Vorgängerburg des Dilsbergs ist eine Anlage der Grafen von
Lauffen oberhalb des benachbarten Ortes Wiesenbach, die wohl
wegen der unzureichenden Verteidigungsmöglichkeiten und der zunehmenden
Bedeutung und Erschließung des Neckartals als Verkehrsweg Anfang
bis Mitte des 12. Jahrhunderts aufgegeben wurde.
Die Burg besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg.
Innerhalb der Vorburg lag eine Invalidenkaserne (abgebrochen,
heute eine Gartenanlage), die Zehntscheuer, der Marstall mit
dem Fruchtspeicher
und das
Kommandantenhaus. Von der Hauptburg bestehen im Wesentlichen
nur noch die 16 m hohe Ringmauer, das Kellergewölbe eines Palasgebäudes
und ein sechseckiger Treppenturm. Im Hof liegt ein Burgbrunnen
mit einer Tiefe von etwa 46 Metern, der von der Seite des Berghangs
aus durch einen 78 m langen Stollen begangen werden kann. Nach den Untersuchungen, die der Mannheimer Burgenkundler Rainer
Kunze 1999 veröffentlichte, sind im Bauzusammenhang der Burg mehrere
Baustadien festzustellen. Die äußere Form der Burg entspricht
dabei einem halbierten Rundling, wie er im 12. Jahrhundert als
Grundform der Höhenburgen üblich war. Die Burg ist
also in der Gründungsanlage des frühen bis mittleren 12.
Jahrhunderts als Rundling zu rekonstruieren, für dessen volle
Form auf der Ostseite auch der
Platz
vorhanden ist. Dieser Rundling hatte vermutlich einen Wehr- und
Wohnturm in der Mitte des Hofs oder etwas aus der Mitte herausgerückt.
In den 1190er Jahren errichteten die Grafen von Lauffen als
neue Burgbesitzer dann näher an der Mauer einen neuen Bergfried
und an der Nordseite des Berings einen kleinen Palas. Aus dieser
Bauphase könnte der Löwenkopf stammen, der am Eingang des Treppenturm
prangt.
Nachdem Kurpfalz in den Besitz der Burg kam, wurde die Anlage
durchgreifend umgebaut, Bergfried und Palas wurden abgebrochen,
ebenso die alte rundum ziehende Mauer. Aus ihren Steinen wurde
- auf den Fundamenten der alten Mauer - die neue polygonale Mauer
und ein neuer Palas errichtet, der Umfang der Burg wurde im Osten
auf
das heutige
Maß zurückgenommen. Der neue Zugang wurde durch einen Torzwinger
gesichert. Die neue Mauer erhielt, quasi als Ersatz für einen
die Anlage überragenden Turm, turmartige Maueraufsätze, sog.
"Tourellen", die sowohl repräsentative als auch verteidigungstechnische
Funktion hatten.
Reiner Kunze: Zur Baugeschichte der Burg Dilsberg. Neckargemünd-Dilsberg:
Stefan Wiltschko, 1999
Rezension erschienen in Nachrichten & Notizen 4/1999. |