logoma.gif (4558 Byte) Übersicht

Notwendigkeit und Funktion von Normen und Regeln

(Johann Betz, nach: Funkkolleg Praktische Philosophie/Ethik, verändert)

Tiere verfugen über ein Verhaltensrepertoire, das weitgehend biologisch festgelegt ist. Das heißt nicht unbedingt, dass es angeborenermaßen vorhanden ist, es kann auch im Laufe des Lebens erworben und stabil verankert werden (z.B. im Vorgang der Prägung). Menschen zeichnen sich gegenüber den Tieren durch eine größere Verhaltensoffenheit aus. D.h. allein mit Hilfe seiner Triebstruktur kann der Mensch sein Leben als Individuum und sein Leben innerhalb sozialer Gebilde nicht regeln. Deshalb mussen dem Menschen im Lauf seiner Erziehung Richtlinien für sein Verhalten, also Normen, und ethische Grundüberzeugungen, also »Werte« vermittelt werden. Nur so wird der Mensch von der andauernden Reflexion über die Richtigkeit und die Erlaubtheit seines Verhaltens entlastet.

In diesem Begründungszusammenhang sind zwei wichtige Thesen über die Funktion von Normen enthalten:

1. Normen sind ein Ersatz für die mangelnde Instinktgebundenheit und -sicherheit des Menschen. Sie geben ihm Orientierung, die zur Gestaltung des Lebens im sozialen Zusammenhang notwendig ist.
2. Normen entlasten den Menschen von der permanenten Reflexion über »gut und böse«, so weit, dass er nur noch in Konfliktsituationen eine Entscheidung fällen muss.

Soziale Systeme mussen so strukturiert sein, dass Kollisionen und Störungen weitgehend vermieden werden. Nur wenn ein Grundkonsens über gemeinsame Werte und Zielvorstellungen existiert, haben soziale Gefuge ein notwendiges Maß an Stabilität. Diese ist aber nur garantiert, wenn und solange die Individuen durch Rollenvorschriften und Sanktionsdrohungen in das System integriert sind. Daraus folgert man als weiter wesentliche Funktion:

3. Normen machen menschliches Verhalten, zwischenmenschliche Interaktionen und Reaktionen weitgehend voraussagbar und dienen so der Stabilität und Integrität sozialer Systeme

Das bedeutet naturlich auch, dass die Entscheidungs- und Handlungsfreiheit von Menschen stark eingeschränkt wird. Somit gewinnen Normen auch repressiven Charakter und können die Entwicklung der Persönlichkeit behindern.

4. Gleichzeitig erlauben die Normen aber auch die Identifizierung des Individuum mit gesellschaftlichen Gruppen; sie ermöglichen damit eine stärkere Ausbildung der Ich-Identität.

Medien:

>

letzte Bearbeitung am:03. Januar 2009; Besucher Nr.:

Impressum · Datenschutz