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THEMA:   Ldl - Nur für faule Lehrer

 35 Antwort(en).

Der Kritiker begann die Diskussion am 09.10.02 (17:15) mit folgendem Beitrag:

Da wir uns im Unterricht eingehend mit Ldl beschäftigt haben, sind wir zu der Ansicht gekommen, dass Ldl nur von Lehrern praktitiert wird, die einfach keine Lust haben den Unterricht vorzubereiten. Dadurch verlagern sie die Stundenvorbereitung, die eigentlich ein essentieller Part ihrer Arbeit darstellen sollte, auf die ohnehin schon überlasteten Schüler.
mfg,
AS + MM


jpm antwortete am 09.10.02 (17:52):

Schwer zu widerlegen...
Ich denke, meine Schüler haben nicht diesen Eindruck. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich alle Hausaufgaben einsammle und am nächsten Tag korrigiert wieder zurückgebe. Oder dass ich am Anfang fast jeder Stunde mit einem kleinen Test komme, der den am Vortag vorgestellten Stoff kurz abfragt. Aber die Gefahr, dass ein Lehrer sich bei LdL auf die faule Haut legt, ist nicht von der Hand zu weisen...
Ihr merkt, ich gerate etwas ins Grübeln... Vielleicht könnt Ihr mir durch konkrete Beispiele (aber bitte ohne Namen) den Umgang mir eurer Kritik erleichtern!

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de)


Christian Becker antwortete am 09.10.02 (18:11):

Hallo zusammen
Auch ich finde diese (gar nicht so fern liegende) Kritik sehr interessant, habe sie allerdings bisher eher von Kollegen als von Schülern gehört.

Nun praktiziere ich LdL seit knapp 4 Jahren und ich hatte bisher stets den Eindruck, dass nicht nur die Schüler, sondern auch ich in diesen Projektphasen eher mehr arbeiten als bei "normalen" Unterrichtsreihen. Meine Schüler übrigens auch, wenn ich den vielen Feedbackgesprächen Glauben schenken darf.
Schließlich muss ich während dieser Arbeitsphase so gut es geht in allen vergebenen LdL-Themen auf dem laufenden sein, von team zu Team umschalten und mich alle 5 Minuten in ein neues Gebiet reindenken.

Es hängt also - denke ich - doch auch immer sehr davon ab, wieviel Hilfestellung der "richtige" Lehrer den LdL-Teams in der Vorbereitungsphase gibt. Zum Beispiel läuft momentan eine LdL-Vorbereitungsphase in meinem 11er Kurs, dessen Schüler bereits 2 Jahre LdL-Erfahrung mit mir durchlebt haben. Hier habe ich gemerkt, dass ich viel weniger Schützenhilfe geben und kaum Materiallieferant spielen muss, im Vergleich zu den beiden vorherigen Durchgängen in Stufe 9 und 10.
Die Schüler wollten gar keine große Einschmischung meinerseits, sie wissen ja nach diversen Feedbackrunden der letzten Jahre, was zu tun ist, sie wollten "ihre" Ideen und "ihre" Recherche eigenständig bearbeiten.
DAS ist dann in der Tat eine Entlastung, und wenn ich jetzt bereits die ersten Ergebnisse sehe, hat es sich doppelt gelohnt.

Viele Grüße,
Christian Becker


Verena antwortete am 09.10.02 (19:30):

Lieber Kritiker,
also ich fühl mich durch LDL nicht unbedingt noch mehr belastet, im Gegenteil, ich hab in dem Unterricht die Möglichkeit die Geschwindigkeit so zu leiten, dass für mich kein Stress ensteht.
Überlastung ensteht ja wohl durch die Tatsache, dass man was nicht versteht, denn wenn ich alles kapiere und der Lehrer schnell arbeitet und mich teilhaben lässt fühle ich mich weder unter- noch überfordert.
In LDL habe ich die Möglichkeit das gesamte Geschehen zu verzögern, wenn etwas unklar ist und da meine Kameraden mir dann helfen langweilen diese sich auch nicht.

Meiner Ansicht nach hat auch der Lehrer genug zu tun, zum Einen muss er sich ständig überzeugen, dass die Schüler den Stoff nicht zu locker nehmen und sich untereinander absprechen wer wann aufgerufen wird (kommt vor *g*), deswegen sind ständige (unbenotete) Tests erforderlich, zum Anderen muss er trotz der "Leitung" der Schüler darauf achten, dass es vorwärts geht und ernst gearbeitet wird.
Versuch doch mal selber LDL - Lehrer zu spielen, ich denke du wirst sehen, dass du genug zu tun hast.

