SixS
"Se servir
de la saison sèche
en Savane et au Sahel,"
The Six-S Association SixS stands for the French "Se servir de la saison sèche en Savane et au Sahel," (using the dry season in the savannah and the Sahel). It is an aid and training organization which is Africa's largest peasantfarmer network consisting of federated organizations of hundreds of thousands of members in nine West African countries Burkina Faso, Chad, the Gambia, Guinea Bissau, Mali, Mauritania, Niger, Senegal and Togo. The originality of SixS is that (1) it is run by the farmers themselves, and (2) money is not tied to specific projects, but given to peasantfarmer organizations who themselves determine how it will be used. Funds are freely given to groups which meet the standards of strict accounting procedures, limitation of administrative expenses, type of project funded, beneficiaries, etc
Dr. Bernard Lédéa Ouédraogo
President and founder, the Naam movement; General Secretary and cofounder, International SixS Association; 1989 Laureate of the Africa Prize for Leadership for the Sustainable End of Hunger
Dr. Ouedraogo (pronounced wahDRAYgo) is a founder and leader of Africa's
largest and most successful grassroots movements for selfreliance. He is
a bold, visionary leader and development thinker who has motivated hundreds
of thousands of smallscale farmers in the dry Sahel region of West Africa
to take command of their own development.
Life and Career
Bernard Lédéa Ouedraogo was born
in 1930 in Gourcy, Upper Volta (now Burkina Faso). He earned a teaching
degree in 1949, and taught school until 1962. He then became a rural extension
worker, during which time he founded the Naam movement (1967). In 1977
he earned his Ph.D. in Social Sciences of Development from Université
René Descartes de Paris Sorbonne.
His awards include: the 1987 UN World Prize of the Environment, the
1987 UNICEF Prize for Peace, The Paul G. Hoffman Award for outstanding
achievements in the field of development, and three national awards from
Burkina Faso.
The Naam Movement
Having realized early in his career that the central
governmentorganized cooperatives were not being accepted by the people,
Bernard Ouedraogo looked for a better way to stimulate the participation
of farmers in their own development. He realized that in his own Mossi
society, there existed a traditional group called "KombiNaam",
which gathered all the young men and women in a village for various agricultural,
cultural and social activities. Over the years, and in close collaboration
with the villagers, the traditional "KombiNaam" structure was
transformed into modernized, grassroots selfhelp groups open to all. It
is a pioneering example of the successful transformation of traditional
village structures into a positive force for development.
About Burkina
Faso
Burkina Faso, formerly Upper Volta, is a landlocked
country in the Sahel region of West Africa with a population of 8.7 million.
"Burkina Faso" literally means "the land of people of integrity."
It is one of the poorest countries in the world, with per capita GNP of
US$170. Burkina Faso was one of the hardest hit countries by drought in
the 1970s and 1980s in the Sahel.
Ninetytwo percent of the population is rural, engaged primarily in subsistence agriculture. Cotton is the largest export crop. During recent years, Burkina Faso's government has carried out major, national immunization and literacy campaigns, and is strongly committed to local selfreliance, coordinated planning at all levels and cooperation with NGOs and with peasant movements.
FWU |
Eine Chance für den Sahel?
Film an der Filmbildstelle in Rothenburg 32 03816
Kurzbesehreibung: Der Film stellt am Beispiel von Burkina-Faso ein Trockenzeitkulturprojekt vor, das in 4 Ländern der Sahelzone begrenzte Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Aus Material der Umgebung werden von Hand Staudämme errichtet, um das Wasser der Regenzeit in Speichern festzuhalten. Wo dies nicht möglich ist, wird durch gestaffelt angelegte Kleinstaudämme, das Grundwasser aufgefüllt und mit Schachtbrunnen angezapft. Gemüsebeete werden angelegt und täglich bewässert. Die Produkte decken den Eigenbedarf, Überschüsse werden auf dem Markt verkauft. Mit den Erlösen werden Kredite zurückgezahlt.
