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THEMA:   LdL auf Uni.Ebene (im Fach Germanistik)

 51 Antwort(en).

Dr. Robert Luff begann die Diskussion am 27.10.00 (10:34) mit folgendem Beitrag:

Zum WS 2000/01 soll ein LdL-Versuch in einem germanistischen Proseminar der Uni Eichstätt gestartet werden (Ältere deutsche Literatur: PS 'Kudrun') Dabei wird das (für den schulischen Unterricht konzipierte) Verfahren von Jean-Pol Martin selektiv angewandt werden, d.h. bestimmte Verfahrensweisen werden übernommen, andere nicht. Generell entscheiden die Studenten (zusammen mit mir), was sie wann und wie machen. Insgesamt sind drei 'Aktivitätsstufen' vorgesehen, die von der einfachen Präsentation von Handlungszusammenfassungen bis zur Moderation einer Sitzung reichen. Damit die Hemmschwelle, die mit der Äußerung von Kritik gegenüber Dozenten stets verbunden ist, etwas fällt, soll dieses Diskussionsbrett ein Forum für Rückmeldungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge sein, die von den PS-Teilnehmern, aber auch von extern Interessierten kommen.


Jean-Pol Martin antwortete am 27.10.00 (14:45):

Auch von extern Interessierten? Prima! Ein kleiner Hinweis: falls Sie einen Bericht über LdL in universitären Veranstaltungen lesen wollen (allerdings aus der Anglistik): Meyer,M.(1994): "Praxis- und Persönlichkeitsbezug in der Literaturwissenschaft: eine harte Nuß für eine brotlose Kunst?", In: Meyer,M.(Hg)(1994): Vom Hörsaal zum Tat-Ort: Neue Spuren vom Hochschulunterricht?, Bamberg: Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung der O.-F.Universität Bamberg
Der Aufsatz ist bei mir erhältlich!
Viel Erfolg!


Robert Luff antwortete am 03.11.00 (11:24):

Heute fand die erste "LdL"-Sitzung im PS "Kudrun" statt. Die sehr interessanten Eindrücke kann ich hier kurz aus Dozentensicht schildern.
1. Das Problem war heute die Stoffüberfrachtung: Der enge zeitliche Rahmen des WS mit 2 SWS begrenzt uns hier sehr in unseren Entfaltungsmöglichkeiten, denn eines der Ziele ist es ja, das gesamte Heldenepos (über 1700 Strophen) anhand seiner Kernstellen zu erarbeiten. Hier muss in der nächsten Sitzung bei uns allen (v.a. aber bei mir) mehr der Mut zur Lücke walten.
2. Erfreulich gestaltete sich die Bereitschaft der Studenten zu Zusammenarbeit (soziale Kompetenz) und Präsentation der Gruppenergebnisse. Die beträchtlichen individuellen Unterschiede (jeder macht dies ja anders und hat auch einen anderen Kenntnisstand in mhd. Grammatik, Wortschatz etc.) wurden durch die Gruppen zum Großteil nivelliert, wirkten andererseits aber auch belebend.
3. Der selbstverständliche Umgang mit den neuen Sozialformen und Arbeitstechniken sollte sich noch automatisieren und weit flüssiger verlaufen. Ich bin aber mit der heutigen Sitzung sehr zufrieden und weiß auch, daß wir noch viel Zeit haben.
4. Spontan meldeten sich heute zwei Studentinnen, die zusammen eine Sitzung moderieren und die Planung, den Verlauf und die Ergebnisse der Sitzung auch schriftlich fixieren werden (an Stelle einer Seminararbeit). Prima! Weiter so!
5. Bitte Anregungen und Kritik (wie eben von Alexandra Hader mündlich und zu Recht geäußert) auch via e-mail auf dieses Diskussionsbrett setzen!
Jede Anregung wird von mir möglichst rasch beantwortet und wirklich (!) ernst genommen.
Ansonsten freue ich mich schon auf die nächste Sitzung am kommenden Freitag!


Jean-Pol Martin antwortete am 03.11.00 (11:35):

Spannend!


Klaus Hohn antwortete am 03.11.00 (12:52):

Ich möchte mit diesem Eintrag einige Anmerkungen zur ersten LDL-Sitzung machen.
Zunächst ein volles Lob an Hr. Luff für die Entscheidung, ein PS nicht im "klassischen Sinne" durchzuführen, sondern sich für eine moderne Lehr-/Lernform zu entscheiden!!! Die meisten Seminare, die ich bisher besucht habe, liefen immer nach dem gleichen 0-8-15-Schema ab und der Lernerfolg bzw. die Integration aller Seminarteilnehmer ließ - so meine Meinung - meistens zu sehr wünschen übrig. Es brachten sich "immer nur die Gleichen ein". Bei dieser Methode ist das ganz anders. Man ist "gezwungen" permanent konzentriert bei der Sache zu sein und nicht einfach der passiven "Ich-schreibe-mit-kopiere-und-sammle-fleißig-Thesenblätter-Mentalität" zu verfallen. Man setzt sich aktiv mit dem Lernstoff auseinander und ich denke, dass dies zu einem weit größeren Lernerfolg führen wird. Gerade untere Semester haben so auch die Möglichkeit, auf den "fahrenden Zug mit aufspringen" zu können!!!
Ferner ermöglicht diese LDL-Methode, mehr Stoff unter zu bringen, zumal sich immer einige Studierenden zu Gruppen zusammenschließen und bearbeiten "speziell" ihren Teilaspekt, der der Gruppe dann präsentiert wird. Ich finde diesen Aspekt der Handlungsorientierung klasse, da man quasi nicht die Möglichkeit hat, in Lethargie zu verfallen, oder sich hinter der bekannten "Säule in UA 141" zu verstecken...
Außerdem ist auf diesem Weg die Möglichkeit gegeben, dass sich die Studierenden untereinander besser kennenlernen, egal ob unteres oder höheres Semester! In so manchen von mir besuchten HS, die in absolutem Monologstil (Referatabfolge) erfolgten, kannte man nicht mal die Leute im Seminar mit Namen! Eigentlich traurig.
Schließlich ist es für angehende Lehrer hier die beste Möglichkeit, sich zu artikulieren und v.a. verschiedene Unterrichtssituationen selbst zu erproben. Man kann von so einem Seminar nur profitieren.

Allerdings muss ich leider auch einige Punkte (nur winzig!) Kritik vortragen, aber gerade dazu ist dieses Diskussionsbrett ja gedacht. Ich hatte heute in der Sitzung den Eindruck, dass so manche Teilnehmer nicht mitgekommen sind und manche Stoff- bzw. Inhaltselemente verloren gegangen sind. Ich würde es dringen empfehlen, dass die Wortschatzgruppe und die Ablautreihengruppe ihre Arbeitsergebnisse (die auf Folie) dem Kursleiter mitgeben und der diese (ggf. auch gegen Kopierkostenbeteiligung) dann für alle Seminarteilnehmer dann zugänglich macht (zwecks Nachbereitung unbedingt erforderlich!!!). Es besteht nämlich die Gefahr, dass Wörter sonst falsch gelernt werden (siehe: Bsp. "degen").
Ich habe es nämlich beobachtet, wie manche Leute hektisch die Folien abschreiben wollten und es nicht schafften, weil es zu schnell ging. Daher mein Tipp: Vokabelgruppe und Ablautreihengruppe -> Ergebnisse als Kopiervorlagen erstellen.
Auch kritisch: Aufbruchstimmung mancher Leute ab 9:45h -> dies sollte man evtl. klären, ob es Leute gibt, die um 10 st. wohin müssen.

Die Lernzielkontrolle am Ende (Vokalbeabfrage oder Inhalt) finde ich klasse, denn nur so sieht man, ob man aufgepasst hat und alles verstanden hat, oder ob noch Unklarheiten bestehen.

Insgesamt finde ich das Seminar und diese Lehrmethode sehr gut und weiß mich in guter Examensvorbereitung.

Klaus


ALEXANDRA HADER antwortete am 03.11.00 (16:37):

Ich fand die heutige SITZUNG am 3.11 sehr interessant u. abwechslungs-
reich, insofern als verschiedene Studenten immer wieder intervenierten.
Die Zeit verging in Nu, die Atmosphäre war entspannt u. locker, aber dennoch nicht zu relaxt.Mir ist aufgefallen, daß auch die jüngeren
Semester sich trauten etwas zu sagen, als ihen von Mitstudenten Fragen
gestellt wurden.
Welch ein UNTERSCHIED zu Seminaren, wo die Studenten
mit gesenkten Köpfen die 90 MINUTEN verbringen und hoffen, daß sie
schnell vorbeigehen oder die 90 MINUTEN einfach absitzen, weil sie der Monolog eines DOZENTEN oder Referat haltenden MITSTUDENTEN langweilt.

Ein KRITIKPUNKT am RANDE: heute wurde zuviel STOFF behandelt, am Ende bekam man einiges nicht meht so richtig mit.
jede Gruppe sollte deshalb ihre Ergebnisse ( auf FOLIE GESCHRIEBEN) DURCH Kopie allen zugänglich machen ( BLÄTTER IN DER NÄCHSTEN stunde verteilen ):
So entfällt das Mitschreiben, das in sauberer u. v. a. vollständiger FORM
heute oft nicht möglich war.
Das SEMINAR sollte nicht jede SITZUNG in dieser FORM verlaufen, vielleicht 2 MAL pro MONAT. ICH für meinen TEIL war nämlich heute
recht geschafft !!!! Man BEDENKE AUCH DIE zeit 8-10, wo manche LEUTE noch nicht so richtig wach u. fit sind !!!!!


