich
dann in ein L umwandelte. Das C für 100 mag sich aus dem lateinischen
„centum“ entwickelt haben oder aber aus einem früheren etruskischen
Zeichen (Kreis mit eingeschriebenem Kreuz).
Die
Notations-„Regeln“ für die römischen Zahlen sind nie so fest gewesen,
wie es die Darstellung in Schulbüchern nahelegt. So wird z.B.
traditionell auf Uhren die 4 durch IIII dargestellt.
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