Hintergrundinformationen
Informationen zu dem im Film vorgestellten Projekt Der Film berichtet am Beispiel des Staates Burkina-Faso (Obervolta) überein umfangreiches Hilfsprojekt. Das Projekt läßt sich dem Typ"Hilfe zur Selbsthilfe" oder dem Konzept zur"integrierten Ländlichen Entwicklung" zuordnen. Es handelt sich also um Maßnahmen, die nur am Anfang von außen getragen werden, später jedoch von den Beteiligten in Selbstverantwortung weitergeführt werden können. Dabei sind Engagement und Mitbeteiligung der Betroffenen erforderlich. Die Maßnahmen verstehen sich nicht als isolierte Einzelmaßnahmen, sondern als integrierte Maßnahmen, die viele Lebensbereiche umfassen und diese verändern. Das vorgestellte Projekt wird von der Organisation"Six S" (Se Servir de la Saison Säche en Savane et au Sahei - die Trockenheit in der Savanne und im Sahel nutzen) betreut. Die Organisation "Six S" wurde 1976 als Netzwerk verschiedener Gruppen gegründet, um Aktivitäten zu koordinieren und externe finanzielle Zuschüsse zu erhalten. Seit 1976 wird"Six S" von der kirchlichen Organisation MISEREOR unterstützt. In den folgenden Jahren beteiligten sich noch andere kirchliche Einrichtungen an der Finanzierung des Projekts.
In der laufenden Dreijahresphase hat das Projekt, das mittlererweile etwa 2100 Gruppen in vier weestafrikanischen Staaten umfaßt ein Gesamtfinanzvolumenvon 42. Mio. DM. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus dem Wert der Arbeitsleistungen der Gruppen an Gemeinschaftsprojekten in Höhe von 46 %, zu erwartenden Kreditrückzahlungen der Bauern von ca. 17% und den finanziellen Zuschüssen von außen in Höhe von etwa 37%. Die Beträge für Arbeitsleistungen und Kreditrückzahlungen sind Schätzwerte des Projektträgers, die auf bisherigen Erfahrungen beruhen.
Technisch- soziales System der Risikosicherung in der westafrikanischen Landwirtschaft
Abgesehen von der Anlage sehr begrenzter kleiner Felder in unmittelbarer Umgebung der Hütten war und ist die westafrikanische Landwirtschaft eine Regenfeldbauwirtschaft. Der Anbau beschränkt sich auf die Regenzeit. Je weiter man sich vom Äquator entfernt, desto mehr verringern sich die Regenfälle, verkürzt sich die Regenfalldauer, nimmt die Möglichkeit des Ausbleibens der Regenfälle zu (Dürre) und verringert sich vor allem die Wahrscheinlichkeit, daß die Regenfälle zum richtigen Zeitpunkt innerhalb des Wachstumszyklus fallen - was von europäischen Wissenschaftlern lange verkannt wurde. Im Sahel kulminieren alle diese Klimarisiken, so daß Mißernten und Dürren alle drei bis vier Jahre auftreten und somit eine unregelmäßige Regel darstellen. Die Sahelbauern (sowie die Nomaden, die in diesem Film nicht angesprochen werden) waren aber diesen Naturrisiken durchaus nicht hilflos ausgeliefert, wenn auch die Alltagsarmut und die technische Primitivität des Brandrodungswanderhackbaus eine solche Vermutung nahelegten. Die Sicherungsmechanismen waren technischer wie sozialer Natur (letzteres wird meist angesichts der fehlenden Eigenerfahrung in unserer Gesellschaft mit Ländern der Dritten Welt übersehen). Technische Maßnahmen waren z.B.: die Kombination von Feldbau, Sammeln und Jagen; die Anlage von Vorratsspeichern für eine Zeit von vier bis sieben Jahren, je nachdem, wie lange Dürren in der Vergangenheit dauerten; der Anbau von Hirsesorten unterschiedlicher Trockenheitsresistenz, die nacheinander ausgesät wurden, bis eine Sorte"faßte"; die Anlage von Mischkulturen, also sehr