Die Keramik-Sammlung
des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart
Die Keramikgeschichte
der Neuzeit ist im Ludwigsburger Museum keine lückenlose Darstellung,
sondern entspricht den Sammlungsschwerpunkten des Hauses. Hierzu
gehört die reiche Fayencesammlung des Landesmuseums. Besucherinnen
und Besucher erhalten einen Eindruck von der wechselvollen und spannenden
Geschichte der Fayence: Sie reicht den frühen Versuchen, asiatisches
Porzellan zu imitieren bis zur höchsten Blüte in der Mitte des 18.
Jahrhunderts, als Fayencen eine hochrangige Konkurrenz für europäisches
Porzellan darstellten. Ihr Niedergang erfolgte im späten 18. und
frühen 19. Jahrhundert, als Porzellan billig und Steingut zur zusätzlichen
Konkurrenz wurde. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Keramikmuseums
ist die europäische Porzellankunst. Ausgestellt auf 800 m2, entspricht
dies rund der Hälfte der gesamten Ausstellungsfläche. Die großen
europäischen Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts, die bereits
vor der Ludwigsburger Manufaktur (1758) existierten, werden entsprechend
der Bestände des Landesmuseums präsentiert: Meißen und Wien ausführlicher,
Höchst, Berlin, Fürstenberg und Frankenthal exemplarisch. Prächtig
nehmen sich die Glanzstücke der Ludwigsburger Manufaktur und ihre
Höhepunkte in der Geschirrproduktion aus: große Prunkvasen von G.F.
Riedel, Tierfiguren, das berühmte Schuppenservice, das Kaffeegeschirr
mit den grandiosen Blumenmalereien von F. Kirschner. Außerdem erfolgt
eine Gegenüberstellung mit Erzeugnissen anderer Manufakturen, z.B.
das berühmte Wappenservice aus Meißen und das Prunkservice im Auftrag
Herzog Carl Eugens. Die Geschichte der 1758 gegründeten Manufaktur
Ludwigsburg wird in zehn Stationen nachgezeichnet. Eine besondere
Attraktion ist die so genannte "Venezianische Messe", die aus der
Ludwigsburger Manufaktur stammt: Die vielteilige Tafeldekoration
bildet im Miniaturformat die St. Markus-Messe ab, die Carl Eugen
nach italienischem Vorbild jedes Jahr in Ludwigsburg abhalten ließ. Für
die Liebhaber, Sammler und Spezialisten unter den Besuchern präsentiert
das Landesmuseum seine mehr als 2000 Stücke umfassende Sammlung
Ludwigsburger Porzellans fast vollständig in einer so genannten
Studiensammlung: Hier stehen die Schätze dicht an dicht! Eine bunte
Palette an kulturgeschichtlichen, künstlerischen oder stilgeschichtlichen
Aspekten vertiefen das Thema Porzellan. Frühstücksgeschirr, Portraittassen
und Galanteriewaren - von Schnupftabaksdosen und Stockgriffen bis
zur Bartschneideschale und Schreibutensilien - erzählen von der
weit verbreiteten Verwendung des Porzellans im Alltagsleben am Hof.
Geschirrerfindungen und bevorzugte Gefäße des 18. Jahrhunderts waren
Blumenübertöpfe und -steckgefäße, Potpourris und Brules-Parfum,
Aufsätze für Gewürze, Deckelterrinen, Kühlgefäße und Körbe aus Porzellan.
Die in Mode gekommenen exotischen Heißgetränke Tee, Kaffee und Schokolade
erforderten spezielle, von der Art ihrer Zubereitung geprägte Kannen
und Utensilien. In der Abfolge der präsentierten Objekte und ihren
bewegten oder schlichten Formen ist die Stilentwicklung vom Rokoko
über das Empire bis zur Biedermeierzeit ablesbar. Und am Typus des
"Dejeuner", des Frühstücksgeschirrs für eine oder zwei Personen,
wird der Wandel in Form und Farbgebung für die Zeit von etwas 1765
bis 1820 besonders deutlich. Ein eigener Raum ist der etwa 800 Stücke
umfassenden Sammlung italienischer Majolika des 16. Jahrhunderts
gewidmet. Die repräsentativen Schauobjekte in leuchtenden Farben
wurden von Herzog Carl Eugen gesammelt und zeugen von seiner Italienliebe.
Die nun in Ludwigsburg ausgestellte Sammlung stellt den zweitgrößten
Bestand an italienischer Majolika in Deutschland dar. Die grandiosen
Kostbarkeiten des neuen Keramikmuseums werden auf fast 2000 m² im
Obergeschoss des südlichen Neuen Hauptbaus präsentiert. Für die
Besucher attraktiv sind sicherlich auch die einzelnen Ausstellungsräume:
Hier konnte durch die Restaurierungsarbeiten der vergangenen Jahre
der barocke Stuck und sogar Deckenfresken aus der Erbauungszeit
unter Herzog Eberhard Ludwig freigelegt werden. Öffnungszeiten:
täglich 10 - 17 Uhr Informationen und Führungen Schlossverwaltung
Ludwigsburg Schlossstraße 30 71634 Ludwigsburg Tel. (0 71 41) 18
20 04 Fax (0 71 41) 18 64 34 E-Mail Info@schloss-ludwigsburg.de
Internet: www.schloss-ludwigsburg.de, www.barockerlebnis-ludwigsburg.de,
www.landesmuseum-stuttgart.de
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