MfG,
Verena


jpm antwortete am 09.10.02 (20:29):

@Verena
Danke für den - wie immer - kompetenten Beitrag. Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, was "Die Kritiker" dazu sagen werden. Hoffentlich melden sie sich wieder, denn schließlich haben sie dieses Forum eröffnet und wir möchten mehr von ihren Erfahrungen hören...


capricia antwortete am 14.10.02 (22:59):

Hallo,

ich bin nun schon einige Zeit aus der Schule raus. Aber ich weiß aus meiner Erfahrung, dass man besser lernt, wenn man anderen erklärt. In jeder Lerngruppe, zu der sich Schüler selbst zusammenfinden, wird Ldl praktiziert. Ich bin in diesem Fach besser, also helf ich dir dabei und erkläre es dir. Und plötzlich treten Fragen auf, über die man selbst, auch wenn man die Thematik ganz gut drauf hat, noch nie nachgedacht hat. Und man befasst sich mit dem Stoff. Lernt aus Neugier und nicht aus Zwang dazu. Besser kann es doch gar nicht gehen oder? Und wenn Lehrer diese Methode gezielt anwenden, also nicht nur Wissen bei Schülern abfragen, sondern sagen "hey, erklär es mir mal", dann durch gezieltes nachfragen der Schüler in die richtige Richtung gelenkt wird, so dass er zwangsläufig auf die logisch korrekte Lösung kommt, dann kann doch Ldl ein voller Erfolg werden oder?

Aber ich denke auch, dass Schüler nicht nur mit der Meinung in der Schule auftreten sollten - Lehrer sind dazu da, uns was beizubringen - denn dann könnten sich Lehrer hinstellen und sagen - Schüler sind dazu da, etwas zu lernen - Nun, dann lernt auch liebe Schüler. Denn das tut nicht weh, es erfordert lediglich ein klein wenig Disziplin und eine große Portion Neugier. Schließlich lassen sich moderne technische Highlights, die für jede Menge Spaß in der Freizeit sorgen können, besser verstehen, wenn man auch Mathe, Englisch und Deutsch kann oder? Ich habe als Mensch doch mehr Freude an Dingen, wenn ich etwas über sie weiß, als ahnungslos durch die Welt zu gehen. Und schlecht kann es in der Schule doch auch nicht sein. Auch wenn die Methoden nicht immer dem Anspruch des Einzelnen entsprechen, so ist doch auch vor 100 Jahren aus den Schüler was geworden - oder wie erklären wir uns diese gigantischen technischen Fortschritte des letzten Jahrhunderts? So falsch kann Bildung also nicht sein. Egal unter welchen Bedingungen, mit welchen Methoden auch immer (so lange sie zwang- und gewaltlos bleiben) Bildung vermittelt wird. Egal, ob modern oder leicht angestaubt. Die Neugier eines bildungshungrigen sollte größer sein, als die Lust daran, an den Lehrmethoden herumzunörgeln.

Ich bin dafür, dass Schüler auf die moderne Welt im Berufsleben vorbereitet werden. Aber Schüler dürfen nicht vergessen, dass die Lehrer kaum Zeit haben, um mit diesen schnellen Fortschritten mitzuhalten. Und wenn es so viele Schüler gibt, die sich besser auskennen als der Lehrer auf irgendeinem Gebiet. Dann ist Ldl genau das richtige Projekt, um Lehrern und Mitschülern zu zeigen, dass Lehrer Ldl nicht zum ausruhen benutzen. :-)

In diesem Sinne wünsche ich allen Lehrern und Schülern den Erfolg, den sie gerne hätten. Denn der kluge Schüler von heute wird eine gesuchte Arbeitskraft von morgen sein. ;-)


jpm antwortete am 15.10.02 (05:15):

Danke, Capricia, für diese (unerwartete) Unterstützung!

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de)


jpm antwortete am 16.10.02 (06:20):

@Capricia
Könnten Sie nicht andeuten, aus welchem Blickwinkel heraus Sie argumentieren? (Studentin, Schülermutter, angehende Lehrerin...?)

