Inhaltssicherung (GRUPPENPUZZLE) und Unterrichtspläne

Im Gruppenpuzzle unterweisen Schüler ihre Mitschüler. Jeder ist Experte und Wissensvermittler zugleich. Experte wird er dadurch, dass er einen Spezialauftrag erhält, als Vermittler seines Expertenwissens betätigt er sich dann, wenn er sein Wissen in eine Gruppe einbringt. Unterschieden wird also zwischen Expertengruppen und Stammgruppen. Aus den Beiträgen der Experten wird dann in den Stammgruppen ein Gesamtbild zusammengesetzt: Das fertige Puzzle!

Zur Organisation:
Man stelle sich z.B. drei Großfamilien vor, die Maiers, die Müllers und die Schneiders. In jeder Familie gibt es eine Mutter, einen Vater, einen Sohn, eine Tochter und vielleicht noch einen Großvater, die Zahl der Familienmitglieder ist beliebig erweiterbar. Alle drei Familien haben beschlossen, zusammen in Urlaub zu fahren, wissen aber noch nicht wohin und wollen sich informieren. Sie machen dies arbeitsteilig:
Am ersten Tag setzen sich jeweils alle Mütter, alle Väter, alle Söhne und alle Töchter zusammen und studieren Reiseführer: Die Väter einen Reiseführer über die Toscana, die Mütter über Tenerifa, die Töchter über Mallorca und die Söhne über die Bretagne. Somit sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter jeweils Experten düe dieses "Gebiet".
Am zweiten Tag halten die Maiers, die Müllers und die Schneiders getrennt ihren Familienrat ab. Vater wird jetzt über die Toscana, Mutter über Teneriffa, die Tochter über Mallorca und der Sohn über die Bretagne informieren; sie werden vergleichen, nachfragen und sich vorläufige Gedanken machen.
Am dritten Tag machen die drei Familien eine Großversammlung (bei Wein, Bier, Sprudel und Cola). Jeder dürfte jetzt über jedes Reiseland gut Bescheid wissen und zusätzlich Teneriffa- oder Mallorca-Experte sein. Jetzt können sie kompetent diskutieren und sich hoffentlich auf ein Reiseziel einigen. Damit sind, kurz gesagt, drei mal vier Leute (=12) gleichzeitig Lernende und Lehrer gewesen.

Nun zum Galilei-Gruppenpuzzle:

1. Schritt: Die Inhaltserfassung der Bilder 1 bis 3 findet gemeinsam im Klassenverband statt und zwar indem exemplarisch folgendes Schema ausgefüllt wird (Arbeitsblatt):

Bild |  Ort  |  Zeit  | Personen |    Handlung       | Motive | Thema | Bemerk.
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
 1   |       |        |          |                   |        |       |
     |       |        |          |                   |        |       |
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
 2   |       |        |          |                   |        |       |
     |       |        |          |                   |        |       |
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
 3   |       |        |          |                   |        |       |

2. Schritt: Jetzt wird das Gruppenpuzzle organisiert.
Bilden Sie Stammgruppen zu je vier Teilnehmern. Diese sollen sich kurz zusammensetzen und sich einen Namen geben. Wie wäre es mit Namen von berühmten Naturwissenschaftlern: Kopernikus, Kepler, Brahe, Bruno, Newton, Gauß. In jeder Gruppe werden nun die selben vier Rollen verteilt: z.B. Meister, Meisterin, Sohn und Tochter, oder auch nur die Nummern 1, 2, 3 und 4, das ist schön wissenschaftlich-abstrakt. Dieser ganze Vorgang sollte nicht länger als 10 Minuten dauern, führt aber zu klaren Zuordnungen und zu Identifikationen mit berühmten Namen: Ich Kepler 1, du Newton 3, sie Kopernikus 2.

Daraufhin bilden sich die Expertengruppen: Alle Meister (oder Einser), Meisterinnen (Zweier) usw. treffen sich, erhalten ein leeres Formblatt (wie oben) und dazu folgenden Arbeitauftrag:

3. Schritt: Schließlich treffen sich die Experten in Stammgruppen und tragen sich dort gegenseitig ihre Zusammenfassungen vor. Es gibt so viele Stammgruppen, wie es Teilnehmer in den Expertengruppen gab. Dadurch können Sie flexibel auf die Klassengröße reagieren. Jetzt müsste jeder über jedes Bild informiert worden sein und jeder Schüler hat sich als Spezialist betätigt.

