Schiller liest seinen Mitschülern im Bopserwald Szenen aus
den „Räubern“ vor
Aquarellierte Federzeichnung von C.A. Heideloff
Gemeinsam mit seinen Freunden Friedrich Wilhelm von Hoven, Wilhelm
Petersen, und Georg Friedrich Scharffenstein hatte Schiller in
der Akademie eine Art Dichterclub gegründet. Die Mitglieder mussten
sich heimlich treffen, da in der Karlsschule eine strenge Zensur
in Bezug auf die Lektüre der Zöglinge herrschte und die Beschäftigung
mit den unkonventionellen Werken der jüngeren Autorengeneration
wie Goethes »Leiden des jungen Werther« strengstens untersagt
war – die verbotenen Bücher wurden dennoch in die Lehranstalt
geschmuggelt und begeistert gelesen. Schiller und seine Freunde
verfassten selbst literarische Werke, von denen die meisten nie
veröffentlicht wurden. In seinen letzten Schuljahren arbeitete
Schiller in jeder freien Minute, die ihm sein angefüllter Stundenplan
ließ, an seinem rebellischen Jugenddrama »Die Räuber«. Eine legendenhafte
Überlieferung berichtet, der junge Dichter habe sich gemeinsam
mit einigen Freunden bei einem sonntäglichen Spaziergang im Bopserwald
von den übrigen Schülern abgesondert, um ihnen in der romantischen
Umgebung aus seinem Manuskript vorzulesen. Wie eng der Zusammenhang
zwischen Schillers Medizinstudium an der Karlsschule und seinen
poetischen Arbeiten damals war, zeigt sich daran, dass er in einer
medizinischen Abhandlung als Beleg für eine seiner Thesen sogar
ein verstecktes Zitat aus den »Räubern« einfügte.
Foto: Deutsches Literaturarchiv / Schiller-Nationalmuseum
Marbach am Neckar
Text: WLM