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de)


Der Kritiker antwortete am 20.10.02 (17:20):

Es ist schön anzusehen, dass dieser einfache Satz auf so viel Resonanz gestoßen ist.
Aber ist es nicht ein Zeichen, für ein schlechtes Gewissen aller, die sich so überschwenglich verteidigt haben?!?

mfg,
MM + AS


jpm antwortete am 20.10.02 (18:52):

Nein, das ist ein Zeichen für unsere Bereitschaft, uns mit Kritik auseinanderzusetzen. Wir fanden Ihre Kritik bedenkenswert und haben über sie nachgedacht. Ihr Kommentar ist diesmal allerdings weniger anregend...


Verena antwortete am 21.10.02 (20:08):

@Kritiker: Wir sind halt bereit für etwasa zu kämpfen. In den meisten Fällen ist Begeisterung nicht angeboren sondern muss entfacht werden :)


jpm antwortete am 13.12.02 (09:30):

Hier ein Beitrag aus dem Brett "LdL: nur Positives" stammt und leider auch in die Richtung "LdL nur für faule Lehrer" hinführt!

"Florian R. antwortete am 10.12.02 (11:43):
Als gegenwärtiges LdL-Objekt in einer berusfsbildenden Schule spielt für mich vor Allem die Motivation des Lehrers für den LdL-Einsatz eine Rolle.
Sicher stellt LdL eine hervorragende Methode dar, das Lernen von Stoff mit dem praktischen Einüben von kommunikativen Fähigkeiten (auch Mitarbeiterführung) zu kombinieren. Merkt man jedoch als Teil der Lerngruppe, dass es dem Lehrer eben nicht um diese Ziele geht, sondern lediglich um ein bequemes "Herausziehen" aus dem Unterrichtsgeschehen, wird LdL zumindest fragwürdig.
Aus meiner Perspektive versteckt sich die Lehrkraft hinter einer Methode, bringt nichteinmal mehr die Leistung als Moderator des Lernprozesses sondern reduziert sich selbst auf die Rolle des notengebenden Zuhörers - ein weiterer Schritt in Richtung vollständiger Aufgabe des Systems Schule, weg vom gut vorbereiteten und fachlich untersetzten Unterricht nach dem Modell Vorlesung."


Johannes Wiese, Braunschweig antwortete am 22.12.02 (08:47):

Das LdL haben wir schon 1938ff in unserer Rudermannschaft praktiziert durch gemeinsame Hausaufgabenbearbeitung nach dem Rudertraining. Die positiven Erfahrungen haben mich später zu Freinet und anderen Reformpädagogen geführt. Auch jetzt noch in der Seniorenbildung plädiere ich für "kooperatives Lernen".


jpm antwortete am 22.12.02 (08:55):

Genau!
Frohe Feiertage!
Jean-Pol Martin


anja antwortete am 28.12.02 (22:33):

also ich bin fauler lehrer ja bitte aber das heißt doch nicht das ich nichts tue
ab und zu knabber ich zwischendrin mal aber das ist doch normal
ich bitte um "ausdrücke" wie "faule lehrer" zu vermeiden!!
danke,
die lehrerin
anja winkler


jpm antwortete am 29.12.02 (08:34):

Seltsam liebe Anna...
Können Sie Ihre Meinung verdeutlichen? Soll ich verstehen, dass Sie mich für faul halten?


B.B antwortete am 04.04.03 (15:15):

Dieses projekt braucht voll viel Forbereitung und ich stimmen der Meinung vom kritiker vollkommen zu.


Michael Bock antwortete am 16.11.04 (13:59):

Faul oder nicht faul...

Es interessiert mich nicht, ob mich andere für faul halten. Ich möchte erreichen, dass meine Schüler meinen Unterricht mindestens für den besten, hilfreichsten und langanhaltendsten (gibt es dieses Wort?) halten.

Es gibt ja in vielen Bereichen die Einsicht, das 80% der Mühen nur zu 20% der Erfolge führen, andererseits 20% der Mühen zu 80% der Erfolge. Wenn ich mich nun für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden müsste, würde ich mich der Schüler wegen und auch aus persönlichen Gründen natürlich für die zweite entscheiden.

Die Frage ist doch nicht, ob - wir - Lehrer faul sind, sondern ob wir unser Ziel erreichen!
Wenn dieses Ziel auch durch weniger Arbeit erreichbar ist: wunderbar. Sollten wir Lehrer jetzt wirklich zu wenig zu tun haben, übernehmen wir (oder viele von uns) sicher gern zusätzliche Aufgaben.