Jean-Pol Martin antwortete am 04.11.00 (09:02):

Lieber Herr Luff, ich gratuliere! Zur den (kleinen) Einwänden der Studenten ist von der Theorie her zu sagen: der Frontalunterricht liefert Ordnung und Linearität a priori. So bleibt den Studenten nur noch die Aufgabe, den unhinterfragten Stoff aufzunehmen. LdL durchbricht diese Linearität, denn die Studenten-Teams bringen zunächst unfertige Bausteine, die im Laufe der Stunde und im Nachhinein wieder in Kohärenz (Linearität a posteriori) gebracht werden können. Das Bedürfniss nach Kohärenz ist legitim. Aber die Herstellung von Kohärenz muss von den Studenten im Kurs geleistet werden. Wenn am Ende noch Unklarheiten bestehen, sollte in der Tat der Dozent die Restunbestimmtheiten beseitigen. Falls Sie sich für die Theorie interessieren, oder sich sogar an der Reflexion beteiligen wollen, können Sie in das neueröffnete Brett "LdL-Theorie" hineinschauen!


Robert Luff antwortete am 06.11.00 (11:54):

Liebe Alexandra, lieber Klaus, vielen Dank für die interessanten mails, v.a. für die konstruktive Kritik, auf die ich kurz eingehen möchte. (Gefreut hat mich übrigens der positive Tenor, den die erste LdL-Sitzung hervorgerufen hat.) Es war natürlich mein Ziel, Sie alle ins kalte Wasser zu werfen, statt lange die neue Methode auf theoretischer Basis zu erläutern. Nicht alle Sitzungen werden so ablaufen können wie die letzte, da uns organisatorische Rahmenbedingungen (Referate, Klausurvorbereitung) ebenso daran hindern wie die immense Arbeitsbelastung, die damit jeweils verbunden ist (auch für mich in der Vorbereitung). Die nächsten Sitzungen werden jeweils einen etwas höheren 'Frontalunterrichtanteil' haben, da Zusammenfassungen, Wiederholungen und Lernzielsicherungen nicht nur durch Sie, sondern auch durch mich zu leisten sind. Außerdem wird sich der Anteil der Gruppenarbeit aus den Sitzungen hinaus in die Vorbereitungszeit verschieben, so dass wir in den Sitzungen selbst jeweils nur noch die Präsentationen, Vertiefungs- und Einübungsphasen haben werden. Für Sie wird das natürlich etwas mehr an Vorbereitungszeit bedeuten, doch dies ohne Zeitdruck und daher stressfreier. An der Zeit (8-10.00 Uhr) kann ich leider nichts ändern, und wir werden sogar versuchen, 10 min. früher zu beginnen, um auch die Studenten, welche um 10.00 Uhr st. bereits eine andere Veranstaltung besuchen, bis zum Ende der Sitzung bei uns zu behalten. Was wir weiter verbessern können, haben Sie bereits genannt: Die schriftliche Sicherung der Ergebnisse (Wortschatz- und Ablautreihengruppen) geschieht dann einfach durch Kopien der Folien, die ich Ihnen zur Verfügung stellen kann.

Herzlichen Dank nochmals für Ihre Rückmeldungen
Robert Luff

P.S. Bitte vergessen Sie nicht, das ausgeteilte Textblatt vorzubereiten, damit zu Beginn der nächsten Sitzung dessen Erarbeitung rasch durchgeführt werden kann.


Robert Luff antwortete am 06.11.00 (12:06):

Lieber Herr Martin, vielen Dank auch für Ihre Rückmeldung. Sie sehen es mir sicher nach, wenn ich zuerst den Studenten geantwortet habe. Natürlich muss auch eine LdL-Sitzung in einem thematischen Proseminar Linearität und Kohärenz schaffen, doch wie sie bereits anmerkten: diese Kohärenz wird von den Studenten, die intensiv mit ihrer jeweiligen Teilaufgabe befasst sind, gleichzeitig aber das Ganze nicht aus den Augen verlieren dürfen, meist erst später, vielleicht erst zu Hause oder gar einige Wochen später hergestellt. Außerdem waren viele der Studenten offenbar am Ende der Sitzung etwas erschöpft, so dass von ihrer Seite kein 'Kohärenzwusch' bzw. Erklärungsbedürfnis mehr geäußert wurde. Meine Rolle sehe ich in den nächsten Wochen dennoch darin, neben der notwendigen Moderation der Sitzungen ständig zu überprüfen, ob sich Verständnisbarrieren ergeben haben oder noch Unklarheiten vorhanden sind. Es könnte auch sein, dass sich das Problem mit der Zeit von selbst löst: Durch die wachsende Sicherheit der Studenten im Umgamg mit der neuen Methodik und die schrittweise aus der Seminarzeit hinausgelagerte Vorbereitungsphasen werden alle Beteiligten vielleicht bald schon noch entspannter und automatisierter LdL praktizieren, als dies - zu meiner Überraschung - ohnehin bereits in der ersten Sitzung geschah.


Jean-Pol Martin antwortete am 06.11.00 (14:08):

Lieber Herr Luff, Ihre Studenten haben absolute Priorität! Wie sollte ich mich darüber wundern, dass Sie zuerst auf Ihre Beiträge eingehen? Ich möchte mich sowieso nicht einmischen (hoffentlich gelingt es mir :-)) Im Ernst: in diesem Fall ging es ja um das Problem der Klarheit und Kohärenz bei LdL. Da ich vor kurzem eine theoretische Neubegründung für LdL entwickelt habe (Linearität a porsteriori), wollte ich sie hier einbringen, weil das so gut passte!


Robert Luff antwortete am 10.11.00 (11:24):

Auch heute wieder ein kurzer Rückblick auf das eben stattgefundene Seminar: Heute gab es LdL auf Sparflamme, da lediglich eine Übersetzungsgruppe ihre Ergebnisse im Plenum präsentierte - dies allerdings glänzend (dickes Lob!). Anschließend gab es viel aufzuarbeiten (inhaltliches Fazit via Folie, Sicherung der neuen Vikabeln und starken Verben etc.), so daß wir bei der Besprechung der nächsten Textpassage zum guten alten Frontalunterricht zurückgekehrt sind (freilich mit möglichst hohem Sprechanteil der Studenten). Am Ende aber wurden die LdL-Gruppenaufgaben für die nächste Sitzung an die (neu formierten) Arbeitsgruppen verteilt, welche diese dann bis zum nächsten Termin vorbereiten. So sparen wir Zeit und können dann das Erholungspotential, das wir nun aus der ruhigeren Frontalsitzung geschöpft haben, für eine aktivere und stressigere LdL-Sitzung nutzen. Ich freue mich auf nächsten Freitag.


Robert Luff antwortete am 17.11.00 (10:59):

Die heutige Sitzung verlief wieder ganz nach LdL-Muster und zu meiner vollsten Zufriedenheit. Die Arbeitsgruppen haben in der Vorbereitungsphase offenbar sehr gut gearbeitet und konnten ihre Ergebnisse glänzend präsentieren. Dennoch ist heute eine kleinere Schwierigkeit eingetreten, die aber nicht durch die Studenten zu verantworten ist, sondern sachinhärent ist: Einige der übersetzten Strophen der 'Kudrun' waren vom Schwierigkeitsgrad her sehr komplex (Syntax, Wortschatz, kulturgeschichtlicher Kontext). Ihre Erarbeitung erforderte sehr viel Zeit, und es ergaben sich Längen, die vielleicht durch folgende kleine Tricks zu vermeiden sind: 1. Die Übersetzungsgruppe teilt die ausgewählten Strophen nach Schwierigkeitsgraden ein und übersetzt die schwierigsten Strophen selbt zügig, aber unter Erläuterung der wesentliche Probleme. 2. Die Übersetzungsgruppe wählt zum Übersetzen erfahrenere Studenten aus einem höheren Semester aus. Mit diesen beiden Tricks müsste es dann wesentlich schneller gehen.


Robert Luff antwortete am 27.11.00 (09:51):

Auch heute ein (leicht verspäteter) Rückblick auf die Sitzung vom 24.11.00. Es erwies sich als notwendig, eine Sitzung nach traditionellem Muster (also mit vorwiegend frontalen Kommunikationsverläufen) einzubauen, um sprachlich-grammatikalische Lernziele zu sichern, die narrativen Linien und Bausteine des mhd. Heldenepos zu benennen und zu wiederholen, schließlich um den Studenten eine Art Ruhepause zu gönnen, bevor dann in der nächsten Sitzung wieder konzentriert nach dem LdL-Verfahren gearbeitet werden kann.
Außerdem stehen zwei Neuerungen an: 1. In drei Wochen werden zwei Studentinnen eine Sitzung eigenständig präsentieren und den vorgegebenen Stoff fachlich und didaktisch-methodisch durchdringen. Wir sind alle sehr gespannt.
2. In Zukunft werden die Arbeitsaufträge, welche die Studentengruppen außerhalb des Seminars bearbeiten und erst deren Ergebnisse dann im Seminar präsentieren, über dieses Diskussionsforum und per e-mail an die Studierenden mitgeteilt. Die Studenten haben dann auch die Möglichkeit, Rückfragen an mich über diese Medien oder, falls sie das telefonische oder persönliche Gespräch vorziehen, direkt an mich zu richten. Ferner erspart uns dieses Vorgehen pro Sitzung etwa 10 Minuten, die wir dann effektiver zur Klärung noch offener inhaltlicher Fragen einsetzen können.


Jean-Pol Martin antwortete am 27.11.00 (13:12):

Hochinteressante Entwicklung! Wie ist Ihr Arbeitsaufwand Herr Luff? Größer als mit "traditionellen" Verfahren?


