16.1.08
Transnationale Bewerbung um Aufnahme des architektonischen
und städtebaulichen Werks Le Corbusiers ins UNESCO-Welterbe
Unterzeichnung des Stuttgarter Bewerbungsbeitrags
Unter der Federführung Frankreichs reichen sieben Staaten gemeinsam
den Antrag zur Aufnahme des architektonischen und städtebaulichen
Werks von Le Corbusier beim Welterbezentrum der UNESCO in Paris
ein. Als deutscher Beitrag werden zwei Häuser der Stuttgarter
Weissenhofsiedlung in die Bewerbung aufgenommen, die Le Corbusier
1927 für die Werkbundausstellung in Stuttgart entwarf und die
seither als Sinnbild einer modernen Lebensweise und einer neuen
Ästhetik gelten. Der baden-württembergische Wirtschaftsminister
Ernst Pfister, Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster und der
Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Matthias Hahn, haben heute
gemeinsam den Stuttgarter Beitrag für diesen Antrag unterzeichnet.
Insgesamt umfasst der gemeinsame Antrag der sieben Staaten damit
23 herausragende architektonische und städtebauliche Werke Le
Corbusiers, die als besonders prägend für sein Werk zur Aufnahme
in die Welterbeliste ausgewählt wurden.
Wirtschaftsminister Ernst Pfister, oberster
Denkmalschützer im Land und damit zuständig für Welterbeanträge,
freut sich, dass der Antrag nun auf den Weg gebracht wird: "Baden-Württemberg
kann sich auch mit herausragenden Baudenkmalen des 20. Jahrhunderts
präsentieren". Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster hebt die
Bedeutung für die Landeshauptstadt hervor: "Mit der Weissenhofsiedlung
ist 1927 in Stuttgart ein wichtiger Beitrag für die moderne Architektur
gelungen. Unsere Anstrengungen für den Erhalt und die Pflege tragen
Früchte." Baubürgermeister Matthias Hahn sieht den Zusammenhang
zur aktuellen Architekturdiskussion: "Der Antrag macht den ästhetischen
und sozialen Anspruch der modernen Architektur deutlich, der auch
heute eingelöst werden muss."

Bild: Weißenhofsiedlung Stuttgart, Haus Le Corbusier, Rathenaustraße,
1990
Le Corbusier (1887-1965) hat die Architektur des 20. Jahrhunderts
mit seinen Bauten, einer Vielzahl radikaler Projektideen und theoretischen
Schriften tiefgreifend geprägt. Er kann als erster Architekt gelten,
der auf allen Kontinenten tätig war. Er hinterließ ein Werk, das
weniger durch den zahlenmäßigen Umfang an Bauten als durch deren
konzeptionellen und gestalterischen Geist hervortritt.
Sieben Staaten in denen Le Corbusier als Architekt
wirkte, wollen diese Sonderrolle Le Corbusiers mit der Aufnahme
seines Werks in das Weltkulturerbe würdigen: Frankreich, die Schweiz,
Belgien, Argentinien, Japan, Indien und Deutschland. Seit Sommer
2004 war unter Federführung des französischen Kulturministeriums
eine internationale Arbeitsgruppe tätig, um den Aufnahmeantrag
zu erarbeiten. Nach intensiven Beratungen und architekturgeschichtlichen
Prüfungen werden insgesamt 23 architektonische und städtebauliche
Werke Le Corbusiers zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste vorgeschlagen,
die für die architektonischen Ideen Le Corbusiers eine besondere
Rolle spielen. Diese Liste bildet mit Bauten von 1912 bis 1965
alle Phasen seines Werkes ab. Um dessen Vielschichtigkeit gerecht
zu werden, wurden die Bauten im Antrag thematisch geordnet. Deutschland
ist in dieser Serie mit den beiden Häusern vertreten, die Le Corbusier
1927 für die Weissenhofsiedlung in Stuttgart entwarf. Die fachliche
Arbeit für den deutschen Beitrag wurde vom Amt für Stadtplanung
und Stadterneuerung der Landeshauptstadt Stuttgart in enger Abstimmung
mit dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg als oberster
Denkmalschutzbehörde sowie dem Landesamt für Denkmalpflege im
Regierungspräsidium Stuttgart geleistet. Nach der Unterzeichnung
des deutschen Beitrags sowie der Unterzeichnung der anderen beteiligten
Staaten wird der gesamte transnationale Antrag am 30. Januar 2008
von der französischen Kulturministerin Christine Albanel beim
Welterbezentrum in Paris eingereicht. Danach folgt eine voraussichtlich
mehrjährige Prüfung des Antrags. Über die Aufnahme in die Welterbeliste
entscheidet das einmal im Jahr zusammentretende Welterbekomitee.
Baden-Württemberg ist derzeit mit drei UNESCO-Labels ausgezeichnet.
Seit 1994 gehören das Kloster Maulbronn, seit 2001 die Klosterinsel
Reichenau und seit 2005 der Obergermanisch-Rätische Limes zum
UNESCO-Welterbe.
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