Die übrigen
Ausstellungsstücke des Raumes dokumentieren das In der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts, bedingt durchaus durch die politischen
Verhältnisse, gewachsene Selbstbewußtsein adliger und kirchlicher
Kreise, das sich im kostbaren und repräsentativen Charakter der
Kunstobjekte zeigt. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang
die Stücke der Vitrinen 5 und 6 aus dem Umkreis der Weifen. Es
handelt sich zunächst um die Genealogia Welforum (Vitrine 5),
die um 1125 niedergeschriebene Familiengeschichte des weifischen
Geschlechtes, das vom oberschwäbischen Raum (Ravensburg) ausgehend
burgundische Könige stellte, das Herzogtum Bayern innehatte und
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Heinrich dem Löwen,
dem Herzog von Sachsen und Bayern, einen mächtigen Gegenspieler
gegen Kaiser Friedrich Barbarossa hervorbrachte.
Vitrine 6 zeigt ein Evan-geliar (um 1070/1080 entstanden), das
die Weifen dem von ihnen gestifteten Kloster Rottenbuch als Ausstattung
schenkten.
Das Kreuzreliquiar in Vitrine 7 (entstanden um 1125) enthält einen
Splitter vom Kreuz Christi, ein Geschenk des Jerusalemer Patriarchen
an den Stifter der Ordenskirche zum Heiligen Grab in Denkendorf,
der einzigen Kirche dieses Ordens in Deutschland.
Das Selbstbewußtsein, das der Kölner Erzbischof im Bau seiner
Xantener Pfalz entwickelte, zeigt sich auch in den Aufträgen anderer
Kirchenfürsten, die ihre Domkirchen ihrem eigenen Selbstverständnis
entsprechend ausstatteten. Hierzu zählen vor allem Bischof Sigebert
von Minden (1022-1036), der der Überlieferung nach seiner Domkirche
neun kostbare Handschriften geschenkt hat. Aus dieser Gruppe sind
in Vitrine 11 ein Einzelblatt aus einem Lektlonar mit Evangelientexten
mit der Darstellung des thronenden Bischofs (er hält als Zeichen
seiner Gelehrsamkeit ein Buch in der Hand) und ein Elfenbeinrelief
abgebildet. Dieses war ursprünglich für einen Buchdeckel gearbeitet
und bildet den Bischof als Hauptperson deutlich größer als die
Umstehenden ab. Auch das Pontifikale des Bischofs Günther von
Eichstätt (1071/1072, Vitrine 12) verdeutlicht das Selbstbewußtsein
seines Stifters, der in derselben Formensprache wie der König
(Raum 8, Vitrine 11) seine eigenen Vorgänger auf dem Bischofsstuhl
darstellen läßt (Die Umschrift um die Bilder der Bischöfe beginnt
mit den Worten ISTI SVNT VIR! SANCTI QVOS ELEGIT DOMINVS... (Dies
sind die heiligen Männer, die Gott erwählte...) und verzeichnet
Namen und Lobpreis; eine spätere Hand setzte Regierungsjahre und
Todestag hinzu.
Vitrine 14
schließlich enthält Teile des Hezilo-Leuchters, des ältesten erhaltenen
Radleuchters des Mittelalters. Er hat die Form einer Stadtmauer
mit 12 niedrigen und 12 hohen Tortürmen und 24 dazwischenliegenden
Mauersegmenten mit Jeweils 3 Zinnen, die die Kerzen tragen. Radleuchter
sind generell, wie die Fensterrosen der Kirchen, Abbildungen der
Sonne und damit der Majestät Christi, was dadurch unterstrichen
wird, daß sie das Licht und die Helligkeit in die dunklen Kirchenräume
bringen. In dieser Form versinnbildlicht der Leuchter außerdem
das himmlische Jerusalem (Mauerkranz) und verweist mit den 12
niedrigen Toren auf die 12 Stämme Israels und mit den 12 hohen
Tortürmen auf die 12 Apostel. Die Apokalypse des Johannes sieht
die aus der Multiplikation dieser beiden Zahlen entstehende Zahl
144 als die Zahl der Vollendung des Alten im Neuen Testament an.
Die 24 Mauersegmente verweisen auf die 24 Altesten der Apokalypse,
die 3 Zinnen auf jedem von ihnen auf die Dreieinigkeit.
Auf die Formensprache der Salierzeit verweist von den Handschriften
wieder der Psalter in Vitrine 27, der König David mit den Insignien
des mittelalterlichen Herrschers - Krone, Adlerszepter und adlerbekrönter
Reichsapfel - zeigt.
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