Robert Luff antwortete am 28.11.00 (09:38):

Nein, der Arbeitsaufwand war nur zu Beginn des Semesters höher als mit einem traditionellen Verfahren. Mittlerweile hat sich sehr viel eingespielt, auch bei den Studenten, die seit der vorletzten Sitzung auch an der Formulierung der Arbeitsaufträge beteiligt werden. Es heißt dann auf den Karteikärtchen z.B. nicht mehr: "Bereiten Sie die Strophen W,X,Y,Z sprachlich vor und moderieren Sie anschließend deren Übersetzung", sondern: "Wählen Sie aus der 8. Aventiure vier geeignete Strophen aus, welche die Entführung Hildes thematisieren, bereiten Sie diese Str. anschließend vor und moderieren Sie die Übersetzung in der Seminarsitzung". Dieses Verfahren hat zwei Vorteile: Erstens werden die Studenten dazu "gezwungen", viel mehr an mhd. Text zu lesen, als dies das Minimalprogramm vorsieht, und sie stärken dadurch ihre Vertrautheit mit einer alten Sprachstufe. Und zum zweiten üben sie durch die notwendigen Auswahlgespräche über die geeigneten Textausschnitte in der Gruppe ihre soziale Kompetenz sowie Argumentationsstrategien ein (z.B. das Vertreten der eigenen Position gegen konträre Ansichten). Von diesen Gruppenprozessen, die während der Woche ablaufen, bekomme ich natürlich nichts mit; ich weiß aber von den Studenten, daß sie ablaufen.


Jean-Pol Martin antwortete am 28.11.00 (09:48):

Das ist, glaube ich, eine ganz wichtige Mitteilung für Kollegen, die sich an ein solches Vorgehen heranwagen wollen. Danke!


Robert Luff antwortete am 01.12.00 (10:57):

Auch heute (1.12.00) ein kleiner Rückblick auf die LdL-Sitzung im Proseminar Kudrun: Zu Beginn der Sitzung war es unumgänglich, eine inhaltliche Zusammenfassung der in der letzten Sitzung übersetzten und besprochenen Strophen von den Studenten für die Komilitonen präsentieren zu lassen, welche letztes Mal gefehlt hatten. Den besprochenen Wortschatz erhielten sie als Kopie. In der verbleibenden Zeit wurden wieder Textabschnitte à 3-4 Strophen an insgesamt drei Übersetzungsgruppen verteilt, welche dann 15 min. Zeit hatten, die Texte philologisch und didaktisch zu durchdringen. Eine erfahrenere Studentin schrieb fünf wichtige starke bzw. schwache Verben mit Ablautreihe und Stammformen auf eine Folie und unterbrach während der Präsentation der Übersetzungen immer wieder, um ihre wichtigen Fragen zu stellen bzw. die Verben vorzustellen. Zwei weitere Studentinnen leisteten das Gleiche für den unbekannten mittelhochdeutschen Wortschatz (ebenfalls via Folie). Die Präsentation bzw. geleitete Übersetzung gestaltete sich dann perfekt; das zeitliche Timing ging bei 12 gewählten Strophen genau auf, und ich hatte den Eindruck, dass der Erkenntniszugewinn (und auch der Spaß) bei den Studenten enorm waren. Meine Rolle bestand wieder darin, das Ganze organisatorisch, zeitlich und philologisch zu begleiten und zu koordinieren. Z.B. erforderten einige Strophen eine Kontextualisierung, weil zum Verständnis notwendige Textabschnitte aus Platzgründen nicht auf der Textkopie waren. Ferner war ab und zu eine philologische oder kulturgeschichtliche Erläuterung notwendig. Insgesamt aber kann ich für meinen Teil nur sagen: ein Erfolg!


Erich Streitenberger antwortete am 02.12.00 (20:10):

Lieber Herr Luff, lieber Herr Martin, liebe Besucher dieses Bretts,

darf ich Sie kurz darauf hinweisen, dass der Umzug der LdL-Mailingliste vom Server des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Metzingen zum Server der ZUM, die ja auch das LdL-Diskussionsforum beherbergt, heute Nachmittag erfolgreich abgeschlossen wurde. Die ja noch vor den LdL-Diskussionsbrettern eingerichtete Mailingliste steht nun dank des leistungsfähigeren Servers einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung. Ich würde mir wünschen, dass die Mailingliste als weiteres Medium für den Gedanken- und Informationsaustausch im Bereich LdL auch die Verbindung von Schule und Universität herstellt und die subskribierten Kolleginnen und Kollegen mit neuen Ideen und Denkanstößen versorgt. Es wäre schön, wenn Sie ein bisschen Werbung für die Mailingliste machen könnten und sich vielleicht selbst auch eintragen - und natürlich Beiträge liefern! - könnten. Nähere Informationen finden Sie auf der Internet-Seite zur Mailingliste (s. unten "Internet-Tipp"). Danke!

Herzliche Grüße,
Erich Streitenberger

(Internet-Tipp: http://www.zum.de/wwwldl.html)


Robert Luff antwortete am 03.12.00 (12:28):

Lieber Herr Streitenberger,
ich freue mich über Ihren 'Umzug' und kann Ihnen versichern, dass ich unter meinen Kollegen an der Uni und den mit mir befreundeten Lehrern (meist an Gymnasien) kräftig Werbung für die LdL-Mailingliste betreibe, um den überaus wichtigen Dialog zwischen Uni und Schule weiter zu fördern. (Ich komme übrigens auch aus dem Schuldienst, in den ich nach meiner Feistellung für die Universität wieder eintreten werde).

Herzliche Grüße
Robert Luff


Robert Luff antwortete am 03.12.00 (12:45):

Und hier die ARBEITSAUFTRÄGE für die studentischen Teams im PS 'Kudrun' (und für den interessierten Leser ein Einblick in die inhaltliche Arbeit im Proseminar):

1. Übersetzungsteam I (Pia, Daniel, Klara, Monika, Yvonne):
Wählen Sie bitte in der 11. Aventiure insgesamt vier bis fünf Strophen aus, welche die erfolglosen Werbungen Herwigs und Hartmuts um Kudrun beinhalten, und bereiten Sie diese anschließend sprachlich und didaktisch für die Präsentation am 8.12.00 vor.

2. ÜS-Team II (Kerstin, Bettina, Kristin):
Wie ÜS-Team I, nur diesmal in Aventiure 12 vier Str., welche den Kampf und den Abbruch des Kampfes zwischen Hetels und Herwigs Mannen enthalten.

3. ÜS-Team III (Andreas, Susanne, Julia):
Wie ÜS-Team I und II, nur diesmal in Aventiure 12 vier bis fünf Str., welche Herwigs erneute Werbung um Kudrun und die befristete Hochzeit (Verlobung) enthalten.

4. Wortschatz-Team (Birgit und Ulrike): Bitte setzen Sie sich mit den ÜS-Teams in Verbindung und wählen Sie aus den zu übersetzenden Strophen insgesamt 6-10 neue Wörter aus, die wir noch nicht behandelt haben und die Ihnen examensrelevant erscheinen. Notieren Sie diese zusammen mit ihrer Beduetug auf eine Folie (bekommen Sie von mir) und überlegen Sie sich bitte außergewöhnliche Methoden der Präsentation dieser Wörter.

5. Ablautreihen-Spezialistin (Lucia):
Wie Wortschatz-Team, nur diesmal: fünf starke oder schwierige schwache Verben, mit Ablautreihen und Besonderheiten sowie Stammformen (ebenfalls bitte auf Folie).

An alle Gruppen: Bitte teilen Sie mir bis spätestens Donnerstag Vormittag die Strophen, Wörter und Verben mit.

Im Voraus herzlichen Dank!
Ihr Robert Luff


Daniel Betz antwortete am 04.12.00 (13:33):

Ich möchte mit diesem Beitrag einmal kurz meinen derzeitigen Eindruck vom Proseminar 'Kudrun' in Bezug auf Ldl darstellen:

Voranstellen muss ich jedoch zuerst, dass ich als Drittsemester mit nur einer Einführungsveranstaltung in die Ältere deutsche Literaturwissenschaft einer derjenigen Studenten bin, die noch nicht so viel Ahnung vom Mittelhochdeutschen haben. Dementsprechend war ich zu Semesterbeginn ziemlich geschockt, als bekannt gegeben wurde, dass dieses Seminar mit einer neuen 'Lehr-/Lernmethode' gestaltet werden soll. Auch das noch!

Nach den ersten Sitzungen war ich in meiner Meinung zunächst bestätigt, dass das ein äußerst schwieriges Unterfangen werden könnte. Mittlerweile kann ich aber feststellen, dass sich sämtliche anfängliche Zweifel und Bedenken gelegt haben, da sich der Kurs schon relativ gut auf Ldl eingestellt hat. Die Mischung aus Zuhören, Mitarbeit und Selbsttätigkeit bewirkt, dass man sich selbst viel mehr mit dem Stoff befasst, als man es in einem gleichwertigen Seminar tun würde, das in 'traditioneller' Weise gehalten wird. Auch die Gruppenarbeitsphasen außerhalb des Seminars zeigen eine deutlich positive Entwicklung: Hier ist hervorzuheben, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Studenten höherer Semester und den 'Mhd-Greenhorns' als besonders fruchtbar erweist, da diese zum einen durch ihre Kenntnisse den anderen helfen (wiederum Ldl) und sich dabei zum anderen auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Zudem bleibt jetzt mehr Zeit für den 'Stoff' als in den ersten Ldl-Sitzungen, in denen man noch im Seminar vorbereiten musste. Auch die anfängliche Scheu, selbst zu 'lehren' und andere aufzurufen, ist bei den meisten verflogen. Die zeitliche Abfolge und der Zusammenhang der einzelnen Einheiten wie Übersetzen, Wortschatz, Ablautreihen usw. hat sich auch schon viel besser eingespielt als es in der ersten Ldl-Sitzung der Fall war.