verschiedenen Nahrungsmitteln. Schutz gegen Dürrekatastrophen war aber nur dann gegeben, wenn die technischen Maßnahmen mit sozialen Schutzmechanismen kombiniert waren: So diente Getreide häufig nicht als Ware, sondern Überschüsse wurden zwischen den Familien getauscht. Die Höhe der Produktion und damit der Überschüsse wurde weitgehend durch das Verhältnis von"produktiven" (Männer, Frauen im besten Arbeitsalter) und "unproduktiven" Familienmitgliedern (Alte, Kleinkinder) bestimmt. Dieses Verhältnis konnte sich im Laufe einer Generation umkehren, so daß eine "reiche" Familie plötzlich arm, eine"arme" dagegen reich wurde."Solidarische" Handlungen wie ein solcher Austausch erfolgten nicht über das Dorf oder eine lange angenommene "Dorfgemeinschaft", sondern zwischen den Familien. lnterfamiliärer Austausch vollzog sich auch nicht automatisch, sondern war an die Pflege der Beziehungen zwischen den Familien gebunden (Palaver hatten hier ihre besondere bindende Bedeutung und haben sie auch heute noch). Hilfe bedeutete dabei auch, Abhängigkeitsbeziehungen aufzubauen, die in politische Macht bzw. Gefolgschaft umgemünzt werden konnten. Das Ziel der Sicherung der Familie erzwang auch innerhalb der Familie eine strenge Hierarchie, nach der sich die Frauen den Männern, die Jungen den Alten zu unterwerfen hatten (die Alten besaßen das in Generationen angesammelte Erfahrungswissen und erzwangen über dieses Wissensmonopol die Gefolgschaft der übrigen Familienmitglieder). Auf der anderen Seite entstanden daraus neben individuellen Verpflichtungen (der Alten zur Ernährungssicherung, der Jungen zur Feldarbeit usw.) auch Rechte - z.B. für die Frauen, die über eigene Ernteanteile oder Felder, über eigenes Vieh oder eigene Speicher verfügten.
Trockenzeitkulturen
Dieses "integrierte" technisch-soziale System der Risikosicherung, das angesichts der enormen Naturrisiken und der geringen Fähigkeit zur Naturbeherrschung lebensnotwendig war, wurde während der Kolonialzeit durchlöchert und von der"neuen Elite" nach der Dekolonisierung im wesentlichen zerrüttet. Das koloniale Interesse an einer kleinbäuerlichen Produktion von Exportgütern (im Sahel Erdnüsse oder Baumwolle) erzwang ein "Ressour- censplitting": Arbeitskraft, Feld, Wasser und Kapital wurden nun zwischen Nahrungsproduktion für den Eigenbedarf und Exportproduktion aufgesparten. Steuerungsinstrumente waren früher kolonialer Steuerzwang, in der nachkolonialen Zeit die staatliche Preispolitik in Kombination mit einem staatlichen Vermarktungsmonopol. Dabei wurden zugunsten des Exportes (dessen Bedingungen vom Weltmarkt diktiert wurden) die Preise für Nahrungsmittel drastisch herabgesetzt. Die Bauern mußten mit einer erhöhten Exportproduktion reagieren, sobald der familiäre Nahrungsbedarf gedeckt war. So verdrängte die Exportproduktion die Vorratswirtschaft für Not- und Dürrezeiten. Von außen kommender Zwang - Erhöhung der Staatsabgaben, Verteuerung der Inputs (Dünger usw.), Einführung von indirekt besteuerten Konsumgütern (Radio, Fahrrad, Bier), die teilweise unentbehrlich waren, um der steigenden Not zu begegnen - stellte die Eigenversorgung immer mehr in Frage und machte den Zukauf von Lebensmitteln erforderlich. Hinzu kam, daß das Getreide Warencharakter erhielt, besonders dort, wo aus klimatischen Gründen Exportprodukte nicht angebaut werden konnten, die finanziellen Belastungen aber dennoch bestanden. Das bedeutete das Ende des interfamiliären Austausches. Die materielle