Manfred
Bosch
Vom Bürgerschreck zum Theatervisonär: Moritz Lederer - ein europäischer
Grenzgänger.
Mit einem Beitrag von H.-J. Hirsch zum Nachlaß Moritz Lederers
im Stadtarchiv.
84 Seiten mit 32 Abbildungen, Broschur mit Fadenheftung, 21 x
19,8 cm. •
Kleine Schriften des Stadtarchivs Mannheim Nr. 14.
Verlagsbüro v. Brandt, Mannheim
ISBN 3-926260-43-2
Auch die barocke
Länge dieses Buchtitels kann nur lückenhaft umreißen, was das
facettenreiche Spektrum der berichtenswerten Lebensumstände des
Mannheimer Juden Moritz Lederer (1888-1971) ausmacht. Aus lokalhistorischer
Perspektive berührt das Leben dieses bisher nur wenig bekannten
und kaum gewürdigten Sohns der Quadratestadt bedeutende Aspekte
des Mannheims der letzten 100 Jahre: die Reihe beeindruckender
jüdischer Biographien, das unternehmerische Bürgertum und das
revolutionäre Potential Mannheims sowie Praxis und Ausstrahlung
des Mannheimer Theaterlebens.
Lederers persönliche Entwicklung aus problematischen Familienverhältnissen
heraus zunächst als erfolgreicher Unternehmer, über die publizistische
Unterstützung der Räterevolution nach 1918, die abermalige Wendung
hin zum Theater mit der erfolgreichen Managertätigkeit an den
Berliner Bühnen Max Reinhardts, die durch Verfolgung und Emigration
bedingte spätere Beschränkung auf publizistische Tätigkeit und
schließlich deren Einsatz auch für den demokratischen Wiederaufbau
im Nachkriegs-Deutschland heben seine Biographie aber über den
lokalen Horizont auf die Ebene europäischer Kulturgeschichte.
Moritz Lederer als Grenzgänger im tatsächlichen und übertragenen
Sinne hat in dem baden-württembergischen Hebelpreisträger und
verdienstvollen Literatur- und Kulturpublizisten Manfred Bosch
einen kongenialen Biographen erhalten. Wenngleich nur als Skizze,
die diverse Lücken aufweisen muß und damit für die Geschichte
der revolutionären Literatur um Mühsam, Toller und Eisner, für
die Unternehmensgeschichte der Berliner Reinhardt-Bühnen, für
die Entwicklung des Jüdischen Kulturbunds im Nazi-Deutschland
oder für die kulturelle Nachkriegsgeschichte im deutschen Südwesten
interessante Forschungsansätze offenlegt, wurde von Bosch ein
lebendiges Bild dieses außergewöhnlichen Mannes gezeichnet.
Der Beitrag von Hans-Joachim Hirsch über den Nachlaß Lederers
im Mannheimer Stadtarchiv liefert die Begründung für die Veröffentlichung
dieser Kleinen Schrift und legt die Quellen dar, mit denen noch
so manches Desiderat nicht nur der Mannheimer Vergangenheit erforscht
werden kann. Also ein weiterer Baustein für die ausstehende Gesamtdarstellung
der 400jährigen Geschichte Mannheims und - als pars pro toto -
der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
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