Einziges Problem ist und bleibt immer noch die Zeit: Die ist nämlich immer zu kurz. Auch wenn in der letzten Sitzung eigentlich ganz gut kalkuliert war, musste man trotzdem gegen Ende hin wieder stark raffen und so den erarbeiteten Stoff schmälern. Ich denke aber, dass sich dieses Problem in den nächsten Sitzungen auch noch bewältigen lässt, indem Herr Luff notfalls eingreift und uns auf die Sprünge hilft, wenn wir unser Zeitbudget wieder einmal überziehen.

Abschließend kann ich noch hinzufügen, dass mir das Seminar wider alle Erwartungen anfängt, Spaß zu machen, auch wenn es stellenweise anstrengend ist.

Daniel


Robert Luff antwortete am 05.12.00 (10:45):

Lieber Daniel,
herzlichen Dank für Ihre positive Rückmeldung. Es freut mich, dass Ihnen das Seminar anfängt, Spaß zu machen. Mit dem Problem 'Zeit' haben Sie natürlich Recht, denn die Zeit (und die Disziplin aller - mich selbst eingeschlossen -, sich strikt an Zeitvorgaben zu halten), sind erwartungsgemäß unser größter 'Gegner' in diesem PS, und dies hauptsächlich auf Grund der organisatorischen Vorgaben (2 Semesterwochenstunden sind angesichts des Stoffes sehr wenig). Das Ganze hat aber auch einen positiven Effekt: Wir alle lernen, mit dem heute kostbaren Gut Zeit umzugehen. Sie als künftige Lehrer (die Chancen für einen Berufseintritt sind ja in Bayern glücklicherweise wieder gestiegen) lernen darüber hinaus, wie wichtig ein exaktes Zeitmanagement ist (für den Unterricht, aber auch für die häusliche Vorbereitung bzw. für die immer wichtiger werdenden Teamsitzungen in anderen Berufszweigen).
Was mich etwas erstaunt hat und wofür ich Ihnen ob Ihrer ehrlichen Angabe sehr dankbar ist, ist Ihre anfängliche Scheu (und vermutlich sprechen Sie auch für die anderen Zweit- und Drittsemester im PS) gegenüber dem Mittelhochdeutschen und gegenüber der neuen Unterrichtsmethode LdL. Offenbar habe ich den jüngeren Studenten recht viel zugemutet, zumal meine Proseminare laut Aussage einiger Studenten ohnehin den 'Ruf' genießen, den Studenten für den Scheinerwerb viel abzuverlanen. Ich glaube im Nachhinein dennoch, dass es gut und heilsam war, Sie alle ins 'kalte LdL-Wasser' zu werfen, da sich jeder nach dem anfänglichen Schock freischwimmen konnte und dies insgesamt nicht unwesentliche Auswirkungen auf so fundamentale Komponenten wie 'Selbstsicherheit', 'Belastbarkeit' und 'Teamfähigkeit' hat. Bei Ihnen persönlich ist mit z.B. aufgefallen, dass sie sich bereits in sechs Wochen von einem eher stillen Hintergrundmitarbeiter zu einer Stütze Ihres Übersetzungsteams entwickelt haben und auch regelmäßig intelligente und notwendige Zwischenfragen stellen, die uns alle zwingen, Sachverhalte nochmals zu klären bzw. Übersetzungsprobleme zu benennen und transparent zu lösen. Vielen Dank für die Mitarbeit und weiter so!


Pia Sommer antwortete am 08.12.00 (13:00):

Herr Luff war heute leider kurzfristig verhindert die Sitzung zu leiten, sodaß es wohl nun an uns Studenten ist, etwas über den Ablauf der heutigen dozentenlosen Sitzung (08.12.00) zu berichten.
Ganz allgemein glaube ich sagen zu könne, daß die Sitzung ganz gut abgelaufen ist, was sicherlich auch daran liegt, daß wir langsam alle ein eingespieltes Team sind.
Verschieden Studentengruppen hatten die oben von Herrn Luff angeführten Arbeitsaufträge (siehe unter 3.12.00) außerhalb des Seminars vorbereitet und so übernahmen nun für die jeweilige Textpassage die entsprechenden Übersetzungsteams die Leitung. Die Studenten, die den Wortschatz bzw. die Ablautreihen vorbereitet hatten, schalteten sich dann mit ihren Folien selbständig ein, sodaß die ganze Sitzung eigentlich ganz von selber lief.
Dabei kam es mir so vor, daß bei einigen Studenten die Hemmschwell, etwas anzumerken oder nachzufragen noch geringer war, als es bei diesem Seminar ohnehin schon der Fall ist.
Gemeinsam bemühten wir uns auch, aufgeworfene Probleme zu lösen, indem eben jeder beisteuerte, was er wußte, bzw. was er von dem jeweiligen Sachverhalt hielt. Allerdings mußten des öfteren die Fragen offen gelassen werden, bzw. sie konnten nicht mit letzter Verbindlichkeit geklärt werden (irgendetwas muß ja auch der Dozent zu tun haben...).
Erwähnenswert ist vielleicht noch, daß wir zum ersten Mal ausreichend Zeit hatten, weil die ausführlicheren Erläuterungen ja wegfielen.
Im Großen und Ganzen fand ich persönlich die Sitzung gelungen und sehr interessant, und ich glaube, daß auch der Spaß nicht zu kurz kam.
Zu LdL möchte ich nur noch kurz anfügen, daß auch ich diese Methode, nach anfänglicher Unsicherheit, immer mehr schätze. Als einen positiven Nebeneffekt empfinde dabei ich die ausgezeichnete Atmosphäre im Seminar, die wohl darauf zurückzuführen ist, daß man sich durch die Aufteilung in Arbeitsgruppen zwangsläufig besser kennenlernt.
Pia


Robert Luff antwortete am 10.12.00 (13:04):

Liebe Pia, liebe LdL-Studenten,
ganz herzlichen Dank für die spontane Bereitschaft, das PS 'Kudrun' auch ohne mich durchzuziehen. Besonderer Dank natürlich an Pia, die telefonisch und dann über Frau Strehler (Lehrstuhlangestellte) plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert wurde, das Seminar zu koordinieren und zu leiten, was sie - nach den Rückmeldungen einiger Studenten - ganz hervorragend gemeistert hat (vgl. nur die Mail von Klaus Hohn, aus der ich die entsprechende Passage hier zitiere: "ansonsten lief das Seminar heute hervorragend, dank ldl!"). Deshalb gibt es natürlich eine kleine Belohnung für Pia (und in der letzten Sitzung vor Weihnachten für alle). Dank aber auch an die anderen für die offensichtlich sehr gewissenhafte Erledigung der Arbeitsaufträge und die aktive Mitarbeit während der Sitzung.
Offenbar werde ich nicht mehr gebraucht und kann mich nun getrost vom PS zurückziehen! Nein, nun im Ernst: Dass der Dozent nicht schmerzlich vermisst wurde, ist für den LdL-Lehrer natürlich das größte Kompliment, das Sie ihm machen können. Und die wenigen Stellen bzw. inhaltlichen Details, die vielleicht nicht vollständig ausdiskutiert werden konnten, werden wir natürlich in der übernächsten Sitzung ansprechen. In der nächsten Sitzung werden zwei Studentinnen den gesamten Stoff präsentieren und ihre Komilitonen auch integrieren. Ich selbst werde natürlich auch wieder anwesend sein - ebenso wie bereits in der nächsten Sitzung. Und da ich gehört habe, dass das Gerücht kursiere, ich hätte absichtlich in der letzten Sitzung gefehlt, um die Effektivität von LdL ganz ohne den Dozenten zu testen (was man mir offenbar zutraut!), muss ich diesem Gerücht natürlich energisch widersprechen: Ich durfte mit meinem mittleren Sohn Peter (fast 3 Jahre alt) drei Tage und zwei Nächte in der Kinderklinik verbringen. Peter geht es inzwischen wieder prima, mir selbst auch, nachdem ich mit Erleichterung registriert habe, wovon ich bereits vorher felsenfest überzeugt war: LdL fördert die sozialen Kompetenzen von Studenten derart, dass im Einzelfall (etwa bei Krankheit, dienstlichen Terminen oder unaufschiebbaren Tagungsterminen des Dozenten) bei entsprechender Vorbereitung durch den Dozenten und Mitarbeit der Studenten auch eine Sitzung alleine durch die Studenten bestritten werden kann!


Robert Luff antwortete am 15.12.00 (08:43):

Ich habe mich gerade aus dem LdL-Seminar 'Kudrun' geschlichen, um hier erste Eindrücke der heutigen Sitzung (15.12.00) mitzuteilen. Wieso ich das kann? Nun, ganz einfach: weil heute Kerstin und Bettina die Sitzung vollständig moderieren und gerade in diesem Augenblick die übrigen Studenten über ihren Karteikarten mit Arbeitsaufträgen brüten. Es hat heute recht abwechslungsreich begonnen (Handlungszusammenfassung mündlich und per Folie mit lustigen Comic-Strips), und auch die Arbeitsaufträge hören sich sehr interessant an (interessanter als meine früheren, die häufig nach dem gleichen Strickmuster gebaut waren). Besonders gespannt bin ich auf die beiden Gruppen, die ein szenisches Spiel aufführen sollen (Premiere!). Nur schade, dass keine Videokamera zur Hand ist! Nun muss ich aber wieder in den Seminarraum, da die 15 Minuten Arbeitszeit fast schon verstrichen sind. Ich möchte ja schließlich nichts verpassen ...


