Modellgruppe
A - Bauernhäuser
Dargestellt sind nur die Haupt- (Wohn-)gebäude eines meist mehrere
Gebäude umfassenden bäuerlichen Hofguts. Nur das größte Haus (Nr.
l, Westfalen) steht für den dort gebräuchlichen Typ des Wohnstallhauses.
Die Bauweise ist einfach: Die Häuser sind teilweise in die Erde
eingetieft ("Grubenhäuser"), direkt in die Erde eingelassene Pfosten
tragen das Dach, die Wände werden von Flechtwerk gebildet, das
zur Winddichtigkeit mit Lehm verschmiert wurde ("Wand" = gewundenes
Flechtwerk). Bretterwände oder gar Steinbauten sind zu dieser
Zeit noch nicht gebräuchlich (Ausnahme: Blockhaus slawischen Typs,
Nr. 4)
Diese Bauweise hinterläßt als einzige Spur für die heutige Archäologie
Verfärbungen im Boden (Gruben, Pfostenlöcher), die von der Verwitterung
des organischen Materials herrühren.
Modellgruppe B - Wohnbauten des Adels und der Bürger
Wohntürme baute vor allem der Adel zur Unterstreichung seiner
Standeszugehörigkeit und zur Verteidigung (Nr. 1), aber dann auch
das Bürgertum (Nr. 5, Zürich).
Einfachere Konstruktionen sind die sog. Stabbauten (Nr. 5, flacher
Teil, Nr. 6 - Basel), die den qualitativen Unterschied zu den
bäuerlichen Bauten zeigen: Ein Schwellbalken ruht auf einer steinernen
Packlage und trägt seinerseits die Bretterwände, die in ihn eingelassen
sind (vgl. das Wandbrett aus Raum 1). Die Bauweise ist dauerhafter
und ermöglichte auch (wenn man den Brauch des Spätmittelalters
einfach vorverlegen darf) den Umzug mitsamt dem ganzen Haus.
Für die Zeit noch nicht charakteristisch sind repräsentative Wohnbauten
wie Nr. 3 und 4.
Der Wohnturm Nr. l hat einen Innenraum von insgesamt 156,8 m2,
Wohnturm Nr. 2 von über 160 m2, auf denen aber die große Familie
des Burgherren (ca. 7-8 Personen) mit dem engeren Gesinde unterkommen
mußte, insgesamt also wohl 12-14 Personen.
In der weiteren Entwicklung des Burgenbaus führt dieser Platzmangel
zum Bau von eigenen Wohngebäuden (Palas), der alte Wohnturm (Donjon)
gibt seine wehrtechnisch bedingte Verteidigungsfunktion an den
Turm (Bergfried) ab. Zur Salierzelt sind beide Gebäude (Bergfried
und Palas) noch im Wohnturm vereinigt.
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