4. Schritt: Formen der Auswertung und Weiterarbeit? a) Die Stammgruppen fügen ihre vier Formblätter - eventuell überarbeitet und verschönert - zu einem Poster zusammen und hängen dies auf. b) Jeder einzelne Schüler füllt jetzt für sich das Struktur-Diagramm aus, welches im Materialteil zu finden ist (als Hausaufgabe). In der Stunde wird dann verglichen und ergänzt, entweder im Plenum oder wieder in den Stammgruppen.


Vorschläge für die weitere Unterrichtsplanung:

In drei Stunden haben die Schüler nun gemeinsam den Inhalt des "Galilei" erarbeitet und dokumentiert, sie waren dabei als Lernende und Lehrende aktiv, haben vielleicht das Klassenzimmer verschönert, begreifen sich als Experten und sind von nun an auch als Spezialisten ansprechbar. Die weitere Beschäftigung mit dem Stück kann jetzt entlang ausgesuchter thematischer Aspekte durchgeführt werden. Bei der Komplexität des Stückes, seiner Themen und Figuren ist es notwendig, sich auf das jeweils für wesentlich Erachtete zu beschränken und dementsprechend auszuwählen. Hier vier solcher Auswahlvorschläge:

Gespräche und Reden: 
Folgende Bilder bieten sich vor allem zur Analyse von Argumentationsweisen, 
Dialogstrukturen und Figurenkonstellationen an.  
- Galialeis Rede über die neue Zeit (1), 
- Gespräch über das Seelenheil des einfachen Volkes (8), 
- Der Inquisitor über die zweifelhafte Vernunft des Menschen (12) 
- Galilei über die Verantwortung des Wissenschaftlers (14). 

Das Volk als dramatis personae tritt auf oder ist Gegenstand der Verhandlung
- in den Bildern 7-9  (die Kampagnabauern), 
- in Bild 10 (das Straßen- und Stadtvolk) und 
- in Bild 11 (das Bürgertum).
 In Bild 14 schließlich wird der soziale Horizont vom wie auch immer
  gearteten Volk zur "menschlichen Existenz" überhaupt erweitert.

Lohnend ist auch ein Personen-orientierter Ansatz:
 Der Protagonist, seine Mitstreiter und Widersacher.  
- Andrea (Bild 1, 5, 13, 14, 15), 
- Virginia (3, 9,13,14), 
- Ludovico (1, 2, 9), 
- Frau Sarti (1, 9), 
- Barberini (7, 12), 
- der kleine Mönch (7, 8, 13, 14). 
Siehe hierzu die entsprechenden Kapitel im Materialienteil: Figuren. 
Ein interessanter Ansatz für mehr naturwissenschaftlich orientierte Lerngruppen könnte der wissenschaftshistorische und -methodische sein, der sich durch die Bilder 1, 3, 4 , 6 und 9 zieht: Die Darlegung der Weltbilder (1,4,6) und der Forschungsmethoden (1, 4 und 9). Diese eher wissenschaftsimmanente Themenwahl ist sehr spannend, führt allerdings nicht ganz automatisch zum Zentralthema des Schauspieles. Die Behandlung von Bild 14 wird dann die Zuspitzung auf die zentrale “Verantwortungsproblematik” leisten müssen. Für diesen Themenschwerpunkt sind - außer den jeweiligen Tafelanschrieben - noch weitere Arbeits- und Textvorschläge im Materialienteil zu finden: Über die alte, die neue und die ganz neue Wissenschaft

Abgeschlossen und abgerundet werden sollte die Unterrichtseinheit mit einer Gesamtschau. Hierfür werden in diesem Buch drei Vorschläge gemacht:

  • Erstellung eines Übersichtsblattes (siehe Kapitel C1: "Werkübersicht")
  • Rekapitulation mittels kreativer Schreibanlässe (siehe Kapitel A7)
  • Gestaltung einer Chronik aus Szenenfotos, Zitaten und Bildern (siehe Kapitel C3).

    Zum Inhaltsverzeichnis

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