Robert Luff antwortete am 15.12.00 (11:04):

Hier die Fortsetzung der Eindrücke von der Sitzung des PS 'Kudrun' am 15.12.00: Phantastisch gelaufen! Ein dickes Lob an alle Beteiligten, v.a. an das Führungstandem Bettina und Kerstin, die das Seminar ganz souverän moderiert haben und uns durch viele gute Ideen überraschten, so dass nie Langeweile aufkam. Die beiden szenischen Spiele sind ganz prima gelaufen und haben unser Textverständnis ebenso gefördert, wie sie unsere Lachmuskeln gereizt haben. Endlich mal wurde das ferne Mittelalter in den studentischen Alltag des beginnenden 21. Jahrhunderts gerückt! Auch die beiden Übersetzungsgruppen agierten zielstrebig und sicher. Die Wortschatzgruppe hatte heute am meisten zu tun und stellte durch die Spurts zum OH-Projektor auch ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis (wir haben später die dadurch aufkommende Unruhe durch eine kleine organisatorische Umstellung in den Griff bekommen). Eine prima Idee fand ich auch die abschließende Präsentation und Übersetzung einer Kudrun-Strophe nach dem Faksimile der einzigen Handschrift, die das Epos überliefert. Mut bewiesen Bettina und Kerstin dann, als sie mich aufriefen, den handschriftlichen Text zu lesen, nachdem sich kein Student gefunden hatte, der sich diese Aufgabe zutraute. So war ich gezwungen, aus meiner Beobachter-Rolle auszubrechen, und durfte aktiv ins LdL-Geschehen eingreifen.
In der nächsten Sitzung werden uns zwei Referate erwarten (Birgit und Susanne), auf deren frontalen Genuss wir uns nach der heutigen LdL-Sitzung bereits freuen. Danach werden wir - angesichts des nahenden Weihnachtsfestes - etwas Anderes machen. Was das ist, wird nicht verraten, aber es wird auf jeden Fall auf Video aufgenommen!

(Internet-Tipp: http://www.ku-eichstaett.de/German/aedl/)


Yvonne Bremer antwortete am 21.12.00 (17:56):

Nach dem Lesen und Sammeln zahlreicher Eindrücke wird doch sehr deutlich, wie sehr die LdL- Methode ausgesprochen positive Aufnahme findet. Mir scheint diese Arbeitsweise durchaus effektiver, als der traditionelle Universitätsfrontalunterricht zu sein, besonders hinsichtlich des Erlernens übersetzungstätiger Fähigkeiten im Mhd. Eine tiefgreifende geistige Auseinandersetzung mit Inhalt und Wirkungsgeschichte eines mittelalterlichen Werkes ist allein nicht ausreichend, denn eine ausgereifte Übersetzungsfähigkeit ist objektives und subjektives Ziel. Diese Fähigkeit entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern bedarf effektiver Arbeit, die in unserem Kurs und der damit verbundenen Methode ansprechend verwirklicht wird, durch Dialog und gemeinsamen Überlegungen, anstatt Übersetzung frontal und nur "so am Rande". Die anfängliche Scheu vor möglichen Blamagen, die wohl ziemlich jeden befiel, wenn er zum Übersetzen aufgerufen wurde, habe auch ich überwunden, indem man selbst eine gewisse(s) Herangehensweise, Sicherheit und Gefühl für die "Sprache" entwickelt (hat), ein Fortschritt, der erst nach einem bereits besuchten ÄDL - Seminar mit anderer Schwerpunktsetzung sich realisierte.


Robert Luff antwortete am 22.12.00 (10:35):

Liebe Yvonne,
herzlichen Dank für Ihre positive Rückmeldung zur Methodik LdL und zum Seminar selbst. Besonders toll finde ich, dass Sie Fortschritte in der Entwicklung Ihrer Übersetzungsfähigkeit feststellen konnten, aber mindestens ebenso den Abbau der Scheu, sich zu blamieren. Denn eines darf ja keineswegs die Atmosphäre eines Proseminars bestimmen: Scheu oder Angst der Teilnehmer! Ich hoffe nun, dass dieses PS keine universitäre Eintagsfliege bleibt, sondern auch in anderen Fächern und Veranstaltungen Nachahmung findet. Für mich selbst, der ich diese Methodik bislang auch 'nur' im schulischen Unterricht sporadisch angewendet habe, war das Ganze ein Experiment, dessen positiver Ausgang, der sich bereits heute andeutet, überhaupt nicht vorherzusehen war. Es freut mich daher umso mehr, wenn die Reaktionen der Studenten bisher durchwegs positiv ausfielen.


Kerstin Swita antwortete am 22.12.00 (10:58):

Liebes "Kudrun" Team,
erst mal vielen Dank an Euch alle, daß Ihr in der Sitzung, die Bettina und ich moderiert haben, so gut mitgemacht habt. Ohne Euch hätte diese Stunde nicht funktioniert! Gut gewählt war natürlich auch der Zeitpunkt der Stunde, die wir gemeinsam gestaltet haben, da sich die LdL Praxis schon gut eingespielt hat. Mir macht LdL großen Spaß, weil jeder mitmacht (mitmachen darf bzw. muß) und keiner, der sich öfter einbringt, als "Streber" dasteht. Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Studenten zur Vorbereitung der Arbeitsaufträge für die Sitzungen macht echt Spaß, auch wenn es manchmal stressig ist, diesen Termin auch noch in den Zeitplan zu quetschen. Heute haben wir nach zwei super Referaten den Inhalt von drei Aventiuren der "Kudrun" im szenischen Spiel bzw. in zwei Standbildern dargestellt. Es hat mir sowohl echt gut gefallen, am Standbild mitzuwirken, als auch den wirklich gelungenen Darbietungen der Anderen zuzusehen.
Vielen Dank an dieser Stelle auch an H. Luff, der uns zu LdL animiert hat und sich immer wieder etwas Neues einfallen läßt für uns!
Allen schöne Weihnachten!
Kerstin


Robert Luff antwortete am 22.12.00 (11:01):

Auch heute ein kurzes Resümee zur heutigen Sitzung, der letzten vor den Weihnachtsferien: Die beiden Referate von Ulrike und Susanne, in deren Genuss wir heute kamen, zeigten uns überzeugend und glasklar die Entstehungsgeschichte und die Versöhnungsstrategien der 'Kudrun'. Anschließend betraten wir handlungsorientieres Neuland, indem wir versuchten, uns dem mitttelalterlichen Epos und seinem für heute vorgesehenen Handlungsabschnitt nicht - wie üblich - philologisch zu nähern, sondern szenisch-emphatisch: Hierzu stellten zwei Studentengruppen ein sog. 'Standbild' einer wichtigen Szene nach - was ihnen glänzend gelang. Eine weitere Gruppe spielte eine andere - längere - Szene nach (Hetel und Herwig nehmen mit ihren Mannen einigen unschuldigen Pilgern ihre Schiffe ab und verfolgen die Entführer Kudruns). Auch diese Gruppe brachte in überzeugnedes Ergebnis hervor. Vor allem beindruckten die selbstgebauten Papierschiffchen und die lateinische (?) Choräle murmelnden Pilger uns alle sehr. Ich habe alles auf Foto und Video festgehalten und glaube, dass heute alle Teilnehmer gesehen haben, wie ein alternativer Zugang zu einem mittelalterlichen Werk aussehen kann. Allen Studenten wünsche ich erholsame Weihnachtsferien und einen guten Start ins Neue Jahr!

(Internet-Tipp: http://www.ku-eichstaett.de/SLF/German/aedl/luff-ueb.html)


Jean-Pol Martin antwortete am 22.12.00 (13:50):

Obwohl gar nicht beteiligt, freue ich mich ebenfalls sehr! Alle Gute auch zu neuen Jahr,
Ihr eifriger Leser
Jean-Pol Martin


Robert Luff antwortete am 12.01.01 (12:07):

Der Rückblick auf die heutige Sitzung (12.01.01) fällt notgedrungen sehr kurz aus, da die LdL-Methodik aus organisatorischen Gründen heute nicht zum Einsatz kam: Bereits in zwei Wochen findet die von der Studienordnung vorgeschriebene Klausur statt, auf die ich die Studenten vorbereiten muss. Außerdem haben sich sieben von insgesamt neun Studenten für die (konventionelle) Darbietung eines Referates entschieden (ebenfalls durch die Studienordnung für den Scheinerwerb vorgeschrieben) und nicht für die alternativ angebotene Leitung einer LdL-Sitzung. Ich verstehe diese Entscheidung aber voll und ganz, da das Referat von der Arbeitsökonomie her einige entscheidende Vorteile bietet. So sind nun die letzten Sitzungen mit Referaten gespickt und laufen nach frontalen Kommunikationsverläufen ab, wenngleich ich freilich in der heutigen Sitzung bemerkt habe, dass die Studenten mittlerweile überhaupt kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und die beiden Referenten (Birgit und Tobias: nebenbei herzlichen Dank für die gelungenenen Referate) und mich mit Fragen bombardierten, so dass wir den vorgesehehenen Ablauf der Sitzung kurzerhand umwerfen mussten, was ich jedoch nicht schlimm finde, sondern - im Gegenteil - als ein Indiz für geistige Mobilität, Lernerfolg und ein erhöhtes Selbstbewusstsein der Studierenden werte. Die insgesamt entspannte und gleichwohl konzentrierte Arbeitsatmosphäre, sie sich so im Laufe des Proseminars eingestellt hat, schreibe ich hauptsächlich dem Umgang mit der neuen Methode LdL zu, durch die bestehende Hierarchien aufgebrochen und durch neue Kommunikationsverläufe ersetzt wurden.
Ich plane übrigens auf Grund der positiven Erfahrungen mit LdL und auf ausdrücklichen Wunsch einiger Studenten, im Sommersemester das Proseminar 'Minnesang' ebenfalls nach der LdL-Methodik ablaufen zu lassen.