Das was es zu vermeiden gilt, ist doch, dass 130% Mühen auf seiten des Lehrers zu lediglich 30% Prozent Erfolg auf Seiten der Schüler führen. Ich erinnere mich an die Tage, als ich (als Quereinsteiger in den Lehrerberuf) teilweise bis 1:00 Uhr nachts über der Unterrichtsvorbereitung gesessen habe. Die gehaltenen Stunden Frontalunterricht waren dann auch nicht so schlecht, ein Basis-Wissen konnte ich vermitteln. Aber es bleibt doch die Frage, ob ich meine Zeit und die Zeit der Schüler nicht hätte wesentlich besser nutzen können.
Jedem, der mir einen Weg zeigt, mit weniger unnötiger Arbeit ein besseres Ergebnis zu erzielen, höre ich gerne zu.

Es wäre eine traurige Rechtfertigung für einen Lehrer, der von seinen Schülern für seinen schlechten Unterricht getadelt wird, zu sagen, dass er immer genug gearbeitet habe.

@die Kritiker:
Vielen Dank für diesen wertvollen Denkanstoß!

@jpm
Vielen Dank für Ihre LdL-Methode, und dass Sie die Methode publiziert haben!!!

MfG,
Michael


jpm antwortete am 16.11.04 (14:26):

@Michael Bock
Danke für die sehr freundlichen Worte. Die kann ich gut brauchen!


Amidala antwortete am 18.11.04 (18:40):

hallo miteinander,
ich praktiziere seit nunmehr 3 jahren ldl im fach geschichte in den klassen 10 und 11. ich sehe deutlich eine gewisse arbeitsentlastung durch die wiederholungen, da ich die probleme und die fachliche seite des stoffes dann kenne. der organisationsaufwand bleibt hoch. ich genieße aber auch die abwechslung zum üblichen unterricht.
ich evaluiere auch sehr regelmäßig bei den schülern und bekomme zu 80% positives feedback. die schüler sagen u.a., dass ldl ihnen sehr hilft und dass sie jetzt auch verstehen, was für eine arbeit sich die lehrer machen. ach ja, ich variiere insofern, dass ich ldl-stunden mit "lehrerorientierten stunden" abwechsle, also weiche ich etwas von der "reinen lehre" ab ;-).
liebe grüße von einer, die sich keineswegs faul fühlt!


jpm antwortete am 18.11.04 (18:43):

@Amidala
Schön, diese Welle der Zustimmung! Die genieße ich richtig!


Guido Oebel antwortete am 19.11.04 (02:06):

Schon seit Menschen Gedenken hat’s faule, weniger faule, weniger fleissige und auch durchaus fleissige Vertreter unserer Spezies gegeben, und dieses Muster ist ebenso ausgepraegt unter LehrerInnen anzutreffen.

Ich selbst unterrichte seit ca. zehn Jahren handlungsorientiert bzw. teilnehmerzentriert, seit knapp vier Jahren zunehmend nach LdL. Einige wenige meiner konstruktivistisch unterrichtenden KollegInnen nutzen diese Methode tatsaechlich auf – mit Verlaub - unverschaemte Weise aus, um sich nach Verteilung von Arbeitsauftraegen an die Klasse in ihr Buero oder – man glaubt es kaum - auf den Tennisplatz zurueckzuziehen. Diesen wenigen schwarzen Schafen verdanken die durchaus engagierten KollegInnen ein solches Negativklischee.

Was m.E. insbesondere fuer LdL gilt ist der Umstand, dass ein ueberproportional hoher Arbeitsaufwand auf die Vorbereitungsphase und – mit kleinen Abstrichen – auf die Nachbereitungsphase entfaellt, dies umso mehr abhaengig davon, ob es sich um lediglich LdL-Einzelstunden oder ggf. um LdL-Projekte handelt. Nach solch arbeitsintensiver vor allem lehrerseitiger Vorbereitung ertappe ich mich mitunter allerdings selbst dabei, dass ich – womoeglich unterstuetzt durch mein pures Erstaunen, wie gut es denn auch ohne mich klappt!? – einfach zuruecklehne und nur beobachte.

