Kurs III-1

Beispielsätze zur Übung:

Zeitaufwand: 10 Minuten

authentische Sätze mit Satzzeichen

[K. Capek, StuZ]
Um die reine Wahrheit zu sagen: die Schönheit Neapels, das ist ein bisschen Schwindel.
Neapel ist nicht schön, sobald Sie es nicht aus der Ferne betrachten.
Aus der Ferne liegt es golden in der Sonne, das Meer ist so blau, wie man es sich nur ausmalen kann, hier vorn eine schöne Pinie, dort das Blaue ist Capri, der Vesuv atmet ein Stückchen weißliche Watte aus, Sorrento leuchtet fern und rein - ...
Gott, ist das schön.
Und dann sinkt die Dämmerung hernieder, alles wird von Blau durchdrungen und von Lichtlein durchsetzt, und jetzt ist das ein ganzer Halbkreis von Fünkchen[,] und übers Meer schwebt ein Schiff und leuchtet mit grünen, blauen, goldenen Lichtern:
Gott, ist das schön!
Aber komm mal in die Stadt, Mensch; wandere durch die Gassen, schau dir alles an mit deinen tschechischen Guckerln und freue dich, sosehr du kannst, an dem Malerischen dieses Lebens; nach einer Weile wird dir ein bisschen übel davon.
Vielleicht sind diese Gassen pittoresk, aber in jedem Falle sind sie sehr hässlich.
Du schlägst dich unter Girlanden schmutziger Wäsche durch, bahnst dir deinen Weg zwischen allem möglichen Gesindel, zwischen Eseln, verlausten Kerlen, Ziegen, Kindern, Autos, Körben mit Gemüse und anderen verdächtigen Schweinereien, durch Werkstätten, die über den Gehsteig bis in die halbe Gasse herausgetreten sind, zwischen Abfällen, Matrosen, Fischen, Droschken, Kohlköpfen, Zeitungsverkäufern, frisierten Mädchen, schmierigen Bälgern, die sich auf der Erde herumsielen;
alles quetscht sich, lärmt, haut ohne Gnade auf das Vieh ein, ruft seine Ware aus, bietet sie an, brüllt, knallt mit der Peitsche und beschummelt
Wie es scheint, ist es das wahre Element des Neapolitaners, etwas zu verkaufen.
Man nimmt einen Stuhl, alte Hosenträger, drei Kerzen und eine stinkende Seezunge; dann singt man darüber den ganzen Tag eine Art Beschwörungsformel, und das ist der Gemischtwarenhandel.
Ich hatte das Unglück, dass ich eine halbe Stunde nach dem italienischen König in Neapel eintraf; es hatte offenbar eine große Begrüßung gegeben.
Die Straßen waren mit Droschken, Autos, Karren, Eseln und den wunderlichsten Fahrzeugen verbarrikadiert.
Um sich die Zeit zu vertreiben, hackten die Kutscher mit den Füßen auf ihre Viecher ein und knallten mit den Peitschen, die Chauffeure hupten, alles brüllte wie von Sinnen, irgendwo im Hafen donnerten Kanonen; mein Leben lang hatte ich so einen Spektakel nicht gehört.
Und Leute, die italienischen Paradeuniformen, das ist erst eine Maskerade!
Niemals hätte ich geglaubt, dass ein Mannsbild sich mit solchen Baldachinen behängen kann, mit Federn, Schnüren, Quasten und Schärpen, Lampassen, Federbüschen, Geschirr und Takelagen, Perlenstickerei, Troddeln, Posamenten und Girlanden, ganz wie die großen und kleinen Würdenträger dieses malerischen Landes.
Um es nicht zu vergessen - ich habe dann den König durch die Straßen fahren sehen; das begeisterte Volk applaudierte ihm einfach, wie im Theater.
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