Kurzabriss
der jüdischen Geschichte Mannheims
Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde
fester Bestandteil der Mannheimer Bevölkerung. Mehrfach erneuerte
"Konzessionen" der pfälzischen Kurfürsten gewährten den Juden
relativ weitreichende Rechte. Als Gewerbetreibende und Spezialhandwerker,
Handels- und Geldleute spielten sie eine unverzichtbare Rolle
im Leben der Stadt. Im 19. Jahrhundert wirkten Mannheimer Juden
an den Bestrebungen um politische Partizipation mit und erreichten
in Baden schrittweise konfessionelle und staatsbürgerliche Gleichstellung.
Am Aufstieg Mannheims zur führenden Handels- und Industriemetropole
Südwestdeutschlands waren jüdische Kaufleute und Bankiers führend
beteiligt. Als Lehrer, Ärzte und Rechtsanwälte leisteten Juden
ihren Beitrag zum sozialen, politischen und geistigen Leben der
Stadt. Durch großzügige Stiftungen stellten sie ihren Bürgersinn
und ihre Heimatverbundenheit unter Beweis.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog die jüdische
Gemeinde Mannheim, die damals die stärkste jüdische Gemeinde in
Baden war, zunächst Zuwanderer aus dem Umland an; zunehmende Diskriminierung
und wirtschaftlicher Druck zwangen jedoch auch hier immer mehr
jüdische Menschen zu Emigration oder Flucht. Bereits um zwei Drittel
ihrer ursprünglichen Stärke reduziert, beendete die Deportation
der badischen und pfälzischen Juden nach Gurs im Oktober 1940
das jüdischen Gemeindeleben in Mannheim. Mehr als 2 000 jüdische
Menschen aus Mannheim kamen als Opfer der nationalsozialistischen
Verfolgung ums Leben.
Nach schwierigem Neuanfang in Ruinen nahm die jüdische Gemeinde
mit dem neuen Gemeindezentrum und der Synagoge in F 3 wieder einen
Platz in der Mitte der Stadt ein - die Verluste, nicht zuletzt
für das gesellschaftliche und kulturelle Leben der gesamten Stadt,
sind gleichwohl unersetzlich.