Jean-Pol Martin antwortete am 12.01.01 (15:40):

Welche Empfehlung müsste man einem Hochschuldozenten geben, der ein ähnliches Experiment wagen möchte? Welche Vorsorge muss er treffen, welche Fehler sollte er vermeiden, worauf sollte er sonst noch achten?*
_______________
* Sollte eine DozenTIN mit LdL experimentieren wollen, dann gilt derselbe Text, aber "der" und "er" werden jeweils durch "die" und "sie" ersetzt!


Robert Luff antwortete am 16.01.01 (10:07):

Ein(e) Hochschuldozent(in), die ein ähnliches didaktisches Experiment wagen möchte, sollte nach meiner Erfahrung folgende Dinge berücksichtigen:
1. Vorbereitung/Vorüberlegungen: Nicht jeder Lehrveranstaltungstyp eignet sich für LdL. Geeignet sind Übungen (auch Examenskurse), Pro- und Hauptseminare. Die Zahl der Teilnehmer sollte 25 nicht überschreiten (Inskriptionsliste) und 10 nicht unterschreiten; am besten arbeitet man nach meiner Erfahrung mit einer Gruppe von 12 bis 20 Studenten. Der Dozent muss ferner in der vorlesungsfreien Zeit drei bis vier Wochen aufwenden, um den Stoff nach Möglichkeit ganz zu durchdringen und sinnvoll in kleinere Abschnitte einzuteilen, welche in einer Doppelstunde zu bewältigen sind. Auch die Arbeitsaufträge für die Studententeams (Karteikarten o.ä.) kann er im Grunde schon vorbereiten. Die vollständige Durchdringung des Stoffes gibt ihm selbst ein hohes Maß an Souveränität (Informationsvorsprung) und mehr Raum für spontane Reaktionen auf Fragen und Probleme der Studenten mit dem Stoff in den Sitzungen selbst. Ich persönlich zwinge mich jeweils (auch in Seminaren, die nicht der LdL-Methode folgen), einen Semesterplan auszuarbeiten und diesen den Studenten vorzulegen (Transparenz). Insgesamt muss der LdL-Dozent also in der Vorbereitungsphase intensiver arbeiten als ein Dozent, der frontal lehrt. Dieses Mehr an Aufwand vor und zu Beginn des Vorlesungsbetriebes wird jedoch durch einen stark zurückgehenden Arbeitsaufwand während des Semesters belohnt, wenn "der Laden läuft".
2. Es gibt nach den Erfahrungen des 'Kudrun'-Proseminars eigentlich nur zwei Fehler, die man vermeiden sollte: a) Man darf die Studenten weder bevormunden noch zu LdL 'zwingen', sondern sollte die neue Methode langsam, peu à peu einführen, dies allerdings ohne großes theoretisches Geplänkel (die Informationen zu LdL holen sich die Studenten selbst aus dem Internet), sondern gleich durch einen (behutsam gesteuerten) Sprung ins kalte, aber zu Beginn nicht zu tiefe 'LdL-Wasser.' All das, was an sozialer und fachlicher Interaktion in den Teamsitzungen abläuft, wie sich die Teams bilden, wann und wie oft sie sich treffen, geht den Dozenten nichts an. Die Studierenden sind Erwachsene und fordern diesen Freiraum für die Organisation der außerhalb der Seminarzeit stattfindenden Teamsitzungen auch ein. Der Dozent wacht lediglich über die fachlich-sachliche (im Falle des mittelhochdeutschen 'Kudrun'-Seminars auch die philolologische) Korrektheit der erarbeiteten Fakten und der im Seminar vorgestellten Ergebnisse. b) Der Dozent muss sich und dem Seminar ein strenges Zeitkorsett anlegen und sich zwingen, exemplarisch vorzugehen, Stoffteile auszuklammern bzw. zusammenzufassen (Mut zur Lücke!), da der universitäre Stoff stets die Tendenz zeigt auszuufern und immer die latente Gefahr bietet, bei einer thematischen Diskussion vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen. Nach unseren Erfahren waren immer die Sitzungen die produktivsten, wo wir wenig intensiv besprochen und durchgearbeitet haben (freilich fand am Ende dann immer eine Lernzielkontrolle statt, in der das Erarbeitete analog auf andere, ähnliche Stoffabschnitte angewandt wurde, so dass die Studenten selbst in der Lage waren, unbekannten Stoff nach einem eingeübten Muster zu erarbeiten; Nebeneffekt: Stärkung des Selbstwertgefühles und der fachlich-methodischen Kompetenz bei der Arbeit am unbekannten Text).
3. Falls sich im Seminar jüngere und erfahrene Semester mischen - was eine ideale Besetzung für LdL darstellt -, sollte der Dozent darauf achten, dass in jeder der Arbeitsgruppen mindestens ein erfahrener Student sitzt, der den anderen Hilfestellung leisten kann. So gesehen läuft die Konstituierung der Studententeams doch nicht (wie in 2a behauptet) vollständig frei ab. Wie sich aber im einzelnen die Teams bilden, entscheiden - abgesehen von dieser Vorgabe - allein die Studenten. Umgekehrt erweist es sich als wenig produktiv, wenn eine Gruppe nur aus älteren Semestern (5. bis 8. Semester) besteht, da es in diesem Fall meist weniger Fragen und damit auch weniger Kommunikation und einen geringeren Lernerfolg gibt: Studenten im Hauptstudium durchdringen den Stoff nämlich (nach eigener Aussage) dann am besten, wenn sie gezwungen sind, ihn den jüngeren Komilitonen im Grundstudium (2. bis 4. Semester) zu erklären. Ein letztes Wort noch zu den Leistungsnachweisen (Klausur und/oder schriftliche Hausarbeit mit mündlichem Referat), die sich nicht sehr einfach mit LdL verbinden lassen: Hier sollte der Dozent auch den Mut haben, den Studenten neue Formen der Leistungsfeststellung anzubieten. Falls sich etwa ein oder zwei Studenten bereit erklären, eine ganze Sitzung nach LdL zu moderieren, kann dafür das mündliche Referat gestrichen werden. An die Stelle der Hausarbeit könnte dann die schriftliche Ausformulierung dieser Sitzung treten (mit methodisch-didaktischen und philologischen Vorüberlegungen, geplantem Sitzungsverlauf, Ergebnissen). Falls es sich bei diesen Studenten um Lehramtsstudenten handelt, absolvieren sie dadurch zugleich eine Vorübung zu den drei Lehrproben, die in der Referendarausbildung auf sie zukommen.
Ich hoffe, diese Informationen dienen interessierten Dozenten als kurzer Überblick, und weise darauf hin, dass ich eine etwa 8- bis 10-seitige kleinere Publikation im Internet plane, in der dann die oben abgedruckten Informationen etwas breiter dargelegt und am Beipiel erläutert werden.


Jean-Pol Martin antwortete am 16.01.01 (15:49):

Lieber Herr Luff,
im Namen all derer, die ein LdL-Experiment planen, bedanke ich mich sehr, sehr herzlich für die ausführlichen und präzisen Hinweise!


Robert Luff antwortete am 17.01.01 (09:24):

Gern geschehen!


Robert Luff antwortete am 19.01.01 (10:44):

Der Rückblick auf die heutige Sitzung: Sie stand ganz im Zeichen der nächste Woche anstehenden Klausur, auf die die Studenten vorbereitet wurden (ohne LdL, aber in entspannter und gleichwohl konzentrierter Atmosphäre). Der Stoff hat in diesem thematischen Proseminar einen derartigen Umfang, dass er eben nur schwer - und vor der Klausur nicht mehr - mit LdL vereinbar ist. Wir haben heute aber zusätzlich ein gelungenes Referat von Julia gehört (Thema: das mit der 'Kudrun' verwandte 'Nibelungenlied'). Nach der Klausur und deren Rückgabe werde ich die Studenten des PS beten, hier an dieser Stelle der LdL-Homepage ein Abschluss-Statement zum Seminar und zur Methode LdL abzugeben. Darauf bin ich schon sehr gespannt.


Robert Luff antwortete am 26.01.01 (10:43):

Da heute die Klausur stattfand, gibt es keinen Rückblick. Nächste Woche werden aber die Studenten ihre Meinung zum Proseminar und zu LdL insgesamt mitteilen.


Robert Luff antwortete am 02.02.01 (10:32):

Es fogen nun einige Gesamturteile von Studenten zum Seminar 'Kudrun'. Sie sind wie folgt aufgebaut: Unter der Rubrik A äußern sich die Studierenden insgesamt zum PS. Unter B geben sie ihre Meinung zur Methode LdL kund. Andere Studenten, die sich im folgenden noch nicht äußern, wollten zu Hause in Ruhe darüber nachdenken und dann selbst ihre Urteile eintippen. Viel Spaß beim Lesen der folgenden Beiträge!


Ulrike Hampel antwortete am 02.02.01 (10:36):

A. Das Seminar bot viele Informationen und eine lockere, gelöste Stimmung. Ganz toll waren die Spielszenen. Eine kleine Kritik: Evtl. sollte man die "Anfänger" mehr übersetzen lassen.
B. Duch LdL lernt man wesentlich mehr und muss sich intensiver mit dem mittelhochdeutschen Text auseinandersetzen. Jeder einzelne ist wichtig und trägt zum Ergebnis bei.