Basis für soziale Solidarleistungen ging verloren: Nachbarschaftshilfe war nur noch gegen geldliche Entlohnung möglich, dort wo die Nachfrage Folge der Abwesenheit junger Männer war, die durch Wanderarbeit Geld verdienen konnten bzw. mußten. In dem Maße, in dem die Möglichkeiten für solidarische Hilfe entfielen und zugleich der Bargeldbedarf stieg, desto vernünftiger war es aus der Sicht der Bauern, ihr Hauptaugenmerk auf die Risikominderung zu legen und dem Sicherungsstreben höchste Priorität zu geben. Viele Entwicklungsprojekte der Vergangenheit scheiterten daran, daß sie Investitionen erforderten, Früchte nicht unmittelbar, sondern erst in der Zukunft versprachen und damit außerhalb der "sozialen Reichweite" der meist mittellosen Kjeinbauern gerieten Zugleich sicherten sich die Bauern ab, indem sie die bewährten Praktiken, die in ein von ihnen beherrschtes System der Risikominderung integriert waren, verteidigten. Es bildete sich zunehmend ein "duales" System heraus: Der "traditionelle" Nahrungsanbau (der ja nicht mehr wirklich traditionell war, weil seine soziale Zielsetzung längst zerstört war) wurde zum Zweck der Risikominderung mit"traditionellen" Formen des Sicherungsstrebens verbunden, wie etwa der Tierhaltung für Notzeiten (was es früher nicht gegeben hatte). Daneben trat die Arbeit im "modernen" Sektor (Exportanbau, Wanderarbeit). Da sich im "modernen" Sektor häufig mehr Geld verdienen ließ als beim Hirseanbau und da in dertraditionellen Gesellschaft die Männer gegenüber den Frauen privilegiert waren, wurden die Frauen zunehmend in den Nahrungssektorzurückgedrängt, aus dem die Männersich zurückzogen. Dennoch konnte die Frau hier durch Hirseverkauf auf dem lokalen Markt oder durch Hirsebierverkauf auf dörflichen Festen die eigene wirtschaftliche Existenz erhalten und damit ihre soziale Position in der Familie sichern. Mit wachsendem finanziellem Druck wuchs auch der Anspruch an die Frauen; die Dürren taten ein übriges. So konnten sich die Männer ihre Einkommensquellen erhalten, während die Frauen die ihren immer mehr einbüßten. Dieser eher schleichende als dramatische Prozeß bewirkte jene Verarmung in den Sahelländern, die die Industriegesellschaften immer wieder den Dürren zuschrieben, die aber von den Dürren lediglich beschleunigt und aufgedeckt wurde. Diese geschilderten Gleichgewichtsverschiebungen auf dem Land schufen die Voraussetzungen für die Trockenzeitbewässerungsprojekte: Sie ermöglichen nur Erfolge, wenn das Verhältnis zwischen Männern und Frauen einbezogen, der Absatz der Produkte garantiert und die Kreditbedingungen sozial angepaßt sind. Nie aber sollte aus dem Blick geraten, daß Trockenzeitkulturen ein bloßes Reagieren auf eine gesellschaftlich bedingte Notsituation darstellen und nicht auf eine Aufhebung der ihr zugrundeliegenden Ursachen abzielen. (1986)
Literatur
Bänziger, A.: Die Saat der Dürre. Afrika in den 80er Jahren. Lamuv, Bornheim-Merten 1986
Elwert, G.: Der entwicklungspolitische Mythos vom Traditionalismus. Breitenbach, Saarbrücken 1983 (SSIP bulletin Nr. 52) Fiege, K/L. Ramalho: Landwirtschaft = Hungerwirtschaft? Breitenbach, Saarbrücken 1984 (ASA-Studien Nr. 1)
Fuchs, P.: Agrarsoziale Situation im Sahel. In: Die Erde 2,3/1985 Imfeld, A.: Hunger und Hilfe. Union, Zürich 1985
Meillassoux, C.: Die wilden Früchte der Frau. Syndikat, Frankfurt/M. 1978
Schmidt-Wulffen, W.: Dürre- und Hungerkatastrophen im Sahel. Gesellschaft und Natur. Kassel 1985 (Urbs et Regio, Bd. 37)