Dennoch muss man als LdL-Kapitaen (LehrerIn) staendig auf der Bruecke sein, um ein Leckschlagen des LdL-Schiffes vorausschauend zu vermeiden. Aus meiner Erfahrung empfindet die LdL-Besatzung (LernerInnen) auf motivierende Weise die Praesenz ihres Kapitaens i.S.v., da ist einer, dem wir vertrauen koennen und der uns nicht auf Grund laufen laesst. Und selbst wenn das Schiff mal leckschlagen sollte, weil das LdL-Fruehwarnsystem ausnahmsweise nicht funktioniert, macht man den Kahn wieder gemeinsam flott, u.U. im Trockendock (Reflexion, ggf. LdL-Auszeit), und bricht zu neuen LdL-Ufern (Teil- bzw. zunaechst reduzierten LdL-Lernzielen) auf. In jedem Fall sitzt man bei LdL als Lehrer und Lerner wie bei keiner anderen mir bekannten Unterrichtsmethode in einem Boot. Dabei muessen sich alle! Beteiligten im Rahmen ihrer intellektuellen (d.h. kognitiven) Faehigkeiten und sozialen Ausgebildetheit einbringen, sonst erleidet man unweigerlich Schiffbruch.

Guido Oebel (Saga / Westjapan)


cappu antwortete am 16.02.06 (14:39):

Hallo Herr J.-P. Martin,
ich weiß nicht, ob Sie das hier lesen werden, aber ich schreibe Ihnen trotzdem mal. Einer Ihrer ehemaligen Studenten ist heute mein Französisch-Lehrer. Als ich Ihre Antwort vom 9.10.02 gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ja auch Sie am Anfang jeder Stunde einen Test über den Stoff der vergangenen Stunde machen, genau wie er. Das war hier an unserer Schule völlig neu. Ich finde, dass es wirklich nur ein "kurzer" Abfragetest sein sollte, höchstens 10 Minuten. Mein Lehrer macht das nämlich viel länger und damit geht immer sehr viel Zeit verloren. Außerdem schalten die anderen Schüler, die nicht befragt werden, nach spätestens 10 Minuten ab. Dadurch wirkt der Unterricht oft langweilig. Außerdem werden bei uns auch, wenn wir zum Beispiel einen Text gelesen haben, alle noch so kleinsten Details abgefragt, sodass man die Texte beinahe auswendig lernen muss, um auf die Fragen antworten zu können. Machen Sie sowas auch?
Er versucht auch manchmal, Ldl anzuwenden (glaube ich jedenfalls), aber durch fehlende Motivation seitens des Lehrers spricht fast keiner in Gruppenarbeit auf französisch, geschweige denn dass die Aufgaben erledigt werden. Für Schüler, die wirklich richtig arbeiten wollen, ist das total blöd. Denn nicht der Lehrer ist faul, sondern einzelne Schüler, die sich dann in Lerngruppen mit guten Schülern zusammentun und die ganze Zeit faulenzen. Darauf sollte der Lehrer mehr achten, denn so etwas darf meiner Meinung nicht vorkommen, wenn wirklich ein Lernerfolg erzielt werden soll.
Grüße


jpm antwortete am 16.02.06 (14:54):

@Cappu
Du hast vollkommen recht! Der (schriftliche) Test darf nicht länger als 10 Minuten dauern (also absolut maximal)! Da können sich die Leute gar nicht langweilen, denn alle schreiben ja den Test! Und das mit den Details hasse ich genauso wie du. Man soll die Hauptbotschaft verstehen, und dann zum nächsten Punkt übergehen. Ich weiß aber nicht, wie ich dir/euch helfen kann!


jpm antwortete am 19.02.06 (10:05):

Das Problem mit LdL ist, das erfahre ich immer wieder, dass die Lehrer diese Methode nicht kennen und falsch anwenden (z.B. indem sie die Schüler nur präsentieren - also eine Art Referat halten - lassen und zu allem Überfluss dies noch benoten. Sie betonen nicht, dass die präsentierenden Schüler unbedingt die anderen einbeziehen müssen, wie ein Lehrer dies tun würde. Dann geht der Schuss natürlich voll nach hinten und die Schüler fangen an, LdL zu hassen!


Christian Becker antwortete am 19.02.06 (10:52):

Natürlich nimmt die Präsentation, also die selbsttätig geleitete Unterrichsteinheit der Schülerteams einen wesentlichen Platz im Rahmen des geamten LdL-Projektes ein, aber ebenso wichtig (und auch benotungsrelevant) ist bei meinem Vorgehen die intensive Team-Vorbereitung und die korrekte Sachanalyse inkl. Darstellung des Lehrgegenstandes in der abzugebenden Projektmappe.

Ich stimme Ihnen absolut zu, dass LdL bei weitem nicht Ldl ist, wenn es zum bloßen langezogenen Referat inkl. Schülergesprächsleitung umfunktioniert wird... also "verkommt".

All jene Stunden, in denen die LdL-Teams nur referierten und nicht wirklich interagierten, werden von den anderen Schülern tatsächlich als langweiliger bewertet, hier wünschen sie sich (zu Recht), dass besser der "echte" Lehrer sie belehrt.