Kerstin Swita antwortete am 02.02.01 (10:40):

A. Es herrschte eine super Lernatmosphäre und eine gute Stimmung. Durch die Teamarbeit haben sich alle in das Seminar eingebracht. Leider war das Semester fast zu kurz. Wegen der Stoffmenge war ein zusätzliches Übersetzen zu Hause notwendig.
B. Die Methode LdL wäre für alle (oder zumindest mehrere) Seminare an der Universität wünschenswert, bedeutet jedoch für die Studenten viel Arbeit.


Bettina Rosenlehner antwortete am 02.02.01 (10:46):

A. Die Lernatmosphäre war super (man lernt alle Studenten kennen). Deshalb ging man auch gerne hin. Die Arbeit in der Gruppe macht viel Spaß und ist interessanter als herkömmliche Arbeitsformen: Jeder kommt mal dran und alle machen/denken mit.
B. LdL finde ich ganz gut und nicht so langweilig wie die Methoden in anderen Seminaren, weil man mit einbezogen wird. LdL ist zwar arbeitsaufwendiger, doch die Arbeit lohnt sich (auch zwischen den Sitzungen).


Klaus Hohn antwortete am 02.02.01 (10:51):

A. Die inhaltliche Gliederung des Seminars war sehr gut, viele thematische Aspekte wurden angesprochen. Alle Referate waren gute Impulse für die Examensvorbereitung. Sehr gut war auch das häufige Übersetzen (gute Übung). Gesamturteil: Das Seminar hat mir viel gebracht!
B. LdL brachte viel Abwechslung und integrierte alle Seminarteilnehmer. Der Lernerfolg war meiner Meinung nach nicht geringer als bei konventionellem Seminar-Ablauf, sondern vielleicht sogar höher. Daher sollte LdL öfter Einsatz finden in anderen Veranstaltungen.


Birgit Hampel antwortete am 02.02.01 (10:55):

A. Die Atmosphäre im Seminar war nett und freundschaftlich. Toll fand ich die "Rollenspiele" und "Standbilder". Allerdings hätten die "Anfänger" mehr übersetzen sollen.
B. Durch die Methode LdL arbeitet man besser und aktiver mit (kein passives "Konsumieren). Jeder Teilnehmer ist wichtig und leistet seinen Beitrag zum Seminar.


Daniel Betz antwortete am 02.02.01 (10:59):

A. In der knappen Zeit des Seminars konnte trotzdem ein umfassender Einblick in das Mittelhochdeutsche gewonnen werden. Die Mischung aus Übersetzungseinheiten und Referaten konnte in Kombination mit der LdL-Methode unterschiedliche Aspekte des "Kudrun"-Epos und seiner Wurzeln beleuchten.
B. Im Gegensatz zu einem "herkömmlichen" Seminar war auf jeden Fall eine intensive Beteiligung der Teilnehmer zu erkennen. Die Herausforderung, anderen Studenten selbst Stoff zu vermitteln, ließ jeden einzelnen tiefer in die Materie einsteigen und auch wirklich etwas tun.


Julia Haug antwortete am 09.02.01 (10:33):

A. Das Seminar ist insgesamt sehr gut gelungen, da die Mischung aus Übersetzung und Lesen stimmte und da auch Fakten aus dem Leben im Mittelalter nicht zu kurz kamen.
B. Von der Methode LdL war ich positiv überrascht. Die Studenten kamen viel öfter zum Zug als in "herkömmlichen" Seminaren. Auch die Hemmung davor, etwas zu sagen, war sehr schnell verschwunden. Der Lernerfolg spricht für die Methode LdL.


Susanne Felbinger antwortete am 13.02.01 (12:09):

A: Das Seminar hat mir viel Spaß gemacht und zwar sowohl, was die Auseinandersetzung mit Sprache und Inhalt des Kudrun-Epos betrifft, als auch, was die Atmosphäre im Seminar anbelangt.
B: Die thematische Aufbereitung durch Rollenspiele und Standbilder hat mir geholfen, besser den Überblick über den Inhalt zu behalten. Durch Ldl wurden alle Seminarteilnehmer miteinbezogen, so dass sich jeder einzelne intensiver mit dem Stoff beschäftigte.


Jean-Pol Martin antwortete am 22.02.01 (16:11):

Das von Robert Luff im universitären Kontext durchgeführte Projekt glänzt wie ein Juwel in der LdL-Landschaft. Hier waren Voraussetzungen gegeben, die vielleicht nicht so bald in dieser Form wieder auftreten werden:
- ein Dozent, der mit LdL vertraut und bereit ist, Anfangsschwierigkeiten zu überwinden und durchzuhalten,
- eine zahlenmäßig überschaubare Gruppe mit engagierten Studenten, die sich nicht scheuen, öffentliche Feed-Backs abzugeben,
- ein Stoff, der für ein solches Experiment geeignet ist.
Insofern kann hier von einem idealtypischen Ablauf gesprochen werden. Robert Luff hat seine Beobachtungen in einem Aufsatz festgehalten, der über folgenden Link zu erreichen ist:

(Internet-Tipp: http://www.ldl.de/material/berichte/uni/uni.htm)


Robert Luff antwortete am 28.02.01 (10:12):

Und hier (als Auszüge aus e-mails) zwei Reaktionen auf den LdL-Aufsatz bzw. die LdL-Methode im PS Kudrun (Alexandra Hader ist Studentin im Hauptstudium; Joachim Grzega ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Englische und Vergleichende Sprachwissenschaft der Uni Eichstätt):

Lieber Herr Luff,
Ihnen gebührt der Dank und das Verdienst ein Seminar gestaltet zu haben, das seinesgleichen an der Uni sucht/e. Schade, dass wir älteren Semester im Fach Germanistik so lange darauf warten mussten, bis endlich ein Dozent als Pionier Neuland betrat und sich an diese neue Art der Seminargestaltung heranwagte. Es bleibt zu hoffen, dass vor allem jüngere Dozenten Ihrem Beispiel folgen, so dass es nicht bei einem einmaligen Versuch bleibt, sondern dass dieses Seminar auch für andere Bereiche den Stein ins Rollen gebracht hat. (...)
Schöne Semesterferien und DANKE FÜR IHRE STUDENTENNÄHE !!!

Alexandra Hader


Lieber Herr Luff,

besten Dank für den Hinweis auf Ihren Aufsatz, den ich gleich mit großem Interesse studiert habe. Ich gratuliere Ihnen zu Ihren positiven Erfahrungen. Vielleicht hat Ihnen Herr Martin erzählt, dass auch ich in meinen Kursen versuche, LdL einen hohen Stellenwert beizumessen. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich LdL nicht bei allen Themen gleich gut einsetzen lässt. Bei Seminaren wie "Soziolinguistik", "Semantik", "Sprachwandel" teile ich meist einen Reader aus. Für jede Sitzung ist dann ein Text vorgesehen, dessen Besprechung ein Paar zu leiten hat (mit Arbeitsanweisungen auf Kärtchen). Auch für die allgemeine Einführung in die Sprachwissenschaft halte ich LdL für praktikabel (diesen teile ich in zwei Semesterhäften auf: die erste besteht aus einem Pflichtprogramm, für die zweite dürfen sich die Studenten die Themen auswählen). Bei Einführungsseminaren ins Alt- oder Mittelenglische bin ich dagegen wieder von LdL abgekommen. Zwar versuche ich stets, den Stoff gemeinsam mit den Studenten zu entwickeln, aber eben linear a priori; der LdL-Anteil liegt beim Entwickeln von Übungen für den Wiederholungsteil in der darauffolgenden Stunde. Die Inhalte sind einfach zu fremd und komplex, um die Linearität erst a posteriori zu schaffen. Auch in meinen Proseminaren sind meist mehrere Studenten höherer Semester. Bislang habe ich diese nicht zum Mitarbeiten "gezwungen". Ihre Methode, erfahrene und weniger erfahrene Studenten für Stundenvorbereitungen zusammenzubringen, ist für mich aber sehr anregend, und ich werde versuchen, dies in meinem nächsten Seminar auch einmal zu versuchen. Auch die "didaktische Progression" ist für mich interessant. Bislang wurden die Studierenden von mir in tieferes kaltes Wasser gestoßen als bei Ihnen. Eine Frage zur Aktivitätsstufe II: Geht das wirklich ganz ohne Unterstützung des Dozenten? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es meist besser läuft, wenn die Studenten mit mir vorher nochmal kurz absprechen, was sie für die Stunde geplant haben. Mein Hauptproblem bei dem ganzen Verfahren ist die Zeit. Ich greife wohl noch zu selten ein, wenn (sicherlich wichtige) Diskussionen zu lang werden.

