Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

April 2002
- Sammlungsblatt -

Johann Peter Hoffmeister
(Heidelberg 1740 - 1772 Mannheim)
Josepha Seyffert, die Maitresse Carl Theodors

Den im Oktober 1740 in Heidelberg geborenen Maler Johann Peter Hoffmeister, Sohn des 1771 verstorbenen Heidelberger Universitätszeichenmeisters Johann Philipp Hoffmeister, zog es von seiner Heimatstadt nach Mannheim in die Nähe des Hofes, wo Kurfürst Carl Theodor ihm zwar finanzielle Unterstützung für einen weiterqualifizierenden Auslandsaufenthalt gewährte, ihm jedoch kein Hofmalerpatent verlieh. Hoffmeister verstarb am 6. Dezember 1772 in Mannheim.

Sein umfangreiches Nachlassverzeichnis führt eine große Zahl von Porträts auf, darunter auch Bürger- und Künstlerporträts.
 

Für sein aus der Sammlung Graimberg stammendes Bildnis der 1748 geborenen Maria Josepha Seyffert - Favoritin des Kurfürsten Carl Theodor -folgte Hoffmeister der seit dem 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts europaweit von den Höfen, dem Adel und später auch gehobenen Bürger-turn geschätzten Form der Überhöhung durch anspielungsreiche, mythologische, biblische, historische, allegorische oder literarische Einkleidung. In diesen sogenannten ,portraits histories' ließen sich besondere Eigenschaften, Lebenseinstellungen und Ansprüche veranschaulichen. Die Vorliebe für solche „Kostümierungen" wurde durch die Leidenschaft der Zeit für das Theater gefördert, die sich auch in der weit verbreiteten Sitte artikulierte, sich in Gesellschaft bei privaten und offiziellen Anlässen zu sogenannten „lebenden Bildern" zu formieren.

Für das ein Jahr vor ihrem Tod von Hoffmeister glatt gemalte und signierte Bildnis hat sich die Porträtierte die Rolle der römischen Flora, der alten sabinischen Gottheit der Blüten und Nahrung spendenden Pflanzen, der Personifikation des Frühlings und der Fruchtbarkeit, auf den Leib schreiben lassen. Diese bei Frauen aller Gesellschaftsschichten beliebte Einkleidung hatte im 17. Jahrhundert beispielsweise Rembrandt in zwei prominenten Porträts für seine schwangere Ehefrau Saskia gewählt (St. Petersburg, Eremitage, und London, National Gallery).

Die Flora-Rolle bot sich für Maria Josepha Seyffert an, schenkte sie dem Kurfürsten doch bis zu ihrem frühen Tod vier Kinder: 1768 waren die Tochter Carolina Josepha Philippina, 1769 zur größten Freude Carl Theodors der Sohn Carl August Friedrich Joseph geboren worden. 1771 erblickten die Zwillingstöchter Eleonore Caroline Josephine und Friederike Caroline Josephine das Licht der Welt, nach deren Geburt die erst 23jäh-rige Favoritin des Kurfürsten am Kindbettfieber verstarb.

Sie schaut den Betrachter vor neutral dunklem Hintergrund in Dreivierteldrehung mit ruhigem Blick, geröteten Wangen und verhaltenem Lächeln an. Hoffmeister hat ihr als charakteristisches Attribut der Flora eine üppige Blumengirlande ins überwiegend aufgesteckte helle Haar gewunden, die von einem blauen Band über die Schulter bis auf den rechten, vor das spitzengefasste tiefe Dekollete gehaltenen Unteram mitschmalgliedri-ger Hand fällt. Die im Farbklang fein differenzierte Blütenpracht besteht vornehmlich aus hellrosa und -gelben Rosen, roten Nelken und hellblauen Vergissmeinnicht.

Maria Josepha Seyffert, Tochter eines Mannheimer Sekretärs und Kanzlisten der Finanzverwaltung, hatte als Ballett-Figurantin die Aufmerksamkeit Carl Theodors erregt und wurde nach der tragischen Entbindung der Kurfürstin Elisabeth Auguste und der zunehmenden Entfremdung der Eheleute 1765 seine Geliebte und zweite mait-resse en titre.

