Kurfürst Friedrich IV.
* 5. März 1574 in Amberg; † 19. September 1610
in Heidelberg, Pfälzischer Kurfürst 1583-1610.
Friedrich
war der Sohn des Pfälzischen Kurfürsten Ludwig VI. und
der Elisabeth von Hessen, einer Tochter des Landgrafen Philipp
des Großmütigen von Hessen. Als sein Vater im Jahr 1583
starb, übernahm sein calvinistischer Onkel, Pfalzgraf Johann
Kasimir von Pfalz-Simmern, bis 1592 als Kuradministrator
Vormundschaft und Regentschaft in der Kurpfalz. Friedrich
wurde calvinistisch erzogen und wandte sich 1587 freiwillig
diesem Bekenntnis zu.
Bei dessen Tod 1592 konnte er eine erneute
Vormundschaft seines lutherischen Verwandten Pfalzgraf Reichard
von Simmern abwehren und selbständig die Regierung
der Kurpfalz antreten. Nach dem Antritt im Erbe seines Vormunds
Johann Casimir (Pfalz-Lautern) trat er 1598 auch das Simmernsche
Erbe an und vereinigte so weite Teile der ehemals geteilten
Pfalz.
In der Oberpfalz, wo er sich 1596 - 1598 aufhielt
und wo 1596 sein Sohn Friedrich geboren wurde, bemühte
er sich, die Religionspolitik ohne Zwang zu betreiben.
Friedrich heiratete am 23. Juni 1593 in Dillenburg
Luisa Juliana (1576-1644), die Tochter Wilhelms von Oranien
und dessen Frau Charlotte von Bourbon-Montpensier. Sein
Gesundheitszustand war infolge seines ausschweifenden lebens
und seiner Trinkfreudigkeit bald angeschlagen und wohl nach
einer 1606 zugezogenen Alkoholvergiftung nachhaltig zerrüttet.
Seine Tagebücher sind voller Notizen, war er "wieder
vol gewest" war.
In engem Zusammenwirken mit der Politik und
den Interessen seines niderländischen Schwiegervaters
gründete Kurfürst Friedrich IV. 1606 die Festung Friedrichsburg
in der Nähe des Fischerdorfes Mannheim, um mit diesem Sperrwerk
am Unteren Neckar Spanien den Weg von Burgund nach den Niederlanden
zu verlegen. 1607 schloss sich die Gründung der neuen
Stadt Mannheim in unmittelbarer Nachbarschaft der Festung
an der Stelle des alten Dorfs an. Beide greifen einen in
der Renaissance verbreiteten rationalistischen Grundriss
auf, die Tatsache jedoch, dass der Niederländer Barthel
Janson, der von 1606 - 1610 in pfälzischen Diensten stand,
den Plan lieferte, erlaubt es allein nicht, von einem "typisch"
niederländischen Grundriss zu sprechen. Die neu gegründete
Stadt sollte durch großzügige Privilegien , wie
die Befreiung vom Frondienst oder die Befreiung der Ausländer
auf 20 Jahre von der Grundsteuer gefördert werden.
Maßgebliche Führungskraft wurde
in dieser Zeit Christian von Anhalt, der die alte Unionspolitik
Pfalzgraf Johann Casimirs im protestantischen Lager fortsetzte.
Damit stieß die Pfalz aber auf Widerstand des Kurfürstentums
Sachssen, das einerseits kaisertreu war, andererseits selbst
die Führungsrolle beanspruchte. Der Übergriff
Bayerns auf Donauwörth 1607 gab dann den Anstoß
zum Zusammenschluss der Protestanten in der Protestantischen
Union 1608, deren Führung Kurfürst Friedrich IV.
übernahm.
Während seiner Regierungszeit ließ Friedrich
1601 - 1607 im Heidelberger Schloss den nach ihm benannten
Friedrichsbau im Stil der Spätrenaissance errichten.
Die von Meister Sebastian Götz aus Chur geschaffene Wittelsbacher
Ahnengalerie an der Hoffassade des Friedrichsbaus stellt
die Dynastie als tragendes Fundament der konfessionellen
Orientierung dar.
Friedrich starb 1610, wie es die katholische Propaganda wissen wollte "an seinem ausschweifenden
Lebenswandel", in Heidelberg, wo er in der Heiliggeistkirche
begraben wurde.
Aus der Ehe mit Luisa Juliana von Oranien
gingen acht Kinder hervor:
- Louise Juliane (1594-1640) oo 1612 Pfalzgraf Johann
II. von Zweibrücken-Veldenz (1584-1635)
- Katharina Sophie (1595-1626)
- Friedrich V.
(1596-1632) oo 1613 Prinzessin Elisabeth
von England (1596-1662)
- Elisabeth Charlotte (1597-1660) oo 1616 Kurfürst Georg
Wilhelm von Brandenburg (1595-1640)
- Anna Eleonore (1599-1600)
- Ludwig Wilhelm (*/† 1600)
- Moritz Christian (1601-1605)
- Ludwig Philipp (1602-1655) oo 1631 Prinzessin Maria
Eleonore von Brandenburg (1607-1675) Tochter von Joachim
Friedrich v. Brandenburg
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