Mit besten Grüßen

Ihr Joachim Grzega


Robert Luff antwortete am 28.02.01 (10:52):

Lieber Herr Grzega,
da ich glaube, dass Ihre berechtigte Frage (für die ich Ihnen danke, weil sie ein echtes Interesse an LdL auf Uni-Ebene dokumentiert) vielleicht auch für andere LdL-Interessierte von Interesse ist, erlaube ich mir, sie auf diesem Forum zu beantworten:
Natürlich haben die Studenten beim ersten Einsatz der sog. "LdL-Aktivitätsstufe 2" (die ich unverbindlich so benannt habe, um die didaktische Progression zu veranschaulichen) ihre erarbeiteten Ergebnisse (Texte, Wörter, Verben) mit mir abgesprochen. Die erzielten Arbeitsergebnisse der LdL-Teams waren jedoch so ausgezeichnet, dass ich nicht eingreifen bzw. ändern musste und mich bereits beim zweiten Mal auf die Teams und deren "Qualitätsstandard" verlassen konnte. Dieses philologische und sozial-kommunikative Niveau der (älteren und jüngeren!) Studenten ist jedoch sicher nicht in jedem Seminar anzutreffen, sondern stellte im PS 'Kudrun' einen Glücksfall dar. Wer weiß schon, wie dies im nächsten LdL-Seminar ('Minnesang' im SoSe 2001) aussehen wird? Insgesamt muss der Uni-Dozent wohl ein hohes Maß an Flexibilität beweisen, um die jeweils auf die Studentengruppe passende Aktivitätsstufe von LdL spontan anzuwenden.
Ich möchte Sie aber, lieber Herr Grzega, ausdrücklich dazu ermuntern, weiterhin in Ihren Veranstaltungen LdL einzusetzen, denn die Studenten danken es Ihnen mit ziemlicher Sicherheit (vgl. nur die letzte Reaktion von Alexandra Hader auf diesem Diskussionsbrett)! Eine zentrale, aber leider auf akademischer Ebene nur selten honorierte bzw. überhaupt wahrgenommene Dienstleistung und Aufgabe des Uni-Dozenten sollte (neben der Forschung) v.a. auch die effektive Lehre sein. Hierzu gehört meiner Meinung nach auch und gerade die Auseinandersetzung mit innovativen Lehrmethoden, die für den Dozenten ein gewisses Wagnis darstellen, ihm aber andererseits auch die Chance bieten, nach 5 oder 10 oder 25 Jahren Lehrerfahrung und Routine mal etwas Anderes zu "testen" und die kommunikativen Strukturen der eigenen Lehrveranstaltungen zu überprüfen und gegebenenfalls auch zu ändern.


Robert Luff antwortete am 20.03.01 (09:52):

Es folgen drei interessante Reaktionen von Hochschullehrern auf das LdL-Projekt, die mir per mail zugingen. Alle Verfasser gaben ihre Erlaubnis zur Veröffentlichung der Beiträge.
Ferner hat Prof. Bachorwski, Universität Potsdam, bei mir angefragt, ob ich einen kürzeren Beitrag über das LdL-Projekt für die Zeitschrift "Germanistik" verfassen könnte. Natürlich werde ich das tun (wird voraussichtlich Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres erscheinen).


Sehr geehrter Herr Luff,

vielen Dank fuer Ihren interessanten Bericht ueber das Kudrun-Seminar, den ich unverzeuglich gelesen habe. Da ich selbst weder ein Staatsexamen noch ein Referendariat in der Schule machte, gehoere ich zu jenen Dozenten, die mit mehr oder weniger Erfolg paedagogisch auf ihre 'natuerlichen' Faehigkeiten oder das Vorbild Ihrer eigenen akademischen Lehrer zurueckgreifen muessen. Das hat mich immer gewurmt. Ich habe daher in meinen Seminaren verschiedenes ausprobiert, jedoch ohne mich an vorgegebenen Konzepten zu orientieren. Der Erfolg war meist maessig. Inzwischen sehe ich ein, dass es einfach daran liegt, dass ich meinte, mich auf meine Ideen verlassen zu koennen und Konzepte wie Ldl zu ignorieren. Gerne moechte ich, wenn ich im WS 01/02 wieder ein Pro- oder Hauptseminar gebe, mit dieser Methode arbeiten. Im Sommersemester uebernehme ich die literaturwiss. Einfuehrungskurse, die wohl kaum fuer Ldl taugen: 2 Kurse ` 80 StudentInnen - das ist leider auch eine Dresdner Realitaet: einerseits ein riesiger Andrang auf die nach der Wende neu eingerichteten geisteswiss. Studiengaenge, andererseits viel zu wenig Personal und im Nacken die Hiobsbotschaften von einer kompletten Abschaffung der Geisteswiss. in Dresden... Aber man tut was man kann.

Schoene Gruesse nach Eichstaett

Dr. Ludger Lieb
Universität Dresden
12.03.2001


Lieber Herr Lieb,

vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung. Ich kann Sie nur ermuntern, LdL einmal in Dresden zu testen, wenn auch vielleicht nicht in den beiden Einführungskursen mit je 80 Studenten. Das sind leider denkbar ungünstige Bedingungen. Aber vielleicht haben Sie ja mal wieder ein Proseminar mit 25 bis (höchstens 30) Teilnehmern!

Herzliche Grüße
Robert Luff
15.03.2001




Sehr geehrter Herr Dr. Luff,

für den Aufsatz mit Ihrem interessanten Erfahrungsbericht möchte ich Ihnen herzlich danken. Die LDL-Methode hat sich ja, soweit ich weiß, im gymnasialen Bereich nicht nur im Sinn einer "participatio actuosa", wie das die Liturgiker nennen, sondern auch, was die Effektivität angeht, bestens bewährt. Und die Vorbehalte der akademischen Lehrer gegenüber freien Unterrichtsformen scheinen mir doch in der Hauptsache mit Trägheit verbunden zu sein. Daher also Glückwunsch zu Ihrem Vorangehen!
Ganz unabhängig davon würde mich interessieren, wie Sie in Eichstätt das Grundstudium der Mittelaltergermanistik aufziehen. Offenbar ist die Ausgangsbasis für ein Proseminar bei Ihnen anders als bei uns. (...)

Klaus Vogelgsang MA
Universität Augsburg
15.03.2001


Sehr geehrter Herr Vogelgsang,

in der Tat haben wir in Eichstätt eine andere Struktur des Grundstudiums Germanistik als an den meisten anderen bayer. Unis. Dies hängt mit unserer Studienordnung zusammen, die sich so eng an die LPO I klammert, dass sie uns Lehrenden wenig Spielraum lässt: Es gibt für alle Studierenden einen einsemestrigen Einführungskurs, der (neuerdings für alle verpflichtend) mit einer Klausur abgeschlossen wird. Im Zentrum dieser Einführung steht die Vermittlung sprachlichen und grammatikalischen Wissens, am Rande geht es schon um einen Überblick über mal. Literatur. Daran schließt sich lediglich ein thematisches Proseminar an, das sehr hohe Arbeitsanforderungen an die Studenten stellt (nichtvertieft wie vertieft): Klausur, mdl. Referat und schriftl. Hausarbeit. Regelmäßig fallen hier einige Studenten durch. Der Rest der Veranstaltungen im Grundstudium ist frei wählbar und
außerhalb dre Scheinpflicht. Wir (der derz. Lehrstuhlvertreter, Herr Weigand, und ich) sind mit dieser Regelung alles andere als zufrieden, da viele Studenten dadurch vom Mhd-Studium abgeschreckt werden und im Hauptstudium den Schwerpunkt auf die anderen germanistischen Teildiziplinen legen. Uns sind aber (u.a. wegen fehlenden Personals) die Hände gebunden.

Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse und viele Grüße nach
Augsburg!

Robert Luff
15.03.2001



Lieber Herr Luff,

in der Zwischenzeit habe ich Ihren wertvollen Bericht über das Kudrun-PS durchgearbeitet, habe mich inspirieren lassen für mein Iwein-PS, das in Kürze hier in Zürich beginnt und bin überhaupt sehr dankbar, dass sich auf der didaktischen Front etwas tut, was Herzblut abfordern kann.
Nun habe ich noch die folgende Frage: Sind in den LdL-Sitzungen (schon in 2 meine ich, aber auch in denjenigen, in denen Hausarbeit verlangt ist) immer ALLE PS-Teilnehmer involviert oder nur immer ein Teil, beim nächsten Mal dann ein anderer Teil? Wieviele Male kam also jede/r dran während des Semesters? Besten Dank für Ihre Antwort und nochmals für Ihren Bericht!
Herzliche Grüsse

Hildegard Elisabeth Keller
Universität Zürich
(17.03.2001)



Liebe Frau Keller,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu LdL. Zu Ihrer Frage nach der jeweiligen Beteiligung von Studenten in den Sitzungen: Ich habe mich bemüht, immer alle Studenten an den Aktivitäten im Seminar bzw. im Vorfeld (Teamsitzungen) zu beteiligen (das ist auch im Sinne der Methode von Jean-Pol Martin). Natürlich hängt die Realisierbarkeit dieses Bemühens von vielen Faktoren ab (Zahl der Teilnehmer, deren Wille zur Mitarbeit, Thema des PS und dessen Eignung für LdL), welche alle im PS 'Kudrun' günstig waren. Dies kann aber auch nur ein Zufall gewesen sein. Insgesamt ist es aber meiner Meinung nach wichtig, dass der LdL-willige Dozent flexibel auf die Bedürfnisse und Besonderheiten der studentischen Seminargruppe reagiert, die er vor sich hat. Er kann LdL durchaus auch in kleineren 'Happen' anbieten, dosieren oder streuen bzw. muss ganz damit aufhören, wenn er bemerkt, dass die Studenten nicht bereit sind aktiv mitzuarbeiten. Es gibt hier also keine letztgültige ldl-didaktische 'Weisheit', sondern im Idealfall lediglich eine durch den Dozenten bereitgestellte fruchtbare und zur Aktivität reizende Lernumgebung, welche die Studenten dann nutzen können.

Ich hoffe, dass ich Ihre Frage beantworten konnte. Falls nicht oder nicht ganz, bitte zögern Sie nicht, mir eine mail zu senden.

Herzliche Grüsse nach Zürich und einen guten Semesterstart

Robert Luff
19.03.2001

(Internet-Tipp: http://www.ku-eichstaett.de/SLF/German/aedl/luff-ueb.html)























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