Carl Theodor hatte sich während seiner Ehe bereits schon einmal mit einer Tänzerin vom Hofballett verbunden, mit der quellenkundlich schwer fassbaren Eleonore Huber, der Tochter eines Mannheimer Bäckers. Ihr folgte die Schauspielerin Francoise Despres-Verneuil, die ihm 1762 eine Tochter und 1764 einen früh verstorbenen Sohn schenkte. Als Gräfin von Parckstein in den Adelsstand erhoben, starb sie 1765 in Frankreich. Nach der Liaison mit Maria Josepha Seyffert folgten kürzere erotische Eskapaden des Kurfürsten mit der erst 16jährigen Augusta Wendung, Tochter der damals bekannten Sängerin Dorothea Wendung, und dem Freifräulein Josepha von Leutrum, die von Kurfürstin Elisabeth Auguste in ihren Hofstaat aufgenommen worden war. Seine insgesamt fünf nichtehelichen Kinder versorgte Kurfürst Carl Theodor wie Familienmitglieder, sie erhielten eine gute Versorgung und Erziehung und später standesgemäße Besitzungen. Die Kinder von Maria Josepha Seyffert wurden 1774 zu Reichsfürsten von Bretzenheim gemacht.

1767 verlieh man Maria Josepha Seyffert den persönlichen Adel unter dem Namen von Hey-deck, zwei Jahre später wurde sie in den erblichen Grafenstand erhoben. Nach ihrem frühen Tod wurde sie zunächst in der Carmeliterkirche in Mannheim beigesetzt, fand dann aber in der Kapelle auf Schloß Zwingenberg am Neckar, das ihrem Sohn Karl August als Lehen vom Vater übergeben worden war, ihre letzte Ruhestätte. Ein Marmorepitaph des holländischen Meisters van den Branden schmückt ihr dortiges Grabmal. In einem umfangreichen Nachruf auf ihren Tod ( Mannheim, Reiss-Museum, Inv. Nr. Mh S 1 ) werden ihre vom Kurfürsten besonders geschätzten Tugenden der Demut, Sanftmut und Barmherzigkeit ganz besonders hervorgehoben.

Annette Frese

Literatur:
Friedrich Walter. Der Bildnismaler Johann Peter Hoffmeister, in: Mannheimer Geschichtsblätter 1920, Sp. 127-132
Carl Theodor und Elisabeth Auguste, Ausst.Kat. Kurpfäizisches Museum der Stadt Heidelberg 1979, S. 78, Nr. 50
Elisabeth Eichner. Das kurpfälzische Porträt im 18. Jahrhundert. Untersuchungen zur Porträtmalerei am Hofe der beiden Kurfürsten Carl Philipp (1717-1742) und Carl Theodor (1742-1799). Phil. Diss. Heidelberg 1981, S. 19, 182, Nr. 203
Caroline Hanken. Vom König geküsst. Das Leben der großen Mätressen. Berlin 1996
Lebenslust und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor ( 1724 - 1799 ) zwischen Barock und Aufklärung. Ausst. Kat. Reiss-Museum Mannheim, Stadtmuseum Düsseldorf, Regensburg 1999.
Aufsatzbd: Karl J. Svoboda. Mätressen und Kinder Carl Theodors in seiner Mannheimer Zeit, S. 37 - 42; Günther Ebersold. Karl August Fürst von Bretzenheim, der Sohn Carl Theodors, S. 43 - 47; Katalogbd Nr. 1.6.3, S. 43ff.

siehe auch: Die Kinder, Fürsten Bretzenheim
Palais Bretzenheim
Dieses Bild im Zusammenhang
des Kurpfälz. Museums

Präsentation "Carl Theodor"

Maria Josepha Seyffert, Maitresse Kurfürst Carl Theodors
Öl auf Leinwand, 1770, 67,3 x 57,3 cm
bez. oben rechts: J:P:Hoffmeister/ pinxit 1770
Inv.Nr. G 348
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