Unter Konzept LdL kommt ja eben weg vom Unterrichtsprinzip "Instruktion", hin zum Prinzip "Konstruktion".
Wenn Schülern deutlich wird, dass sie "ihren" Stoff gemeinsam - unter Anleitung - konstruierten, dann habe zumindest ich noch niemanden von Langeweile sprechen hören.

Nebenbei: Dass die leidige (aber m.E. eben immer noch nicht überflüssige) Benotungfrage sich in diesem Zusammenhang gut einbauen lässt, diskutieren wir ja schon laaange :-) ...
Viele Grüße
cb


jpm antwortete am 19.02.06 (13:13):

@Christian Becker
Mein letztes Posting erfolgte auf dem Hintergrund eines Gesprächs, das ich gestern auf der Fahrt nach Erlangen, wo meine 11.Klässler die im Unterricht behandelten Inhalte vorstellten, führte. Die Schüler berichteten, dass Lehrer bereits mit ihnen versucht hatten, LdL anzuwenden, aber jedesmal gescheitert seien, aus den oben genannten Gründen. Die Schüler, die ich seit dem Schuljahresanfang unterrichte, meinten, LdL sei bei mir anders und würde auf die von mir praktizierte Weise (also mit permanenter Einbeziehung der Klasse durch die Präsentierenden und ohne Note) viel sinnvoller.


Franz Josef Neffe antwortete am 19.02.06 (13:39):

Es kommt eben nicht nur auf das WAS und das WIE man es tut an sondern - übergeordnet - IN WELCHEM GEISTE man es tut. Das ist viel mehr als eine "tolle Technik". Wenn man sich darüber zu erheben vermag, ist man schon ziemlich nahe an dem, was Lebewesen überhauot tun sollten: LEBEN.
Mit herzlichem Gruß
Franz Josef Neffe


jpm antwortete am 19.02.06 (13:46):

Ich bin nicht sicher, ob ich Sie verstehe, aber trotzdem habe ich das Gefühl, da ist etwas dran!


cappu antwortete am 20.02.06 (09:24):

@jpm's antwort auf mein Kommentar:
Also bei uns ist der Abfragetest immer nur mündlich, voller Details und alle anderen langweilen sich. Da versteht niemand die Hauptbotschaft. Haben Sie denn nicht irgendeinen Tipp, wie wir das ändern können? Sie kennen doch Ihre (ehemaligen) Studenten besser als wir. Wir haben es schon versucht, mit ihm darüber zu reden, damit er da mal etwas ändert, aber er blockt alles nur ab und meint, dass das eben so sein müsste. Genau wie wir jeden Tag HAs aufbekommen und fast jede Stunde nur aus Abfragetest und HA-Vergleich besteht.
So wie Sie Ldl beschreiben, würde ich gern mal danach damit unterrichtet werden. Dadurch, dass keine Benotung erfolgt, steht man meiner Meinung nach als Schüler nicht so unter Druck. Allerdings könnte der Vortrag dann oberflächlich werden, so dass nicht alle Schüler alles verstehen. Dann braucht man wieder diese gewisse Motivation, dass die Schüler wirklich etwas lernen und auch dies den anderen verständlich vermitteln wollen. Und das fehlt oft völlig, zumindest bei uns im Unterricht.


jpm antwortete am 20.02.06 (13:10):

@cappu
Ich verstehe das Problem, kann aber nichts dagegen unternehmen. Ich weiß nicht, von welchem ehemaligen Studenten du sprichst, und mir ist es ehrlich gesagt lieber so. Schließlich mag ich ja meine Studenten! Aber ansonsten: alles was du beschreibst ist das Gegenteil von LdL! Und auch ohne Benotung kann der Lehrer sehr darauf drängen, dass die Präsentationen (natürlich mit Einbeziehung der Mitschüler) interessant bleiben.


cappu antwortete am 23.02.06 (12:35):

Ja ist glaube ich auch besser so, wenn Sie das nicht wissen. Es ist bloß so, dass, wenn man so hört wie Sie unterrichten und wie die Resonanz der Schüler ist, man gar nicht glauben kann, dass er bei Ihnen studiert hat. Schade, dass Sie uns nicht helfen können.


jpm antwortete am 23.02.06 (13:01):

Danke für dein Verständnis!


cappu antwortete am 23.02.06 (14:08):

Bitte.


jpm antwortete am 13.11.06 (13:23):

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