Kollaboratives Schreiben im Web 2.0

Kollaboratives Schreiben mit Web-Tools

Ein Workflow für Etherpads oder GoogleDoks

Zur Einführung: Was heißt „offener” Unterricht mit WEB 2.0 und was leistet er für die Schreiberziehung?

  1. Er ist unabhängig von Klassenzimmer und Unterrichtszeit und öffnet dadurch den „Bildungsraum”.
  2. Er ermöglicht prozessorientiertes Schreiben durch das Bereitstellen von Feedback-Mechanismen. Die Schreibphasen „Entwurf - Feedback - Überarbeitung” lassen sich deutlich auseinanderhalten und kollaborativ organisieren. Das ermöglicht das Entstehen von Texten in einem kollektiven und kommunikativen Prozess. Schüler geben Schülern kompetente, d.h. kriteriengestützte Rückmeldung. Die Lehrkraft initiiert, verfolgt und kontrolliert den Prozess. Die Ergebnisse sind allen Beteiligten gleichermaßen online zugänglich.
  3. Er fördert Teamarbeit: Die Verantwortung für den Team-Erfolg ruht mehr oder weniger gleichmäßig auf allen Schultern. Hierfür ist eine klare Zuordnung der Zuständigkeiten hilfreich, damit nicht die zu leistende Arbeit auf die bekannten Leistungsträger oder üblichen Freiwilligen abgeschoben werden kann.
  4. Durch gemeinsames Lernen können unterschiedliche Lernertypen von einander profitieren und sich in ihren Fähigkeiten bzw. Kenntnissen ergänzen. Dies betrifft z.B. Argumentationslogik, Orthografie, Stilistk oder auch Organisationstalent.
  5. Er dient dem Erwerb von Medienkompetenz durch das praktische Kennenlernen kollaborativer Arbeitsweisen und entsprechender Internet-Plattformen. In deren praktischer Erprobung werden Kenntnisse über die Chancen, Risiken und Grenzen solcher Instrumente erworben.

Workflow in sieben Schritten

I.

Gegeben ist eine Schreibaufgabe zu einem inhaltlich gut vorbereiteten Thema, z.B. eine Erörterung zur immer aktuellen Fragestellung: Nie mehr durchfallen! Soll die Nichtversetzung abgeschafft werden? Diese komplexe Schreibaufgabe wird nun in Teilleistungen entlang eines einfachen Bauplanes zerlegt, z.B. so:

  • Einleitung: Vorstellung der Thematik und ihrer Bedeutung
  • Pro-Argumente: Nach Gewichtigkeit geordnete Argumente mit Beispielen, Infos, Daten usw.
  • Kontra-Argumente: Nach Gewichtigkeit geordnete Gegen-Argumente, Einwände, Beispiele usw.
  • Schlussteil: Schlussfolgerung und Entscheidung mit Bezugnahme auf die ausschlaggebenden Gründe.

II.

Bildung von 4 - 5 Schreibteams zu je 6 Mitgliedern, mit folgenden Zuständigkeiten in jedem Team:

Die Doppelbesetzung dient der Quantität und Qualität der Argumente sowie der Kommunikation

III.

Die Schreibteams geben sich einen Namen (xy), klären die internen Zuständigkeiten und planen eine Online-Konferenz außerhalb des Unterrichts.
Mögliche Planungsinstrumente können sein: eine "Doodle-Umfrage", die Facebook-Gruppe oder der immer noch papierene und beliebte Schüler-Kalender.
Und nicht zu vergessen: Der Termin wird dem Lehrer/ der Lehrerin mitgeteilt!

IV.

Lehrer/in richtet für jedes Team ein Online-Dokument ein (z.B. Etherpad oder GoogleDok) und teilt jedem Team die Internet-Adresse mit: Zur Information:
  • Etherpads sind einfach zu bedienen, bedürfen keiner Registrierung, sehen allerdings für MS-Office-Benutzer gewöhnungsbedürftig aus. Angebote zum sofort Loslegen sind unter edupad.ch oder auch im piratenpad.de (der Piratenpartei!) zu finden. Die ZUM bietet ebenfalls ein Etherpad an, das ZUMPad.

    In unserem Falle lautet die Adresse http://www.edupad.ch/proundkontra1 und das Dokument 1 für Gruppe 1 - mit Thema und Schreibplan - sieht so aus:

  • Die Farbe grün ist hier die Hintergrundfarbe für K.Dautel und in diesem Falle die Lehrerfarbe. Jeder Teilnehmer, der sich neu anmeldet, bekommt eine neue Farbe bzw. er kann sie sich selbst aussuchen.

    So kann die Einladung ins Schreibteam aussehen:

    V.

    Jetzt beginnt die Online-SchreibKonferenz:
    In ihrem Dok erstellen die Teams einen Textentwurf entlang der Zuständigkeiten (vgl. Schritt IV). Sie bringen ihre vorbereiteten Textelemente ein, ordnen und überarbeiten diese online.
    Zu beachten ist vor allem folgendes: Und nicht vergessen: Die Lehrkraft kann immer mitlesen (vgl. Schritt III).

    VI.

    Die Feedbackphase findet im PC-Raum statt.
    Jeder Textentwurf wird von zwei anderen Teams lektoriert, dies geschieht mittels Direkteintrag oder bei GoogleDoks mit der Kommentarfunktion.
    Zur Beachtung: Zur Organisation:
    Hier müssen die Sechserteams halbiert werden: 2 x 3, das ergibt 10 bis 12 Stationen im PC-Raum. Dieser Vorgang ist übrigens auch ohne PC-Raum durchführbar, der Prozess ist im PC-Raum aber kommunikativer und für die Lehrkraft übersichtlicher zu gestalten, weil notfalls auch direkt interveniert werden kann.

    An den Farben ist der gerade teilnehmende Autor / die Autorin erkennbar, das können technisch zwar bis zu 10 sein, was jedoch praktisch wenig sinnvoll ist. Zusätzlich gibt es die Chat-Funktion rechts unten für „Nebenbemerkungen”. Bei der Chat-Funtion ist allerdings zu beachten, dass die Einträge nicht mehr löschbar sind. Bei den Einträgen im Hauptfeld ist das jederzeit möglich, Löschungen sind jedoch wieder rekonstruierbar durch den Zeitstrahl ("Time Slider") rechts oben.

    VII.

    Abschlussarbeiten (Hausaufgabe):
    Auf der Basis der vorhandenen Dokumente und der Feedbacks erstellt jeder Schüler seinen individuellen Erörterungsaufsatz zum gegebenen Thema.
    Die Art und Weise der Auswertung ist der Lehrkraft überlassen:

    (cc) Klaus Dautel


    Ohne ein bisschen Werbung geht es nicht. Ich bitte um Nachsicht, wenn diese nicht immer ganz themengerecht sein sollte.
    Dautels ZUM-Materialien: Google-Fuss

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